Sonntag, 25. Juni 2017

Der Missionseifer des Christopher Kolumbus



Der Entdecker Amerikas ist besonders im letzten Jahrhundert zu einer sehr umstrittenen Figur geworden. Nicht nur wird über seine Herkunft gerätselt – er wäre Kryptojude gewesen und habe eine Art Israel für alle aus Spanien verstoßenen Juden gründen wollen –, es wird auch das Bild des grausamen und skrupellosen Abenteurers vermittelt.
Um ein anderes Bild von Kolumbus zu zeichnen, möchte ich hier einige Zitate wiedergeben aus dem Schreiben, das Papst Leo XIII. anlässlich der Vierhundertjahrfeier 1892 an die Erzbischöfe und Bischöfe Spaniens, Italiens und Nord- und Südamerikas richtete.
Der Papst schreibt:

„In Kolumbus hatte sich das Interesse an der Natur mit dem Eifer für die Religion vereinigt, und er hatte seinen Geist nach den dem katholischen Glauben entnommenen Lehren gebildet. Als er daher durch seine astronomischen Studien und die Schriften der Alten die Erkenntnis gewonnen hatte, dass jenseits der Grenzen des bekannten Erdkreises weite Ländergebiete im Westen sich ausdehnten, die bis dahin noch kein Mensch erforscht, da zog an seinem Geiste die ungeheure Menge Unglücklicher vorüber, welche, von bejammernswerter Finsternis umgeben, sinnlosen Gebräuchen und dem Glauben an eingebildete Götzen ergeben wären; wie viel trauriger aber noch, der Kenntnis der höchsten Dinge zu entbehren und in Unkenntnis des Einen wahren Gottes zu sein. Indem er dies erwog, fasste er den Plan, vor allem das Christentum und die Wohltaten der christlichen Liebe im Westen auszubreiten.“

Dies belegt Leo XIII. mit folgenden Zitaten:

Kolumbus schrieb an die Katholischen Könige Ferdinand und Isabella, dass „ihnen eigener Ruhm, die Unsterblichkeit gesichert sei, wenn sie Christi Namen und Lehre in so fernen Gegenden zu Ehren brächten.“

Er sagten dem Königspaar auch, dass es nur katholische Christen in die Neue Welt lassen sollte*, um Handelsbeziehungen mit den Einheimischen aufzunehmen, da „bei seinem Unternehmen die Ausbreitung und Ehre der christlichen Religion sein einziges Ziel war.“

Gegenüber Raphael Sanchez äußerte sich Kolumbus in einem Brief, „Jesus Christus müsse auf Erden wie im Himmel sich freuen und triumphieren, da das Heil so zahlloser Stämme, die vorher dem Untergang zueilten, so nahe sei.

An Papst Alexander VI. schrieb er schließlich:

„Ich habe das Vertrauen, dass ich den geheiligten Namen Jesu Christi und das Evangelium mit Gottes Hilfe dereinst möglichst weit werde ausbreiten können.“

So schreibt normalerweise kein skrupelloser Eroberer, der die einheimische Bevölkerung knechten möchte, denn er hätte wissen müssen, dass bald viele Ordensleute in die neuen Gebiete kommen würden, um den Einheimischen das Evangelium zu verkünden – und diese auch zur Not zu verteidigen, wie es ja später in Lateinamerika so häufig der Fall war. Nicht zuletzt hatte sich nach der Entdeckung und Bekehrung der Kanarischen Inseln ein knappes Jahrhundert zuvor Papst Eugen IV. gegen die Versklavung der Einheimischen gewandt.

(Quelle: die katholischen Missionen, 1892)

*Das sollte eigentlich als Argument gegen die „Judenhypothese“ genügen.


Hier noch ein Artikel von The Remnant über die Beantragung der Seligsprechung Kolumbus’ durch die Konzilsväter auf dem Ersten Vatikanischen Konzil.

Samstag, 24. Juni 2017

Zum 3. Sonntag nach Pfingsten: die Hirtensorge des göttlichen Herzens

(Quelle: Toby Hudson)


Andächtige Christen! Die Hirtensorge des göttlichen Herzens Jesu ist noch nicht erstorben. Noch irrt draußen in der Wüste, getrennt von dem wahren Schafstall, ein verirrtes Lamm; es ist die Heidenwelt. Auch sie muss aufgesucht und heimgetragen werden. Da ist noch viel Hirtenarbeit zu tun, noch viel Hirtensorge zu tragen, bevor die Hirtenfreude voll werde in dem Herzen unseres Gottes. 

Seine suchende und rettende Hirtenliebe übt der göttliche Heiland durch alle Jahrhunderte in dem Missionswerk seiner heiligen Kirche. Das Missionswerk ist eine Hirtenarbeit, die das Verlorene sucht und das Wiedergefundene mit Freuden heimträgt. Die wahre Missionsliebe handelt und spricht wie die göttliche Hirtenliebe. Das aufrichtige Missionsherz ist ein Hirtenherz, ein Heilandsherz.


(Aus: Robert Streit O.M.I.: Missionspredigten, Herder, 1913)

Mittwoch, 21. Juni 2017

St. Aloysius: auch ein Heiliger, der in die Mission wollte




„Aloysius hoffte, auch er werde vielleicht eines Tages nach Indien und Japan geschickt, um die Seelen zum wahren Glauben zu bekehren.“



(P. Virgilio Cepari im Leben des Heiligen, I. Buch, 9. Kapitel [Aus: die katholischen Missionen, 1891)



Samstag, 17. Juni 2017

Besuch in der Erzabtei St. Ottilien

Portal der Abteikirche, leider ohne den imposanten Turm


Heute war ich seit langer Zeit mal wieder in der Erzabtei St. Ottilien, dem Sitz der Missionsbenediktiner, die den Lesern dieses Blogs bestimmt nicht unbekannt sind. Bei früheren Besuchen in der Dublettenkammer von Bruder Norbert O.S.B. (R.I.P.) habe ich den Großteil meiner Ausgaben von „die katholischen Missionen“ ergattert. Diesmal haben wir uns besonders das umgebaute Missionsmuseum angesehen – nachfolgend einige Eindrücke aus St. Ottilien, die ich gerne mit meinen Lesern teilen möchte.

Die Ausstellung beginnt mit einer Büste von Erzabt Norbert Weber O.S.B., dessen recht turbulente Regierungszeit die größte Ausdehnung der Missionbenediktiner sah. 



Weiter geht es mit afrikanischen Alltagsgegenständen ... und jeder Menge ausgestopfter Tiere!





Auch eine schöne Monstranz aus der Mission in Deutsch-Ostafrika wurde ausgestellt (im Hintergrund ein Foto mit dem damaligen P. Cassian Spiß, auf den wir noch zu sprechen kommen werden):



Ein Freikaufschein für einen Sklaven. Der Sklavenfreikauf war bekanntlich eine wichtige Tätigkeit der Missionare, vor allem in Ostafrika, wo die arabischen Sklavenjäger ihr Unwesen trieben und ganze Landstriche fast entvölkerten:



Tafel zu Bischof Cassian Spiß, der bei einem Aufstand ums Leben kam. Mehr über ihn hier.




Hier einige Gegenstände, man kann wohl sagen Reliquien, dieses großen Missionsbischofs und seiner Ordensleute, die mit ihm zusammen umkamen:



Bischof Cassians Kelch hatte eine ganz eigene Geschichte, wie man auf der Tafel lesen kann:



Auch der Märtyrer von Tokwon wurde gedacht, die in Nordkorea von den Kommunisten entweder hingerichtet wurden oder, wie Abtbischof Bonifaz Sauer, den Strapazen der Lagerhaft erlagen.



Hier die Messutensilien, die zwei Brüder mit in die Lagerhaft bringen konnten:



Auch die Fortbewegungsmittel der Missionare konnte man begutachten, wie dieses bayerische Erzeugnis:


Die Waffenkammer:




Danach ging es in die Abteikirche. Dieser Seitenaltar wurde u. a. von den Lesern der Missionszeitschrift „das Heidenkind“ gestiftet. „Lies, merks u. gedenks“ mahnt die Tafel auf der Epistelseite.



Dann noch zu den Gräbern einiger Erzäbte (Erzabt Weber starb in Bagamoyo in Tansania) und Abtbischöfe in den Missionen:



Ein schöner Besuch, der auch an all die Missionsbenediktiner erinnert, die der „Menschensorge für Gottesreich“ (Buchtitel von Erzabt Weber) nachgingen und gemäß dem Ordensmotto das „Lumen Caecis“, das „Licht der Blinden“ den Heiden predigten.


Deo gratias!

Donnerstag, 15. Juni 2017

Gewaltiges Fronleichnamsfest im kongolesischen Dschungel


Abend des Fronleichnamsfests! Die Sonne verschwindet hinter den Urwaldbäumen. Nun ist es wieder möglich, ohne Tropenhelm in der Wundernatur zu wallen. Die Prozession zieht aus der Kirche, glanzvoll und licht, in den stillen Abend hinaus unter frommem Sakramentsgesang.

Voran die Kinder weiß gekleidet, Blumen streuend, Palmen schwingend, Hosanna singend. Dann umringt von 32 Messdienern mit Rauchfässern, Schellen, Leuchtern, der Traghimmel, und unter ihm die Missionare mit dem Allerheiligsten. Es folgen 6000 Kerzenträger, Männer und Frauen. Der Zug geht durch die Palmenalleen zu dem Riesenaltar hin, der dort am Urwaldrand aufgebaut ist und im Glanz von 300 Ölfackeln strahlt. Nieder kniet im Lichtmeer die Menge, des Segens harrend, während aus der Dunkelheit drüben die Heidenaugen aufleuchten und sich fragen: „Was soll das bedeuten? Etwas Göttliches muss das sein!“

Woher haben alle diese Leute ihre Kerzen hier in Afrika?

Sie hatten mit einem portugiesischen Handelsmann einen Kontrakt geschlossen: „So und so viel Palmenkerne, Kopal und Elfenbein verschaffen wir dir, wenn du uns für Fronleichnam europäische Kerzen besorgst.“

Außer einem prächtigen Fest brachte mir das noch einen Vorteil: sie nahmen die Kerzenreste nicht mit nach Hause, sondern legten sie zusammen zu Füßen des Altares, um den Gottesdienst weiterhin zu verherrlichen.


(Aus: Joseph Fräßle, Meiner Urwaldneger Denken und Handeln, leicht angepasst)

Donnerstag, 8. Juni 2017

Flüchtlingsmission – jetzt erst recht

Ich bin momentan auf Reisen, darum will ich nur kurz den Fall Arnschwang kommentieren. Der Mord an einem Kind durch einen katholischen Afghanen ist durchaus tragisch – gerade weil er von einem Katholiken begangen wurde , nur scheint es immer mehr, dass der Teufel hier eine Medienkampagne entfacht, die bei anderen  teils noch schockierenderen  Gewalttaten durch (nichtkatholische) Flüchtlingen ausbleibt.

Ich habe bereits früher P. Streit und Bischof Schreiber zitiert (hier und hier), dass jede Menschenseele das Recht hat, den katholischen Glauben mitgeteilt zu bekommen – und die Kirche die Pflicht, diesen mitzuteilen. Nur, weil sich jemand taufen und dann nicht von der Gnade Gottes umwandeln lässt, kann man die katholische Missionsarbeit nicht in Zweifel ziehen. Sie steht auf dem festen Fundament des letzten Willens unseres Herrn: „Gehet hin und lehret alle Völker“. So wollen wir auch nicht in unserem Missionsgebet und unseren weiteren Bemühungen in diesem Anliegen nachlassen.

Gott will die Mission unter den Flüchtlingen!

Sonntag, 4. Juni 2017

Die ergreifende Missionspredigt von Pius XI. zu Pfingsten



Anlässlich des großen Missionsjahres 1922 (300-jähriges Bestehen der Kongregation Propaganda Fide, 300-jähriges Jubiläum der Kanonisierung des hl. Franz Xaver) gab es weltweit große Festlichkeiten, natürlich auch in Rom. Am Pfingstfest 1922 hielt Papst Pius XI. beim Pontifikalamt eine ergreifende Missionspredigt. Nachfolgend der Bericht von P. Alfons Väth S.J.:

In der prächtigen Theatinerkirche Sant‘ Andrea della Valle, die häufig Zeuge von Missionsfesten ist, wurde das vom verstorbenen Papst [Benedikt XV] angeordnet Triduum gefeiert. In den Abendandachten predigten Kardinal Laurenti, Prälat J.B. Rosa und Kardinal Massi. Die Beteiligung war für römische Verhältnisse, wo sich Kirche an Kirche reiht, ungewöhnlich stark, am letzten Tag, Pfingsten, so stark, wie sie selten eine römische Kirche erlebt. Aber am Morgen des Pfingstfestes hatte sich schon die feierlichste Handlung des Jubelfestes vollzogen: die Pontifikalmesse im hohen Petersdom.

Das hehre Schauspiel bleibt dem Rompilger, der zum ersten Mal Zeuge sein darf, unvergesslich. Stunden zuvor beginnen die Scharen sich in den gewaltigen Bau zu drängen. Immer neuen Tausenden gewährt er mühelos Aufnahme. Abteilungen der päpstlichen Leibwachen in glänzenden Uniformen beziehen ihre Posten. Priester, Seminaristen und Schwestern füllen in unübersehbaren Reihen das Mittelschiff, Vertreter der Ritterorden, der Diplomatie und des Adels in Gala das lange Chor. So bietet schon die Zeit des Wartens des Neuen und Überraschenden genug. (…)

Eine Bewegung, die plötzlich die Menschenmasse durchzuckt, zeigt uns an, dass der Festzug aus dem Vatikan durch die Seitenkapelle in die Basilika einzutreten beginnt: Nobelgardisten und Hofleute, Prälaten in feierlicher Tracht, über hundert Bischöfe und Äbte in Pontifikalgewändern und weißer Mitra, 24 Kardinäle in majestätischem Purpur. Und dann aus weiter Ferne Trompetenschall, Evviva-Rufe und Händeklatschen. Und dort erscheint der Statthalter Christi, mit der dreifachen Krone geschmückt, auf hohem Thron, von dem Baldachin überschattet. Der Jubel pflanzt sich fort, wie sich der Zug unter den Klängen des Triumphmarsches und dem Gesang des Tu es Petrus langsam dem Chor zubewegt. Selbst der kühle Nordländer wird fortgerissen und fühlt sich einmal als Römer.

Es folgen die langen eigenartigen (d. h. besonderen) Zeremonien der von Choralgesang begleiteten Papstmesse. Endlich naht der Höhepunkt des heiligen Opfers, die Wandlung. Ein Kommandoruf. Die Garden sinken in die Knie und salutieren. Lautlose Stille. Pius XI. erhebt die heilige Hostie nach drei Seiten, und wie vom Himmel herab ertönt der reine Klang der Silbertrompeten in zitternder lieblicher Melodie.

Die Papstmesse nimmt ihren Fortgang. Drei Stunden dauert die heilige Handlung. Schließlich wendet sich derselbe feierliche Zug, diesmal in meiner nächsten Nähe unter dem begeisterten Jubel von vielen tausend Menschenherzen wieder durch die ganze Länge des gewaltigen Domes der Seitenkapelle und dem Vatikan zu.
Was dieses Pontifikalamt vor den übrigen auszeichnete, war die Missionspredigt des Heiligen Vaters nach dem Evangelium. Mit weithin dringender Stimme sprach er von seinem Thron in der Apsis dreiviertel Stunden lang. Die formvollendete, ernste und eindringliche, an manchen Stellen sich zum höchsten Flug der Beredsamkeit erhebende Ansprache galt Urbi et Orbi, Rom und der Welt, und reiht sich den großen Missionskundgebungen Benedikts XV. würdig an.

Ausgehend vom Pfingstwunder und seiner welterneuernden Bedeutung, gedachte er der Stiftung der Propaganda vor 300 Jahren, wobei er die Zeitumstände ihrer Geburt, die Verbreitung des Irrglaubens und das Neuerwachen katholischen Lebens, streifte und kurz den Doppelzweck der Stiftung zeichnete, die Erhaltung des gefährdeten Glaubens beim katholischen Volk und die Gewinnung der Heiden. In begeisterten Worten schilderte er sodann ihr Wirken während der drei verflossenen Jahrhunderte und das großartige Schauspiel, das sich heute auf dem Missionsfeld abspielt. Heißer Dank gebührt Gott für den herrlichen Erfolg der Heidenbekehrung. Sodann fuhr der hohe Redner fort:

„Wenn Unsere Dankbarkeit gegen Gott und all die edlen Seelen, die das Werkzeug seiner Gnade waren und sind, keine Grenzen kennt, anders Unsere Freude. Ehrwürdige Brüder und teuerste Söhne! Viel ist getan, viel ist erreicht, viele Seelen sind gerettet, viel Ehre ist Gott gegeben. Aber wie viele Seelen gehen noch zu Grunde, für wie viele ist das Blut des Erlösers vergebens geflossen! Dichte Völkermassen, im schwarzen Erdteil wie in den unermesslichen Gebieten Indiens und Chinas, warten immer noch auf das Wort des Heiles.

Die Glaubensboten der Propaganda mit ihren Führern, den Bischöfen, und mit ihren Gehilfen, den Katechisten, die Angehörigen der Orden und die geweihten Jungfrauen, das ganze heilige Gottesheer steht dort auf dem Plane, diesen Menschenmassen gegenüber; aber die Zahl der Arbeiter ist unzureichend und die Mittel mangelnd. Bedenket! Sie stehen dort, des Sieges gewiss und bereit, das Leben dafür hinzugeben; aber die Waffen fehlen, es fehlen die Mittel, und die herrliche Schar ist gezwungen, halt zu machen. 

Unterdessen eilen andere auf das Feld, das ihnen nicht gehört, und sie sind nicht Herolde der Wahrheit. Es ist ein schmerzlicher Anblick. Dieser Schmerz hat das Herz Unseres verehrten Vorgängers und Vaters in Christo (Papst Benedikt XV.) gequält und immer wieder seine Gedanken dem Werk der Heidenbekehrung zugewandt. Die ganze Welt rief er zur Unterstützung der so unermesslichen Segen stiftenden Missionswerke auf. Heute wollte er hier erscheinen. Von diesem Ort aus wollte er das Wort an die ganze Welt richten und jedes Christenherz zu Hilfe rufen.

Ehrwürdige Brüder und geliebte Söhne! Es geschieht auch im Namen dieses von Uns und euch so hochverehrten Vaters, wenn Wir Uns an euch wenden und von dieser hohen Warte an die ganze Welt den Ruf ergehen lassen, getreu zusammenzustehen. Das herrliche Schauspiel, das Uns das katholische Apostolat bietet, lässt Uns heute mehr als je empfinden, dass Wir, wiewohl unwürdig, die Stelle dessen vertreten, der Sein Blut für die Seelen gab.

Heute fühlen Wir tiefer als je den Herzschlag der allumfassenden Vaterschaft, zu der Gott Uns berief. Möge er darum Uns die Gnade verleihen, was uns noch an Leben und Arbeitskraft verbleibt, für das Heil so vieler Seelen hinzugeben, die der Heilsbotschaft noch harren. Möge die Welt Unsern Ruf vernehmen! Mögen alle den Seelen zu Hilfe eilen, die Christus erkauft hat, die aber dennoch im Irrtum und in der Barbarei zu Grund gehen…

Dass auch nur eine einzige Seele durch unsere Saumseligkeit, durch unsern Mangel an Edelmut verloren geht, dass auch nur ein einziger Glaubensbote haltmachen muss, weil ihm die Mittel mangeln, die wir ihm verschaffen könnten, ist eine große Verantwortlichkeit, die wir im Laufe unseres Lebens wohl nicht oft genug gedacht haben.
Wer wir auch sein mögen, in größerem oder geringerem Maße haben wir täglich die Wohltaten der Religion genossen. 

Von der Wiege auf hat das Zeichen des Glaubens die Tage unseres Lebens erhellt. Seit unseren Kinderjahren durften wir uns an den göttlichen Tisch setzen und am himmlischen Gastmahl teilnehmen.
Wie oft haben wir in stillen Augenblicken in dankbarer Erinnerung diese Wohltaten erwogen, die Gottes Hand über uns ausgestreut? Und was war die Folge solchen Nachdenkens? Werden wir etwa vor Gottes Richterstuhl treten, ohne ihm für die so reichlich verliehenen Wohltaten gedankt zu haben?

Wir selbst fühlen Uns unendlich mehr denn jeder andere als Gottes Schuldner, aber auch der letzte der Gläubigen kann und muss sich immer wieder sagen: Wie soll ich dem Herrn vergelten für alles, was er an mir getan? Hier bietet sich eine Gelegenheit, günstig wie keine andere.
Zum Dank für den Glauben, den wir von Gott empfingen, wollen wir anderen Seelen den Glauben einpflanzen helfen. Mit den Gnadenschätzen, mit denen Gott uns überhäufte, wollen wir aus allen Kräften mitwirken, damit diese Schätze so weit als möglich, zu allen Geschöpfen des lieben Gottes getragen werden. 
Das verlangt heute von euch, von allen seinen Kindern der Statthalter Christi. Darum zögert er nicht, von dieser Höhe allen die Hand entgegenzustrecken, alle um Hilfe, Beistand, Beisteuer zu bitten.

Als Ausdruck der Dankbarkeit steige jetzt auf euch, ehrwürdige Brüder und geliebte Söhne, und auf alle Unsere Söhne in der Ferne der apostolische Segen hernieder.

Papst Pius XI. bei der Einweihung des neuen Campus der Päpstlichen Universität Urbaniana. Anwesend sind Kleriker (wohl Seminaristen) aus verschiedenen Missionsländern.

Er steige herab auf die Bekenner des Glaubens, die gegenwärtig an der Front gegen Irrtum und Barbarei den Kampf der Wahrheit und des Guten kämpfen. 
Er steige herab auf alle, die ihnen hilfreich die Hand reichen.
Er steige herab auf jene auserwählten Ordensfrauen, die sich aus dem Schweigen des Klosters beherzt in den heiligen Streit geworfen haben. 
Er steige herab auf die Erstlinge des einheimischen Priestertums, auf denen Unsere Hoffnung ruht.
Er steige herab auf alle, die großmütig dem heiligen Werk der Glaubensverbreitung ihre Hilfe leihen, das gerade jetzt, an diesem dreihundertjährigen Gedenktag, in großherziger Gesinnung, die treuer und edler erstgeborener Kinder wahrhaft würdig ist, sich enger an den Apostolischen Stuhl angeschlossen und sich der Hand des Statthalters Christi genähert hat, um seine kostbare Beisteuer immer reichlicher und bereitwilliger darzubieten. 
Er steige herab auf das unaussprechlich schöne Werk der heiligen Kindheit, das so viele auserwählte Lilien dem göttlichen Lamm getragen hat und trägt. 
Er steige herab auf alle Unternehmungen, die der von der Vorsehung erwählten Kongregation der Propaganda zu Hilfe kommen, vor allem auf den Priestermissionsbund, der sich mit soviel Frucht verbreitet. 

Möge sich der Missionsgeist heute in den Herzen aller Priester entzünden! Möge er alle Gläubigen entflammen und für das heilige, das göttliche Werk gewinnen!

Möge endlich dieser Segen, zum Gebet geworden, wieder emporsteigen zum Thron Gottes und dort das Flehen wiederholen, das der Geist Gottes gerade in diesen Tagen auf die Lippen und in das Herz seiner Kirche legte: Dass du alle Irrenden zur Einheit der Kirche zurückrufen und alle Ungläubigen zum Licht des Evangeliums führen wollest: Wir bitten dich, erhöre uns!


(Aus: die katholischen Missionen, 1922)