Donnerstag, 8. Dezember 2011

Der schlagfertige Chinese

Beim Katechismusunterricht. China
Ein Lazaristenmissionär in China schreibt: „Eines Sonntags erklärte ich eben meinen Leuten den Katechismus. Ich war gerade im besten Gange, als ein heidnischer Trauerzug an der Kapelle vorbeibewegte. Der Klang der Gongs, das Krachen der Petarden und das Geheul der Klageweiber übertönten beinahe meine Stimme, und meine Zuhörer schienen mehr auf den Lärm da draußen als auf meine Worte zu merken. 
Einer ganz hinten in der Kapelle hatte sogar leise ein Fenster geöffnet und beugte sich hinaus, um sich nach Lust und Liebe an dem Spektakel weiden zu können. 
‚He da, Siaoyen‘, rufe ich dem Verwegenen zu‚ ‚was geht dich an, was da draußen vorgeht? Wenn einer im Unterrichte aufpassen müsste, dann bist du es; zum Doktor in der Religionswissenschaft hast du es noch nicht gebracht.‘ 
Der Mann schließt ruhig das Fenster und sagt: ‚Es ist wahr; der Pater gibt sich so viel Mühe, um uns etwas beizubringen, und nun muss die Bande uns noch hindern kommen, seine Worte zu verstehen. Ich sagte den Leuten, sie möchten so rasch wie möglich vorüberziehen.‘
Ich fand kein Wort der Erwiderung, sondern nahm rasch mein Thema wieder auf.“

(Aus: die katholischen Missionen, 1914)

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