Montag, 19. März 2012

Ein Benediktinerabt bei den Aborigines (Teil 2)


New Norcia Cricket Team

Fortgesetzt von hier


An ihrer Spitze steht der gute hochw. Bischof Salvado, unterstützt von einer Anzahl Benediktiner-Ordensbrüder, Priestern und Laien. Hier erhält man eine Vorstellung von den mittelalterlichen Klöstern mit ihrem Gebets- und Arbeitsleben in Kirche und Feld. Korn, Wein, Oliven, Feigen, alle Arten von Bodenerzeugnissen werden auf dem ausgedehnten Grundbesitz gezogen.
Eingeborene Australneger singen nicht bloß in der Kirche, lernen nicht bloß in der Schule, sondern sind auch Seite an Seite mit den Mönchen in Feld und Werkstatt beschäftigt, musizieren daneben in freien Stunden mit Geige und anderen Instrumenten im Missionsorchester und spielen Cricket. Die Missions-Elf, die gelegentlich nach Perth zu einem Wettspiel kommt, kehrt durchweg als Sieger nach Hause.
Die New-Norcia-Mission verdient eine viel eingehendere Schilderung, als zu geben die Zeit mir erlaubt. Ihre philanthropische und praktische Wirksamkeit unter den Eingeborenen erstreckt sich bereits über eine Generation.(…) Aus dem gesagten ersieht man, dass sie bereits Großes erreicht, gewiss mehr als irgend eine andere Einzelorganisation in Australien es vermocht hat. Das Grundprinzip des Werkes in New Norcia liegt darin, dass es über den bloßen Schul- und Religionsunterricht hinausgeht.
Ich sah einen Vollblut-Wilden des tiefgesunkenen australischen Typus aus dieser herrlichen Mission heraustreten in zivilisierte Leben nicht bloß als guten Christen, sondern als fachkundigen Telegraphisten.“
Diese Zeugnisse beweisen, was e i n Mann mit wahrhaft apostolischem Herzen zu leisten vermag. Von Anfang an war Salvado die Seele des Ganzen, die Stütze, der Lehrmeister, Führer und Vater seiner Ordensbrüder und seiner lieben Wilden.
Um die nötigen Mittel für die mehrmals dem Untergange nahe Mission und den Ersatz für die durch den Tod geschlagenen Lücken zu finden, durchzog er vier- bis fünfmal als Bettler und Werber die Länder Europas. Seitdem er 1867 die Leitung der eingegangen Diözese Port Victoria aufgegeben, weihte er bis zu seinem Ende seine ganze Kraft und Liebe seinem Werke und seinem kleinen, eigenartigen Sprengel.
Leider geriet die Schöne Niederlassung während der letzten Jahre in solch missliche Verhältnisse, dass ihr Fortbestand bedroht schien.
Um die Zukunft seiner Gründung zu sichern, reiste der bereits 85jährige Greis noch einmal nach Europa und betrieb den Anschluss seiner Abtei an die blühende Benediktiner-Kongregation von Subiaco.
Noch wohnte er in Rom der Kirchweihe von St. Anselm, dem großen Zentralsitz seines Ordens, und dem Generalkapitel seiner Kongregation bei mit dem Plane, demnächst mit frischen Truppen nach Australien zurückzukehren, als der Herr den müden, treuen Arbeiter zu sich in die ewige Ruhe rief.
Er starb am 27. Dezember im Kloster St. Paul vor den Mauern, im 86. Jahre seines Alters. Er war 60 Jahre Benediktiner, 54 Jahre Missionär und 51 Jahre Bischof gewesen. RIP.

(Aus: die katholischen Missionen, 1900)