Samstag, 17. März 2012

Ein würdiger Sohn des hl. Alfons (Teil 2) — Aussätzigenpflege


Ein weiteres Vorbild der hochherzigen Nächstenliebe bietet uns die Tätigkeit Donders in Batavia, einem abgelegenen Orte, den die Regierung zum Aufenthalt für die Aussätzigen bestimmt hatte.
Im Beginne des Jahres 1856 trat er dort das Amt eines Seelsorgers an. Bald hatte er die Liebe und das Vertrauen all seiner Pflegebefohlenen gewonnen.
Wie der gute Hirt, der sein Leben für seine Schafe gibt, so kannte auch Donders keine Schonung seiner selbst bei der Sorge für die Aussätzigen. Nachdem er des Morgens vor ihnen das heilige Messopfer dargebracht und sich durch Gebet zu seinem Liebeswerke gestärkt hatte, besuchte er nacheinander alle seine Kranken. Furchtlos betrat der Diener Gottes die armseligen, niedern Hütten, die, wie er selbst berichtete, mehr Behausungen für Tiere als Wohnungen für Menschen glichen.
Mochte die Krankheit noch so abstoßend, der Geruch noch so ekelerregend sein, nichts konnte ihn davon abschrecken. Mit der Liebe einer Mutter nahm er sich der Ärmsten an, sorgte für ihre geistlichen Bedürfnisse wie für ihre leiblichen Nöte, machte die elenden Lagerstätten zurecht, reinigte die Wohnungen und verband mit größter Sorgfalt ihre Wunden.
Des Nachmittags setzte er die Besuche fort und des Abends gab er Unterricht im Katechismus. Daran schloss sich ein gemeinschaftliches Gebet, das mit dem Rosenkranz zu Ehren der Trösterin der Betrübten und einem negerenglischen Liede beendet wurde.
Im Jahre 1865 wurde die Kongregation des allerheiligsten Erlösers mit der Mission in Surinam betraut. Bereits vor 30 Jahren hatte unser Missionär noch als Student zweimal vergeblich um die Aufnahme in diese Kongregation nachgesucht. Nicht lange nach der Ankunft der Patres in Surinam erneuerte er, jetzt mit Erfolg, seine Bitte.
Er musste nun Batavia verlassen, um in Paramaribo die Prüfungszeit durchzumachen. Bereits nach achtmonatlicher Vorbereitung wurde er, mit Bewilligung des Generaloberen, am 24. Juni 1867 zur Ablegung der Gelübde zugelassen und bald darauf nach Batavia zurückgeschickt.
Am 13. August desselben Jahres betrat er wieder den ihm so teuren Boden, und alle Aussätzigen eilten voll Freude zum Landungsplatz, um ihren geliebten Hirten und Vater aus vollstem Herzen willkommen zu heißen.
Vielleicht hat nie ein Fürst, der nach glorreichen Siegen über alle seine Feinde ruhmgekrönt inmitten eines glänzenden Gefolges in feierlichem Triumph wieder in seine Hauptstadt einzog, ein solches Übermaß an Glück und Freude empfunden wie P. Donders, als er, umgeben von seinen lieben Aussätzigen, nun wieder dem ärmlichen Gotteshaus seine Schritte zulenkte.
Mit frischem Mut und erhöhtem Eifer setzte dann der Diener Gottes als würdiger Nachfolger des Erlösers sein schweres Opferleben in Batavia noch viele Jahre fort.
Bei all seinen Mühen und Arbeiten führte er ein Leben strenger Abtötung. Bis zu seinem 75. Jahre beobachtete er pünktliche alle von der Kirche und der Ordensregel vorgeschriebenen Fasten. Dreimal enthielt er sich in der Woche des Frühstücks, bis ihm beides vom Obern mit Rücksicht auf seine schwache Gesundheit untersagt wurde. Endlich nahte der Tag, an dem der Herr seinem treuen Diener den ewigen Lohn gewähren sollte.
Am letzten Tag des Jahres 1886, nach der Abendpredigt, fühlte sich P. Donders unwohl. In der Nacht vom 5. Auf den 6. Januar bat er um die heiligen Sterbesakramente, welche er mit der ihm eigenen feurigen Andacht empfing. Am Dreikönigsfeste richtete er noch mit schwacher Stimme an den ihn pflegenden Pater die Bitte: „Haben Sie die Güte, in meinem Namen meine Pfarrkinder um Verzeihung zu bitten. Legen Sie ihnen ans Herz, dass sie nach meinem Tode die gegebenen Ermahnungen befolgen, besonders jedoch, dass sie suchen sollen, zu erkennen, welch großes Übel die Sünde ist.
Nicht lange nachher schlummerte er in ein besseres Jenseits hinüber. 45 Jahre waren seit seiner Landung in Surinam verflossen; 25 hatte er als Weltpriester und 20 als Ordensmann unter den schwersten Mühen und Entbehrungen in der Mission gearbeitet und mit kurzer Unterbrechung 30 Jahre Hindurch sich dem Dienst der Aussätzigen gewidmet.



(Aus: die katholischen Missionen, 1901)

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