Dienstag, 17. April 2012

Was ein mutiger Priester den Mohammedanern predigte


Gewiss haben schon manche unserer Leser den Wunsch gehabt, an einem Beispiele zu ersehen, was und wie die Missionäre in fernen Heidenländern predigen. Es ist nicht leicht, diesen Wunsch zu erfüllen, da die Missionäre begreiflicherweise wenig Zeit haben, ihre Predigten zu übersetzen und nach Europa zu senden. Da wir nun doch zufällig in einem Berichte auf eine solche Heidenpredigt stießen, so mag sie wenigstens im Auszug hier folgen. Sie stammt von dem holländischen Missionär P. Kusters, den unsere Leser in dem Aufsatz „Die Mission auf den Kei-Inseln“ letztes Jahr kennen und schätzen gelernt.

Die Predigt wurde 25. August 1891 bei Gelegenheit der Taufe des Orang-Kaja von Langur und seiner Familie gehalten. Der Kampong (Dorf) und besonders das Kirchlein prangte für die Feier im schönsten Schmuck, und der kleine Knabenchor hatte eifrig seine besten Weisen eingeübt.

Denn man erwartete viele Gäste, und sie kamen auch, nicht bloß Christen, sondern auch zahlreiche Heiden und Mohammedaner von nah und fern. Selbst einige Hadschis, d.h. hochangesehene Mekkapilger aus Tual, hatte die Festlichkeit herbeigezogen.
Nach dem feierlichen Veni Creator, das von dem Missionär angestimmt und von den Knaben mit frischer Stimme gesungen wurde, trat P. Kusters vor die Versammlung, die dicht gedrängt die Kirche füllte. 
Die Predigt war zunächst an die Christen gerichtet, hatte aber tatsächlich die anwesenden Heiden und Mohammedaner im Auge, die der Missionär vielfach bloß bei solchen Gelegenheiten in seinen Hörbereich bringt, wo zudem in Verbindung mit ergreifenden Zeremonien ein ernstes Wort am meisten Eindruck macht.
Der Prediger sprach dann ungefähr also:

Alle gebildeten Nationen (das war besonders auf die anwesenden Mohammedaner gemünzt) nennen dieses Jahr das Jahr 1891. Was bedeutet diese Zahl? Worauf geht diese Zählung zurück?
Sie geht zurück und beginnt mit dem Geburtsjahr des Stifters der christlichen Religion. Und wer ist dieser Stifter? 
Es ist Jesus, unser Herr und Heiland, der sich der Welt als Gott geoffenbart, als derjenige, der gekommen, um die sündige Welt zu erlösen.
Auferstehung
Raffaelino del Garbo, 1510
Zum Beweise Seiner Gottheit und Seiner Sendung hat dieser Jesus zahlreiche Wunderwerke getan. Er hat zu Kana Wasser in Wein verwandelt, er ist hingewandelt über die Wasser, er hat mit einem Wort den Sturm beschwichtigt, er hat wenige Brote wunderbar vermehrt, er hat die geheimsten Gedanken der Menschen geoffenbart, er hat Kranke geheilt, Tote zum Leben auferweckt und ist endlich selbst glorreich aus dem Grabe auferstanden.

Und derselbe Jesus, der diese Wunder getan, hat die Menschen Wahrheiten gelehrt, die Wahrheiten des christlichen Glaubens, die Wahrheit, dass nur ein Gott ist. (Der Prediger gibt hier einen kurzen, klaren Inbegriff von den Grundwahrheiten des Christentums, insbesondere vom Geheimnis der Menschwerdung und Erlösung, und fährt dann fort):

Und nun, ihr, meine lieben Täuflinge und Christen, die ihr hier gegenwärtig seid, ihr habt diesen Jesus als euren Gott und Erlöser kennen gelernt, ihr habt seine Lehre angenommen. Er allein ist es, der euch erretten kann und will vor der Hölle. Er selbst hat gesagt, dass er in diese Welt gekommen, um allen, so Ihm folgen werden, das ewige Leben zu geben. Dieses Versprechen kann Er nicht vergessen.
Tragt daher eurerseits Sorge, dass ihr getreu seine Gebote befolgt und als eifrige Christen lebt, und dann wird Er euch das Leben geben, jenes Leben, das ewig währt, das selige Leben im Himmel.

Und nun wende ich mich auch an euch, die ihr nicht Christen, aber hier gegenwärtig seid. Diese große Festlichkeit gibt mir Gelegenheit, auch an euch ein Wörtlein zu richten. Ihr habt gehört, wer Christus ist.
Christus aber ruft auch euch; Er will, dass auch ihr seine Lehre umfanget und eure Seele rettet. Folgt daher Seinem Ruf, aber folgt bald und schiebt es nicht immer weiter auf. Gott duldet nicht, dass die Menschen mit seinen Geboten ihr Spiel treiben.

Christus ist euer Gott und oberster Herr. Nach Seinen Worten also, und nicht nach dem was Menschen sagen, müsst ihr euch richten. Bald kommt die Zeit, dass ihr sterben müsst und in Gottes Hände fallt, der euch richten wird.
Dann kann kein Mensch für euch eintreten und euch helfen, dann kann allein Christus euch helfen und für euch fürsprechen. 
Sorgt also, dass ihr Ihn euch jetzt zum Freunde macht. Christus, ich wiederhole es, ist euer Herr; ihr seid Seine Diener, da Er euch geschaffen. Ein guter Diener erfüllt aber das Gebot seines Herrn.

Nun befiehlt euch aber Christus, Seine Religion zu umfassen, und zwar jetzt, nicht erst nach einem Monat oder einem Jahr… Den wahren Gott zu verehren durch Annahme und Festhalten der wahren, d.h. der christlichen Religion, seht, das ist das vornehmste Werk, das ihr auf dieser Welt zu erfüllen habt und das ihr darum nicht länger aufschieben dürft.

Gott ruft euch heute, Seine Religion anzunehmen; ob Er auch morgen noch rufen wird, das weiß ich nicht. Gott ist so gütig, euch heute noch das Leben zu erhalten; ob Er dies morgen noch tut, das wisst ihr nicht. Gott schuldet es keinem, ihm sein Leben länger zu fristen, am wenigsten denjenigen, die Seinen Worten kein Gehör schenken wollen.

Eines ist gewiss: so ihr, nachdem ihr den Erlöser der Welt kennen gelernt, Seine Gebote nicht beobachtet, Seine Religion nicht umfanget, wird Er euch statt eines Erlösers ein schrecklicher Richter sein.
So ihr aber sterbet als eifrige Christen, wird Christus euch ewiges Glück verleihen, das ewige Leben einst oben im Himmel. Amen.“

Aus: Die katholischen Missionen, Juli 1895 

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