Sonntag, 12. August 2012

Ein Pfarrer in großer Not

Über die Lage der Kirche in Bosnien und spezielle die große Armut des dortigen Weltklerus, der sich mit den schlechtesten Pfarreien begnügen muss, sind unsere Leser wiederholt informiert worden.
Dringenden Notrufen Folge gebend, empfehlen wir unseren Lesern noch einmal recht herzlich die armen bosnischen Pfarrer.
Welches ihre Lage ist und wie ihr abgeholfen werden kann, sagt am besten folgende, der kleinen Zeitschrift „Stimmen aus Bosnien“ entnommene Schilderung.

„Nach Vollendung meiner theologischen Studien“, so erzählt der hochwürdige Herr Don Nicola Juric, Pfarrer in Drežnica (Herzegowina), „bekam ich sogleich eine Pfarrei. Diese war verwaist und wartete schon drei Monate auf mich. Es war schwer. Die Kirche ist in einem Zustand, dass ich in derselben des Nachts die Sterne am Himmel hätte zählen können. Das wenige, was an Paramenten da war, hatten die Mäuse zernagt. Einen Tabernakel gab es nicht; das Allerheiligste wurde in einem kleinen Kästchen aufbewahrt.
Im Pfarrhof gab es mehr Mäuse als Steine in den Wänden. Einen Ofen hatte ich nur in der Kanzlei, und trotz aller Mühe konnte ich die Wärme nur auf 6 °R (Rankine?) bringen. Diese Kanzlei diente zugleich als Küche und Wohnzimmer für mich, meinen Bruder und noch einen Burschen.
Diese zwei Burschen bildeten mein ganzes Hausgesinde. Im Schlafzimmer musste ich morgens das Eis durchschlagen, wenn ich mich waschen wollte. Und die Nahrung! Aß ich zu Mittag, so war am Abend oft nichts da. Hatte ich Suppe, fehlte es gewiss an Brot und umgekehrt.
Die Pfarrei hat eine Länge von sieben Stunden. Da ich kein Pferd mein eigen nannte, musste ich den Weg immer zu Fuß machen, auch bei argem Wetter. Das ist für einen gesunden Mann anstrengend.
Auch ich war anfangs gesund; ich war begeistert für die Seelsorge. Aber die häufigen langen Wege, die schwache Nahrung, die empfindliche Kälte überwältigten mich; mein Mut begann zu sinken.

Aber jener, Der alles weiß und sieht, erbarmte sich auch meiner; er schickte mir einen Engel vom Himmel. Es fand sich nämlich eine gute, edle Seele, dies sich meiner Pfarrei annahm.
Allmählich wuchsen mir wieder die Flügel. Ich ging wieder mutig ans Werk, und siehe, innerhalb von zwei, drei Jahren hatte sich meine ganze Lage verändert.
Meine Kirche hat einen schönen Tabernakel, noch schönere Paramente und eine prachtvolle Fahne mit unseren Patronen. Früher ohne irgendeine Sakristei, haben wir jetzt eine hübsche, kleine Sakristei. Das Pfarrhäuschen ist nett hergerichtet und mit allem Nötigen versehen.
Was mich aber am meisten freut, ist dieses: Vier Stunden von der Pfarrkirche, tief im Gebirge, habe ich dreißig bis vierzig Häuser zu pastorisieren.
Wenn ich dorthin versehen ging, konnte ich nicht mehr am selben Tag heimkehren, aber auch nirgends übernachten. Ging ich dorthin, war es mir oft, als ginge ich dem Tod entgegen.
Und jetzt? Jetzt steht dort eine schöne Kapelle, ein Filialkirchlein, mit einem Zimmer für den Priester. Die Leute haben gute Gelegenheit, der heiligen Messe beizuwohnen und die Sakramente zu empfangen.


Und das alles haben wir dieser edlen, hochherzigen Seele, unserer ‚guten Mutter‘, wie ich sie in meinen Briefen immer nannte, zu verdanken.
Brächte ich mich und unsere ganze Pfarrei für sie zum Opfer, wir könnten ihr nicht gebührend danken. In meiner früheren traurigen Lage sah mich einst ein Priester, der mir später gestand: ‚Ich dachte damals, dass du nichts mehr brauchtest als die heiligen Sterbesakramente.‘ Auch ich und meine ganze Pfarrei dachten so.
Und ich wäre wohl nicht mehr am Leben, wenn meine liebe ‚Mutter‘ nicht gewesen wäre.
Jetzt obliege ich fast mit der früheren Kraft meiner erhabenen Berufsarbeiten. Gott sei gepriesen, der uns seinen Engel gesandt: meine beste, liebste ‚Mutter‘. Mein erstes Memento gilt täglich ihr, und mein ganze Pfarrei betet ohne Unterlass: ‚Gott vergelte es ihr mit ewigen Gütern.‘

Wenn nur recht viele Pfarrer in Bosnien und der Herzegowina eine so „gute Mutter“ fänden, wie Pfarrer Juric sie in einer edlen ungarischen Dame gefunden hat.


(Aus: die katholischen Missionen, 1912)

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1 Kommentar:

  1. 6 °R sind wohl eher 6 Grad Réaumur, also 7,5 °C. 6 Grad Rankine wären ca. -269°C, also etwas kalt...

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