Mittwoch, 19. September 2012

Barometer als Lohn für gute Werke

Patrick Kardinal Moran, Erzbischof von Sydney und erster Kardinal Ozeaniens
Wir haben schon in einem früheren Heft über den selbstlosen Opfermut der katholischen Samoaner berichtet, den dieselben bei Gelegenheit des Schiffbruchs der englischen, amerikanischen und deutschen Flottille bewährt haben. Als Anerkennung ihrer wackeren Tat erhielt der katholische König von Samoa, Josef I., Mataafa, von verschiedenen Seiten Dankschreiben zugesandt und Geschenke zur Verteilung unter die seit den letzten verheerenden Kriegen schwer heimgesuchten Insulaner.
Unter anderen haben auch die Katholiken von Sydney auf Anregung des hochwürdigsten Erzbischofs, seiner Eminenz des Kardinals F. Patrick Moran, eine Sammlung veranstaltet und den Betrag durch den Kardinal an die Missionäre übermittelt mit der ausdrücklichen Bestimmung, bei der Verteilung keinen Unterschied zu machen zwischen Protestanten und Katholiken, zwischen Freund und Feind. Der König sandte hierauf folgendes Dankschreiben an den Kardinal:

„Eminenz! Ich richte diesen Brief an Ehrwürdige Gnaden mit tiefster Ehrerbietung. Ich bin gegen Ew. Eminenz von innigstem Danke durchdrungen wegen Ihrer liebevollen Teilnahme für Samoa, dieses Eiland so weit entfernt, so schwer heimgesucht durch Krieg, durch Stürme und Hungersnot.
Ein Beweis Ihrer Güte sind die milden Gaben, die Sie uns durch die Missionäre haben zukommen lassen. Dieselben haben sie unter jene Familien verteilt, die am meisten in Not und Elend sind.
Was mir vor allem große Freude bereitet hat, ist der Umstand, dass sie unter den Notleidenden keinen Unterschied machten, sondern im Gegenteil auch jene gleicherweise bedachten, die weder unserer Partei noch unserer Religion angehören. Ich bedauere nur eines, dass ich nicht durch ein entsprechendes Gegenschenk meine Dankbarkeit auszudrücken vermag. Wir werden aber an Jesus Christus und seine heilige Mutter uns wenden, um für Ew. Eminenz die ewige Glückseligkeit zu erflehen. Möge Gott Sie lieben und Ihnen ein langes Leben verleihen.

Ich verbleibe

Josef I., Mataafa, König von Samoa.“

Auch der Kongress der Vereinigten Staaten hat 5.000 Dollars bestimmt als Anerkennung der heldenmütigen Anstrengungen der Samoaner, die Schiffbrüchigen zu retten.
Die Summe bestehend aus 4.000 Dollars in Goldmünze und 1.000 Dollarwert in goldenen Uhren und ähnlichen Geschenken, ist durch den amerikanischen Konsul übermittelt und nach genauer Abwägung der Verdienste verteilt worden. Jeder Oberhäuptling erhielt eine goldene Uhr, Mataafa je ein Stück von den verschiedenen Wertsachen, die verteilt wurden, als da waren Wanduhren, Barometer, Thermometer u. dgl. Dabei gab es einige köstliche Szenen, veranlasst durch die völlige Ratlosigkeit der guten Insulaner hinsichtlich der Handhabung und der Verwendung jener wissenschaftlichen Instrumente.
Einer, dem ein großes Wandbarometer zugefallen war, lauschte aufmerksam der Erklärung, welche ein alter Seebär, der gerade zugegen war, über die geheimnisvollen Eigenschaften des Instruments zu geben suchte. „Ein feines Ding,“ meinte der Samoaner, „aber ich habe keinen Schlüssel, um es aufzuziehen.“


(Aus: die katholischen Missionen, 1889)

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