St. Jacques Berthieu S.J. |
Vorn und in der Mitte des Zuges gingen die Offiziere, die algerischen Truppen und die Träger und Maultiere, hinten folgte die etwa 2.000 Köpfe starke Volksmenge mit P. Berthieu. Da sich unter derselben zahlreiche Kinder, Greise, Kranke und Krüppel befanden, blieb die Nachhut bald eine ganze Stunde weit zurück. Die militärische Vorhut wurde in Talata mit den Rebellen in einen Kampf verwickelt und schlug sie zurück.
Die Rebellen warfen sich nun auf die hinten folgende schutzlose Menge, die man unbegreiflicherweise ohne Bedeckung gelassen hatte.
Erst durch das Gewehrfeuer der Rebellen aufmerksam gemacht, kamen die Truppen zu Hilfe. Während des Kampfes löste sich die Volksmenge flüchtig auf. P. Berthieu floh mit einem Teil seiner Herde nach Abohibemasoandro, der übrige zog sich unter militärischem Schutz nach Ambohitrabiby.
Von hier aus sandten die Franzosen eine Abteilung aus, um P. Berthieu aufzusuchen. Man fand ihn nicht. Erst am 9. Juni langten zwei Christen, die den Pater nach Ambohibemasoandro begleitet hatten, in Tananrivo an und meldeten, dass die flüchtige Menge von den Einwohnern jenes Dorfes gut aufgenommen worden, dass aber unerwartet die Rebellen eingebrochen und nach dem „Fremden“ gefahndet hätten.
Eine weitere Meldung brachte der Diener des Paters. Danach hatte das Pferd P. Berthieus, das am Stadttor von Ambohibemasoandro angebunden stand, den Rebellen die Anwesenheit des verhassten „Fremden“ verraten. Sie gaben sich ans Suchen, fanden den Pater, brachten ihm mit einem Säbelmesser eine Stirnwunde bei und trennten ihn von den übrigen Christen.
Dann wurde über sein Schicksal beraten; die einen wollten ihn töten, die anderen widersetzten sich. Endlich entschloss man sich, da man die Ankunft der französischen Soldaten fürchtete, ihm mit fortzuschleppen, was auch geschah.
Grausam gefesselt, so dass der arme Pater nicht einmal das von der Stirne niederrinnende Blut abwischen konnte, musste der Gefangene seinen Peinigern folgen. In Ambiatibe, wo die Aufstänidschen ihr Lager hatten, wurde nochmals über ihn beraten und von der Mehrzahl sein Tod beschlossen. Man zerrte den Missionär an den nahen Fluss Mananara, feuerte drei Schüsse auf ihn und schlug ihn dann mit Knütteln völlig tot. Die Leiche wurde in den Fluss geworfen. Der Tod des seeleneifrigen, tüchtigen Missionärs ist ein harten Verlust für die Mission. RIP.
Nach den letzten Briefen Msgr. Cazets und der Missionäre vom Anfang des Juni ist überhaupt die Lage in Zentral-Madagaskar nichts weniger als erfreulich. Selbst in der Umgebung der Hauptstadt sind die Europäer ihres Lebens nicht sicher.
Eine große Anzahl von Missionsniederlassungen in den Distrikten von Ambohidratimo und Imerimandroso sind eingeäschert oder verwüstet.
„In sämtliche Dependenzen von Imerimandroso,“ schreibt ein Missionär, „ist keine einzige Niederlassung völlig verschont geblieben.“
(Aus: die katholische Missionen, 1896)