Freitag, 15. März 2013

Lebendiger Glaube und strenges Fasten in Uganda



Wie groß der Eifer der Bagandachristen für ihren heiligen Glauben war, zeigte sich, als ihre rasch angewachsene Zahl vor 16 Jahren einen Neubau an Stelle des alten Rohrkirchleins in Rubaga, der Landeshauptstadt, notwendig machte.
Der Plan eines Kirchbaues wurde mit Begeisterung aufgenommen. Es gab zwar keine Kirchenfonds oder Kapitalisten, aber auf eines konnte man sicher zählen, auf den guten Willen und die arbeitsbereiten Hände der schwarzen Christen. Der Neubau sollte aus Ziegelsteinen errichtet werden. Lehm, mit Kuhmist durchknetet, wurde an der Sonne getrocknet; so kamen viele Tausende Bausteine zusammen.
Da halfen alle mit. Selbst einer der Regenten und Minister, der wackere Stanislaus Mugwanya, hielt es nicht unter seiner Würde, mit gutem Beispiel voranzugehen und mit seiner gleichgesinnten Gemahlin Mörtel und Sand auf dem Kopf herbeizutragen. Sein Beispiel fand freudige Nachahmung.
Ganze Familien konnte man sehen, die, vom Kleinsten bis zum Größten, Taglöhnerdienste leisteten und, je nach Kräften, bis zu fünf Steine auf einmal herbeischleppten, und das war nicht wenig, denn die Steine waren groß und massiv. 

So wuchs der Riesenbau, auf sechzehn Säulen gestützt, wie man dergleichen noch keinen im Land gesehen hatte. Es fiel niemand ein, Lohn zu beanspruchen (eine bescheidene Löhnung erhielten nur die ständig angestellten Arbeiter) — wusste man doch, für wen man arbeitete. Als die nötige Höhe erreicht war, wurde der Dachstuhl aufgesetzt.
Inzwischen eilten die Frauen in die Täler, wo in den Sümpfen das Riedgras wuchs, und brachten es in großen Bündeln zum Bauplatz, denn damit sollte die Kirche gedeckt werden, und wohl einen halben Meter dick waren die Schichten. 

Über dem Hochaltar war auch eine Decke aus feinstem Flechtwerk mit künstlichen Mustern hergestellt — darin sind unsere Schwarzen Meister! Dann wurde noch der Boden festgestampft und mit dem natürlichen Teppich belegt, den der Wald lieferte — feines, langes Gras, von weither geholt und von den vornehmsten Frauen mit solcher Sorgfalt ausgebreitet, dass auch nicht ein Hälmchen schief lag.
Freilich mussten sie es sich gefallen lassen, dass ihre strengen Herren und Gebieter sie dabei bisweilen beargwöhnten — aber ganz mit Unrecht — und heimlich nachsahen, ob die Grasschicht auf der Männerseite ebenso dicht wäre wie auf der der Frauen.
So wurde der Bau und die innere Ausstattung mit Liebe und Fleiß vollendet und die Kirchweih mit großer Feierlichkeit und großem Jubel begangen.
Mit welcher Freude und Andacht kamen sie, um dem Herrn des Himmels ihre Huldigung darzubringen! Da drohte schon bald nach Vollendung der Kirche der stolze Bau in Schutt und Asche zusammenzusinken.
Auf dem Dachstuhl brach Feuer aus, im Nu stand ein Teil desselben in Flammen. Wasser war rar, die Quelle entfernt, Löschapparate unbekannte Dinge. Was tun?
Vor dem Gotteshaus stand eine Gruppe von etwa zwanzig Frauen, darunter eine der früheren Frauen des Königs.
Ohne sich zu besinnen stürzten sie in die brennende Kirche und flehten hier, die Hände bittend zu Maria erhoben, in kindlichem Vertrauen: ‚O Maria, o unsere Mutter, sieh das Haus deines Sohnes brennt! Unser neues Gotteshaus, das wir mit so viel Mühe gebaut haben! Hilf uns! Lösch das Feuer! Du musst helfen! Geschwind, hör uns!“ In diesem Ton ging es fort, bis nach zwanzig Minuten das Feuer von selbst wieder erlosch. Ihr Gebet war erhört.

Wie bei solchen außerordentlichen Anlässen, so zeigt sich der Glaubensgeist unserer Christen auch im täglichen Leben.
Ergreifend ist es, wenn die Tausenden, die im engen Raum sich drängen, bei der Erhebung der heiligen Hostie in der heiligen Wandlung mit einer Stimme begeistert in den Ruf ausbrechen: Mukama wange na Katonda wange — „Mein Herr und mein Gott!“ — ein Ausbruch lebendigen Glaubens und kindlicher Liebe. 

Und in der heiligen Fastenzeit! Alles strömt herbei, am Aschermittwoch die geweihte Asche zu empfangen zum Zeichen der Buße. Aber man glaube ja nicht, dass diese schwarzen Christen sich mit dem Sinnbild der Buße begnügen.
Sie beobachten auf das strengste die Kirchengebote, die zur Buße auffordern, ja dieselben waren für sie noch verschärft worden. Sie enthalten sich während der ganzen Fastenzeit, auch an Sonntagen, des Fleisches.
An allen Fastagen wird das Fasten erst zu Mittag durch einen kleinen Imbiss gebrochen, der gewöhnlich nur in einigen rohen Bananen besteht; am Abend wird die eigentliche Mahlzeit genommen, meistens auch nur ein Gericht von gekochten Bananen — das sog. Matoke oder Mmere, das Nationalgericht der Baganda. 

Als Leo XIII. von diesem strengen Fasten seiner schwarzen Kinder Kenntnis erhielt, trug er dem Apostolischen Vikar auf, dasselbe zu mildern, den Fleischgenuss am Sonntag zu gestatten. Sofort nach seiner Rückkehr in sein Vikariat entsprach derselbe dem Wunsch des Papstes.
Aber bald darauf kamen aus allen Provinzen des Landes Abordnungen der Katholiken, die alle in demselben Sinn Einspruch erhoben: „Hochwürdigster Herr Bischof“, sagten sie, „wir sind nur arme Neger und noch nicht imstande, großen Tugenden zu üben — aber fasten — das können wir! So lass uns denn weiter fasten, wie wir es bisher getan!“

Und so blieb es dabei! Man sieht, dass ihnen auch die Demut nicht ganz fremd war. Dass auch die einzelnen dieser Verpflichtungen gewissenhaft nachkommen, berichten uns einige Zeilen aus der Reisebeschreibung jener Großen von Uganda, die vor Ausbruch des Krieges Europa besuchten.
Trotz der ungünstigen Jahreszeit, des kälteren Klimas und der ungewohnten Kost beobachteten die vier Reisenden inmitten ihrer Fahrt durch Italien, Frankreich und England das strengste Fasten und gestatteten sich außer einer Tasse Tee zu Mittag nur die einzige Mahlzeit am Abend, denn es war Fastenzeit.

Doch, um wieder nach dem dunklen Erdteil zurückzukommen: Am Palmsonntag kommen sie alle, selbst die Kleinsten auf dem Rücken der Mutter, mit Palmen — es gilt ja, den König des Friedens feierlich zu empfangen und zu begrüßen. Sobald sein Stellvertreter, der Priester, aus der Sakristei tritt und dem Altar sich nähert, geht ein Rauschen durch die Kirche, als wenn der Wind im Palmenhaine spielte, denn alle Hände heben die grünen Zweige hoch und winken und grüßen mit solcher Begeisterung, dass der Priester zuweilen den Eifer der guten Leute mäßigen muss, bis dann beim Evangelium die Szene sich erneuert.
Und wenn am Schluss der Exerzitien der Karwoche die Taufgelübde erneuert werden und der Missionär von der Kanzel herab an das Volk die Fragen richtet: „Glaubt ihr an Gott den Vater?...Widersagt ihr dem Satan?...Dann erheben alle die Hand zum Schwur, und die Antwort hallt durch die Kirche: „Wir glauben, wir glauben, wir widersagen!“
Und wenn die schwarzen Christen auch nicht verstehen, warum sich die christlichen Glaubensbrüder in Europa im grimmigen Bruderkrieg zerfleischen, sie haben auch im Krieg ihren Glaubensgeist und ihre Anhänglichkeit an ihre Missionare bewiesen.
Die Hunderten von Katechisten, deren Aufgabe durch den Wegzug so vieler Patres nicht leichter geworden ist, haben sich erboten, ihre Tätigkeit unbesoldet fortzusetzen.
Das gläubige Volk bemüht sich, für die Bedürfnisse seiner Kirchen selbst aufzukommen, viele Christen arbeiten um Gotteslohn für ihre Missionäre, um denselben die Sorgen für ihr tägliches Brot zu nehmen.

Gewiss, wenn irgendwo, dann hat in Uganda der Samen der Märtyrer herrliche Früchte getragen!

Schwester Maria Restituta (Anm.: nicht die selige Maria Restituta Kafka)

(aus: die katholischen Missionen, 1918)

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