Sonntag, 28. April 2013

Der heilige Peter Maria Chanel – der Protomärtyrer von Ozeanien (Teil 1)




Heute ist das Fest des heiligen Peter Maria Alois Chanel aus der Gesellschaft Mariä (Maristen, Ordenskürzel S.M.). Dieser wohl im deutschen Sprachraum recht unbekannte Heilige war einer der größten Glaubensboten der Südsee und zugleich der erste, der dort das Martyrium erlitt.

Geboren wurde Peter Chanel 12. Juli 1803 im kleinen Dorf La Portière im französischen Department Ain. Schon als Kind zeichnete er sich durch besondere Frömmigkeit aus. Als er erfuhr, dass seine Mutter ihn schon früh der allerseligsten Jungfrau geweiht hatte, nahm er Maria als zweiten Vornamen an. Später sollte bei seiner Firmung noch „Alois“ hinzukommen. Am Tag seiner ersten heiligen Kommunion, mit 13 Jahren (vor der Reform von St. Pius X. so üblich) schrieb er eine Lebensregel nieder; darunter fand sich folgender Eintrag:

Was ich vor allem fliehen muss, ist die Sünde. Ich will also alles tun, um mich davor zu bewahren. Ohne die Hilfe Gottes ist es aber nicht möglich, die Sünde zu meiden und tugendhaft zu sein. Ich muss also recht inständig beten.“ 
Seine Liebe zur Gottesmutter spiegelt sich ebenfalls in dieser Lebensregel wieder: 
„Ganz besonders will ich die Mutter Gottes recht von Herzen lieb haben. Täglich werde ich den Rosenkranz beten, um sie zu ehren und ihres Schutzes mich zu versichern.(…)

Sein tugendhaftes Leben setzte sich auch später im Priesterseminar fort, und am 15. Juli 1827 empfing er die Priesterweihe. Danach wurde er Vikar in Ambérieux, wo er unter anderem durch seinen Eifer für die Einführung der Maiandacht ein so gutes Beispiel gab, dass ihn sein Bischof schon im September 1828 zum Pfarrer von Crozet machte, einem kleinen Ort unweit von Genf, bekannt als eine der schwierigsten Pfarreien der Diözese. 
Kaum jemand kam in die Messen, auch nicht am Sonntag, wo viele Menschen arbeiteten wie am Werktag, oder Vergnügungen nachgingen wie Tanz und Wirtshaus. Als erstes empfahl unser Heiliger seine neue Pfarre dem Schutz der Himmelskönigin. Lange betete er vor dem Tabernakel und vor dem Bild der Muttergottes und erflehte sich bei einer Wallfahrt zum Grab des hl. Franz von Sales dessen Sanftmut und Liebe, durch welche dieser zu seiner Zeit so große Wunder der Bekehrung gewirkt hatte. 

Bald wurde dem hl. Peter klar, dass der Hauptgrund der Verwilderung seiner Pfarrkinder deren große religiöse Unwissenheit war. Er predigte also Sonntags zweimal, und vermittelte, ohne direkt auf die Missstände einzugehen, die christlichen Standpunkte doch klar und eindringlich. Durch seine verschwenderische Liebe zu den Armen bereitete er den Boden für diese Predigten. Auch belebte er die religiösen Bruderschaften vom heiligsten Altarsakrament und vom heiligen Rosenkranz neu. Eine Volksmission tat ihr übriges, und der Ort war schließlich vollkommen verwandelt. Eine schöne Dorfkirche wurde gebaut, und auch die Fronleichnamsprozession kam wieder in Schwung.

Doch es zog den „heiligen Pfarrer“ in die Ferne, genauer gesagt in die Mission. Häufig fragte er bei seinem Bischof an, bis dieser ihn schließlich ziehen ließ. Am letzten Sonntag in Crozet weihte er die Pfarrei feierlich der allerseligsten Jungfrau und verteilte seine ganze Habe unter den Armen, bevor er sich der Gesellschaft Mariä anschloss. Die Erinnerung an den „guten, frommen Pfarrer“ blieb noch Jahre wach. 

Als sein Nachfolger den Verein der Glaubensverbreitung in Crozet einführen wollte, stieß er auf taube Ohren. Mit folgenden Worten ermahnte der neue Pfarrer seine Pfarrkinder: „Wisst ihr denn nicht, dass es sich dabei vornehmlich um die Unterstützung der auswärtigen Missionen handelt, dass also auch P. Chanel dabei beteiligt ist, der weit drüben auf fernem Inselstrande seine Stimme mit der meinigen vereint, um euch um Gebet und Almosen zu bitten?“ Die Zuhörer brachen in lautes Schluchzen aus und wollten sich nun alle dem Verein anschließen.

Pater Chanel wurde nach der kanonischen Errichtung der Maristen im Jahr 1836 für die schwierige Mission in Ozeanien ausgewählt (auch heute noch liegt dort die größte Provinz der Maristen).
Nach einer beschwerlichen Reise, auf der ein Priester starb, kamen die ersten Maristenmissionäre, darunter Pater Chanel, auf den Gambier-Inseln (Französisch-Polynesien) an, wo sie von den eifrigen katholischen Eingeborenen fröhlich empfangen und mit Geschenken überhäuft wurden. 
Die Reise ging weiter nach Westpolynesien. Msgr. Pompallier, der erste Apostolische Vikar von Zentralozeanien, der die Reise begleitete, wollte eine Mission in Tonga errichten, allerdings wurden die Tonganer und deren zunächst nicht abgeneigter König von den methodistischen Predigern so aufgebracht, dass der König befahl, die katholischen Missionäre müssten das Land wieder verlassen. Also zogen sie weiter nach Wallis. 
Durch Vermittlung eines jungen Häuptlings konnten sie sich niederlassen, und so wurde Wallis später die erste blühende Mission von Zentralozeanien.

Man wagte auch den Versuch auf der Nachbarinsel Futuna, und der Könige Riuliki wurde durch Geschenke mild gestimmt und die Mehrheit seines Rates beschloss, dass die Weißen bleiben könnten, weil sie wohl hofften, dass durch diese Reichtum ins Land käme.

Msgr. Pompallier bestimmte am 9. November 1837, dass Pater Chanel und Br. Nizier in Futuna bleiben sollten. Als erstes weihten sie die Insel der Himmelskönigin Maria. Kaum vier Jahre später sollte Chanel dort als Märtyrer sterben.

Die Einwohner hatten bis einige Jahre vor der Ankunft der Missionare verheerende Kriege untereinander geführt, die die Bevölkerung stark dezimiert hatten. Dazu kam der Kannibalismus, der nicht einmal vor den eigenen Stammesangehörigen Halt machte. Anscheinend war diese teuflische Verwirrung auch Ausdruck des abstrusen Götzenkultes, der auf der Insel herrschte. Auch dem König wurde ein gottähnlicher Kult erwiesen. Daneben war auch der Kindsmord üblich.
Gott sei Dank kam später ein König an die Macht, der immerhin die Menschenfresserei abschaffte.

Eigenartiger Weise waren die Futunier abgesehen von dem oben Genannten höflich und auch gastfreundlich. Auch zeigten sie sich kindlich begeistert von den Handwerksfähigkeiten der Missionare. Einen etwas naiven Stolz ließen sie sich nicht einmal durch ihre Landsleute nehmen, die bereits in Australien gewesen waren, und zwar, dass ihre kleine Insel der größte Erdteil der Welt wäre!

Nun begann für den hl. Peter ein wahres Opferleben. Denn obwohl er von dem König eingeladen wurde, bei ihm zu wohnen, waren die Entbehrungen wohl um ein vielfaches größer als in einem französischen Alpendorf. 
Der König zog es nämlich vor, erst um 15 oder 16 Uhr zu speisen, und die königliche Tafel wurde nur mit Bananen, Brotfrüchten und Wurzeln und gelegentlich einigen kleinen, rohen, und teils noch lebendigen Fischen oder großen, ebenfalls lebendigen Holzwürmern gedeckt.

Einmal setzte sich P. Chanel beim Brevierbeten auf einen Stein vor der Wohnung des Königs, worauf ihm dies sogleich verwiesen wurde, denn er hatte ein „Tapu“ gebrochen und nach Meinung der Futunier den Zorn von „Fakavelikele“ (d.h. "der, der die Erde böse macht"), dem Hauptgötzen, auf sich gerufen. 
Nur dem König war es erlaubt, sich auf solche Steine setzen. Zu seiner Erleichterung wurde ihm und Bruder Nizier bald eine eigene Hütte zugewiesen, wenn sie auch denkbar ärmlich war. Hier konnte er am Fest der unbefleckten Empfängnis 1837 die erste heilige Messe auf Futuna lesen.

An Weihnachten war es so weit: die erste öffentliche Messe wurde gelesen, und auch der König wurde eingeladen. P. Chanel und Bruder Nizier richteten den Altar so schön wie möglich her. Der König konnte kaum abwarten, dass die Messe anfing. Priester und Bruder sangen das ganze Amt zusammen, und die Eingeborenen wohnten ehrfürchtig bei. Fortan besuchten die Insulaner regelmäßig der heiligen Messe im „geschmückten Haus“, wie sie die Kapelle und gleichzeitige Wohnung nannten.

(Quelle: die katholischen Missionen, 1890)

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