Freitag, 3. Mai 2013

Bekehrung und Hinrichtung zweier Kindermörder in Kamerun



Der Diener Gottes Bischof Heinrich Vieter SAC (Seligsprechungsprozess 2005 eingeleitet)


Der Güte des hochw. H. Kugelmann, Obern des Missionshauses zu Limburg, verdanken wir die folgenden Zeilen des hochw. H. Vieter P.S.M., datiert Kribi (Kamerun), den 14. September 1895, über den reumütigen Tod zweier Neger, welche wegen eines Mordes hingerichtet wurden:

„Vor 14 Tagen erfuhr ich, dass auf dem hiesigen Bezirksamt zwei zum Tode verurteilte Gefangene sich befänden. Es wäre nun gewiss eine Pflichtverletzung meinerseits gewesen, wenn ich mich nicht wenigstens bemüht hätte, die armen Sünder zur Reue und zur Buße zu bringen. 
Ich begab mich daher zum Herrn Bezirksamtsmann von Oertzen und bat um die Erlaubnis, die zwei besuchen und unterrichten zu dürfen. Diese Erlaubnis gab genannter Herr mir recht gerne, und so machte ich denn gleich den Anfang. 

Ich hatte erwartet, dass die zwei armen Burschen sich mir gegenüber als unschuldig hinstellen würden, doch darin hatte ich mich getäuscht. 
Beide bekannten mir gleich, dass sie die ihnen zu Last gelegte Tat wirklich begangen hätten. Weil in ihrer Heimat am Njong-Fluss bei Klein-Batanga ein Tiger (anscheinend eine ältere Bezeichnung für Leopard) die Gegend unsicher gemacht, hatte der ungefähr 50 Jahre alte Mahopo den 20 Jahre alten Mamka beredet, mit ihm ein weibliches Kind zu stehlen, dies zu töten, und dann aus der Leiche (namentlich aus der Haut) ‚Medizin‘ gegen den Tiger zu machen. Das hatten beide denn in einer Nacht, als im Dorfe ein Fest gefeierte und getanzt wurde, auch vollführt. 
Doch die Mutter des Kindes hatte den jüngeren erkannt. Dieser wurde am nächsten Tag vom Volk festgenommen, bekannte sich schuldig, und um Mitschuldige gefragt, nannte er den Mahopo. Anfangs leugnete dieser, wurde jedoch überführt und gab dann auch seine Schuld zu.

Ich erzählte ihnen von Gott, vom Sündenfall des Menschen, dem Sohn Gottes, unserem Heiland Jesus Christus, der uns zuliebe Mensch wurde, der namentlich die Sünder liebte und aufsuchte und endlich die Strafen für unsere Sünden auf sich nehmen am Kreuz starb usw. 
Als ich meinen ersten Unterricht beendet hatte, fragte ich, ob ich wieder kommen sollte, was beide bejahten. So setzte ich denn den Unterricht während der Woche fort. Morgens ging ich und nachmittags ein junger Katechet (Peter Sili), der ihnen die notwendigen Gebete, den Akt der Reue usw. beibrachte. Beide verlangten dann die Taufe. 
Da mir vom Bezirksamtsmann mitgeteilt wurde, dass sie am 9. Des Monats in Klein-Batanga sollten erschossen werden und dass die Überführung dorthin am 7. Stattfinden würde, taufte ich sie am 7. d. M. morgens um 7 Uhr, nachdem beide vorher den Akt der Reue gebetet und auch erklärt hatten, es sei recht, dass sie sterben müssten, weil sie einen Menschenmord begangen hätten. Der ältere erhielt den Namen Petrus Dismas, der jüngere Paulus Thaddäus. Nach der heiligen Taufe spendete ich beiden das heilige Sakrament der Firmung. 
Nach der heiligen Handlung ermahnte ich sie, jetzt ihre Gedanken nicht auf das Ende dieses, sondern auf den Anfang des ewigen Lebens zu richten und fest zu vertrauen, dass der liebe Gott ihnen um des Todes unseres Heilands willen verziehen habe. Als ich ihnen zum Abschied die Hand reichte und versprach, am folgenden Tage nach Klein-Batanga zu kommen, sah ich das erste Lächeln auf den Lippen der armen in Christi Blut gereinigten Sünder. 

Am Sonntagmorgen nach der heiligen Messe ging ich denn in unserem Boot, der ‚Regina Apostolorum‘ unter Segel und kam abends 5 Uhr in Klein-Batanga an. Ich besuchte die beiden abends, ermahnte sie und betete mit ihnen. Dasselbe tat ich am folgenden Morgen vor der Hinrichtung, die um 7 Uhr stattfand. Auch gab ich beiden die Lossprechung.
Verlangen Sie von mir keine Beschreibung der Hinrichtung; es wiederstrebt mir. Betend gingen sie zur Richtstätte, ein Akt der Reue noch, nachdem sie dort angelangt waren, die Schüsse krachten, und der menschlichen Gerechtigkeit war Genüge getan. Ein fertiges Grab nahm ihre Leichen auf. 
Eine Träne im Auge und die Hoffnung im Herzen, dass Gott ihnen gnädig sein werden, entfernte ich mich und kam abends wieder hier an. Ein kleines Kreuz, das ich jedem gegeben hatten, hielte beide nach dem Tode fest in der Hand. 

Unsere Kinder haben auch ihren Teil getan, nämlich Rosenkränze gebetet für die beiden, damit der liebe Gott ihnen gnädig sei. Mancher möchte vielleicht denken: Aber hätte man nicht Gnade für die beiden, und namentlich für den jüngeren Paul, erwirken können, der dazu noch verführt worden war und nachher noch die meiste Reue zeigte und guten Willen namentlich dadurch bekundete, dass er seinem älteren Genossen, der wenig behalten konnte, im Gefängnis das Gehörte über die Glaubenswahrheiten wiederholte? 

Nun, ich glaube, die Regierung muss gewissen Verbrechen hier energisch entgegentreten, namentlich solchen, wobei Menschenmorde vorkommen, die sich am Klein-Batanga-Fluss so oft wiederholen.“

(aus: die katholischen Missionen, 1896)