Samstag, 23. November 2013

Protestanten im Land der Nächstenliebe: das katholische Mexiko von früher

Kirche des Krankenhauses "Hospital de Jesús Nazareno" in Mexiko-Stadt (Quelle: Henryficar)


„Es gibt kein Land auf Erden,“ so schrieb schon die Presbyterianerin Madame Calderon y Barca (Life in Mexico, Letter 23), „wo die öffentliche und private Nächstenliebe in einer hochherzigeren Weise geübt wird. Ich habe überhaupt auf meinen Reisen die Beobachtung gemacht, dass tätige Nächstenliebe das unterscheidende Merkmal der katholischen Nationen ist.“(...)


„Es scheint mir,“ so lautet das bemerkenswerte Zeugnis eines amerikanischen Protestanten, F.R. Guernsay (Boston Herald, 10. Juli 1894), „dass die praktischen Wirkungen des Katholizismus bei denen, welche ernstlich die religiösen Vorschriften befolgen, dahin gehen, ein Volk wahrhaft human zu machen. 
Hier (in Mexiko) herrscht unter den verschiedenen Klassen der Bevölkerung eine gegenseitige Sympathie, die wirklich etwas Nobles an sich hat. 

Da werden die armen Leute nicht kurzerhand nach einer öffentlichen Anstalt gewiesen, sondern an den Türen der Häuser selbst gespeist. Da findet man in den Landhäusern der Reichen häufig einen eigenen Tisch für anständige, hilfsbedürftige Arme gedeckt; da trifft man Damen mit einem ganzen Kreis von Schützlingen, die nicht mit kalter formeller Höflichkeit, sondern mit einer Liebe behandelt werden, die wirklich von Herzen kommt. Wenn man Zeugen solcher Szenen wird, dann beginnt man unwillkürlich nachzudenken über die tieferen Kräfte, welche diese Triebfedern in Bewegung setzen.“

(Aus: die katholischen Missionen, 1901)

Ein gutes Beispiel hierfür ist die Mutter des heiligen Rafael Guízar (1878-1938), dem fünften Bischof von Vera Cruz, die ein eigenes Aussätzigenheim gegründet und betrieben hat. Die Familie verfügte nach heutigen mexikanischen Maßstäben über ein Vermögen von mehreren Millionen.