Freitag, 15. November 2013

Will die katholische Kirche die Menschen dumm halten? (Teil 1) – die Missionare und die Sprachforschung


Wenn Sie vielleicht mal, was heutzutage sehr oft passieren kann, im Gespräch oder in einer Uni-Vorlesung zu hören bekommen, dass die katholische Kirche die Leute dumm halten wollte (in diesem Wortlaut habe ich das bereits auf einer höheren Bildungsanstalt gehört) oder etwa, wie uns der öffentliche Rundfunk, den wir, ob wir wollen oder nicht, mit unserem Geld unterstützen, erzählen möchte, dass Missionare fiese Kerle sind, die die Sprachen der Einheimischen verbieten, ist es gut zu wissen, dass, wie in vielen anderen wissenschaftlichen Gebieten, die katholische Kirche einen unschätzbaren Beitrag zur Sprachforschung, besonders im Fall der exotischen Sprachen, geleistet hat.

Nachfolgend eine Liste von Ordensleuten, die sich auf diesem Gebiet hervorgetan haben. Bei den Missionaren, bei denen nicht klar war, wo genau sie gewirkt haben, ist das Verbreitungsgebiet der Sprache in Klammern angegeben.

Es handelt sich dabei nur um eine sehr kleine Auswahl.

Dominikaner:

Bischof Ignaz Ibañez O.P. Bischof in Taiwan, 19. Jhd. (?) : chinesisches Wörterbuch und kleinere Werke zur Amoi-Sprache

Domingo de S. Thoma O.P., Missionar in Peru im 16. Jhd.: Grammatik und Vokabular des Quechua

Bernardo Lugo O.P., 17. Jhd.: Grammatik des Chibcha (Zentral- und Südamerika)

Raymund Berton O.P., 17. Jhd.: Werke über das Karaibische (Südamerika)

Luis Cancer O.P. und Domingo de Bico O.P. (16. Jhd.).: Schriften in der Quiché-Sprache (Guatemala)

Francisco de San José O.P., Missionar auf den Philippinen im 16/17. Jhd.: Tagalog-Grammatik, führte 1590 den Buchdruck auf den Philippinen ein

P. Maxime Le Clerq O.F.M., Missionar in Kanada im 17. Jhd.: erfand Schriftzeichen für die Sprache der Mikmak-Indianer

Franziskaner:

P. Franz Pareja O.F.M. Missionar in Florida im 16. Jhd.: Katechismus in der Sprache der Tumucua-Indianer sowie Grammatik und Wörterbuch in derselben

Ildefonso Flores O.F.M.: Professor des Cakchiquel an der Universität in Guatemala (19. Jhd.?)

Basilius Rollo von Gemona O.F.M., Apostolischer Vikar von Schansi-Schensi, China (+1703): Verfasser des Dictionarium Sinico-latinum, das zumindest noch im frühen 20. Jhd. als Hauptwerk für das Chinesische galt

Markus von Lisboa O.F.M., Missionar im 17. Jhd. auf den Philippinen: Katechismus und Wörterbuch des Bicol-Dialekts

Darüber hinaus haben sich zahlreiche Franziskaner der Erforschung der mexikanischen Sprachen (Aztekisch etc.) gewidmet


Hl. Franz Xaver S.J. mit Mitbrüdern: Übersetzung eines Katechismus in das Malabarische

P. Enrique Henriquez S.J., Gefährte des hl. Franz Xaver an der Fischerküste in Indien: Grammatik und Wörterbuch des Tamil

P. Roberto de Nobili S.J., Missionar in Indien (+1656): apologetische und asketische Schriften im Sanskrit

Juan Fernandez S.J., Laienbruder in Japan (1567): Erste japanische Grammatik mit Lexikon

Lorenzo Hervás y Panduro S.J. (+1809): Einer der Vorreiter der vergleichenden Sprachwissenschaften, sammelte Proben von 307 Sprachen und Grammatiken von 40 Sprachen und erforschte mit großem Eifer die malaiischen Sprachen.

Picpus-Gesellschaft:

Florentin „Tepano“ (Stephan) Jaussen SS.CC., apostolischer Vikar von Tahiti (+1891): Übersetzung des Neuen Testaments in die Gilbert-Sprache (Kiribati)

Missionare vom heiligsten Herzen:

P. Erdland M.S.C.: Grammatik der Marshall-Sprache

Weiße Väter:

Msgr. Léon Livinhac M.Afr. Apostolischer Vikar von Viktoria-Nyanza, später Generaloberer: Grammatik der Ugandasprache

Msgr. August Hacquard M.Afr., Apostolischer Vikar der Sahara und des französischen Sudans: Grammatik der Bambara-Sprache


(Quelle: Orden und Kongregationen der katholischen Kirche, Dr. Max Heimbucher, Verlag Ferdinand Schöningh, 1907)

Hier erfahren Sie mehr über die Missionare und die Naturwissenschaften