Sonntag, 1. Dezember 2013

Bei den Maori auf den Cook-Inseln


Berg auf Raratonga (Marcus Gleinig (Suwarrow))

Bereits voriges Jahr wurden Gründung und Anfänge dieser Mission besprochen. Wir fassen im Folgenden die inzwischen eingelaufenen Berichte kurz zusammen. Ende 1895 war die Zahl der Neophyten (Neubekehrten) auf 100 gestiegen und die Zahl der Katechumenen erfreulich im Wachsen.

Trotz aller Plagereien, so meldet der Provinzial der Picpus-Missionäre, P. Georg Eich, blüht die Christengemeinde des P. Bernardin Castanie in Raratonga fröhlich auf. 
„Die neubekehrten Christen sind einfach, gut und fromm. Was mir besonders auch gefällt, ist ihr Glaubensgeist und ihre Ehrfurcht vor dem Priester. 

Die größere Zahl der im Hauptort wohnenden Christen wohnt täglich der heiligen Messe bei. Öfters traf ich sie schon um 5 Uhr morgens vor der Kapellentür in Erwartung, dass sie geöffnet werde. Gebete und Rosenkranz werden dann gemeinsam verrichtet, und nach der heiligen Messe gehen sie still an ihr Tageswerk. Auch über Tags kommen manche, die einen freien Augenblick haben, um einen Besuch beim Allerheiligsten zu machen. 

Sie haben eine bestimmte Art, den Rosenkranz zu beten. Während acht Tagen  beten die Männer vor, d.h. nennen die Geheimnisse und beten den ersten Teil des Glaubensbekenntnisses, Vater unser, Gegrüßet seist du Maria. Frauen und Kinder antworten. Die folgende Woche haben die Frauen diese Ehre, dann die Kinder. Sind aber Neophyten aus der Nachbarschaft, wie an Sonn- und Feiertagen, zugegen, so haben diese den Vorrang, so dass jetzt alle Neophyten den Rosenkranz sehr gut zu beten verstehen. 

Abends um 6 Uhr versammeln sich die Christen abermals in der Kapelle, singen heilige Lieder und verrichten zusammen ihr Abendgebet. Dann wird ein kurzer Unterricht gehalten, an dessen Stelle hie und da aus dem Katechismus ausgefragt wird.“

P. Bernardin war inzwischen eifrig am Bauen, da die Josephsschwestern von Clugny in Bälde erwartet wurden und für sie Platz geschaffen werden musste. Sie sollen in der Schule untergebracht werden, während der Missionär sich ein eigenes kleines Häuschen zimmert. 

Dann will P. Bernardin neue Kapellen errichten, zuerst in Avarua, dann in Takituma und Aorarngi, den zweitwichtigsten Orten der Insel. Vorigen Herbst langten auch die ersten Schwestern an und eröffneten sofort die Schule, die schon bald von 80 Kindern besucht wurde. 
Die Kinder hängen sehr an den guten Schwestern, und diejenigen, deren Eltern sie aus Furcht vor dem protestantischen Prediger nicht in die Schule ließen, vergossen bittere Tränen. Der Herr ist begreiflicherweise sehr bös über die neue Wendung, die seine eigene Schule entvölkert. 

Ein oder zweimal die Woche hält der Missionär den Kindern in der Schule Katechese und lädt sie ein, am Sonntag in die Kapelle zu kommen, ein Wunsch, dem alle sehr gerne Folge leisten.
Die neue Gründung verspricht also guten Fortgang. Ohne ein bisschen Kampf wird es wohl kaum gehen.


(Aus: die katholischen Missionen, 1896)