Mittwoch, 25. Dezember 2013

Deutschlands einstige Missionsbegeisterung – Xaverius-Jubiläum in Paderborn

Marktkirche, Paderborn (Quelle: TheoPB)

Seit den Tagen der großen Fürstbischöfe aus dem Hause der Fürstenberg haben die Paderborner es allzeit verstanden, den heiligen Patron ihrer Jesuitenkirche glänzend zu feiern. Was wir da in vergilbten Annalen lesen von prunkvollen Festaufzügen zu Ehren des vielgeliebten Schutzheiligen, erscheint uns oft kaum glaublich. Wollte man am letztverflossenen Jubiläumstag des hl. Franz Xaver wetteifern mit jenen guten alten Tagen? 

Jedenfalls bewies sich die Liebe des heutigen Paderborn nicht weniger innig und opferfroh.
Der große Tag wurde vorbereitet durch die noch besser als in früheren Jahren besuchte Gnadennovene. Man betete dabei die seit alters geheiligten Gebete und sang die Xaveriuslitanei nach der überlieferten Weise. 

An den letzten drei Abenden predigte ein Mitbruder des hl. Franz (Xaver), durch den Krieg von dem indischen Missionsfeld vertrieben, zu der gewaltigen, Kopf an Kopf sich drängenden, frommen Volksmenge. Er sprach von der überragenden Persönlichkeit des Heiligen, und mehr noch von der großen Sache, die ihm zeitlebens am Herzen gelegen. Der Redner hatte sich zum Ziel gesetzt, das zu sagen, was der Heilige selbst gesagt hätte, hätte er mit flammenden Worten für die Unterstützung der Missionssache werben können.

Die eigentliche Jubliäumsfeier begann in aller Frühe mit einer überaus zahlreichen Beteiligung am Tische des Herrn. Um 9 Uhr füllten sich die Schiffe der weiträumigen Kirche, welche Fürstbischof Ferdinand von Fürstenberg dem von ihm mit tiefer Dankbarkeit als Lebensretter verehrten hl. Franz errichtet hat, wieder mit einer andächtigen Festversammlung. 

Umgeben von den Herren des Domkapitels und unter Teilnahme der gesamten theologischen Akademie zelebrierte der hochwürdigste Herr Bischof Dr. Kaspar Klein ein Pontifikalamt im Beisein zahlreicher Festabordnungen von Seiten der Klosterfamilien der Stadt, des Priesterseminars, des Gymnasiums und der katholischen Vereine. 

Die Festpredigt wandte ein Wort, das der Heiland von sich selbst gesprochen, auf seinen treuen Diener und Apostel an. Wie die Erfüllung des Heilswillens des Vaters den ganzen wertvollen Inhalt seines gottmenschlichen Lebens ausmachte, so konnte auch dieser „Stürmer im weiten Gottesreiche“ von sich sagen: „Meine Speise ist, dass ich den Willen dessen tue, der mich gesandt hat.“

Um 2 Uhr veranstalteten die höheren Schüler Paderborns eine eigene Jubiläumsandacht, die dem Missionar eine besonders erwünschte Gelegenheit bot, an die jungen Herzen im Namen des großen gefeierten Apostels einen Werberuf zu richten zur Gefolgschaft in dem immer noch so heiß wogenden Kampf des Lichtes der Offenbarung gegen die Finsternis des Heidentums.

Dann folgte um 4 Uhr der Glanzpunkt des Jubeltages: der feierliche Umzug mit den treubehüteten und gerade in diesen Tagen wieder so inständig verehrten Reliquien des hl. Franz Xaver. Von den freundlichen Strahlen der Frühlingssonne beleuchtet, bewegte sich der Festzug durch die reich beflaggten Straßen der Stadt.  

Hinter den von Priestern getragenen kostbaren Schätzen der Xaveriuskirche schritt im vollen Bischofsornat der Oberhirt der Paderborner Diözese, ehrfurchtsvoll umringt und begleitet von seiner Herde, die aus jubelfrohem Herzen immer wieder die Strophen des alten Xaveriusliedes sang. 

Schließlich drängte die Menge wieder in die Jesuitenkirche hinein, und nun bestieg der hochwürdigste Herr selbst die Kanzel und forderte seine geliebten Diözesanen auf zur nacheifernden apostolischen tat des Wortes und des Beispiels. Mit einem Tedeum dankte man darauf dem lieben Gott für die Gnaden und die Festfreude des Tages.

Am Abend fand dann in der Volkshalle nach eine jener Festsaalveranstaltungen statt, die für die Weckung echter Missionsbegeisterung so wertvoll sind. Zum lebenswahren Bild des Arbeitsfeldes, auf dem einst der hl. Franz so unverdrossen und erfolgreich gewirkt, fügte der Missionar in längerem Vortrag noch manchen Zug hinzu. Am Ende hatte jeder das erhebende Gefühl, einen großen Tag miterlebt zu haben, einen Tag, dem der Reichsgedanke Gottes, wie ihn Xaverius gedacht hatte, den Inhalt gegeben.


(Aus: die katholischen Missionen, 1922)