Sonntag, 15. Dezember 2013

Railroad Chapel Cars – Messehören im Zug

Kirchenwaggon "St. Anthony"
Im Oktober 1905 wurde in der Wohnung des katholischen Erzbischofs von Chicago, Dr. James Quigley, der Grund zu einem überaus praktischen Verein gelegt. Er trägt den Namen Catholic Church Extension Society (Katholischer Verein zur Ausbreitung der Kirche) und hat zunächst hauptsächlich den Zweck, dem bedauerlichen Abfall so vieler Katholiken in den Vereinigten Staaten entgegenzuwirken. Tausende, zumal neue Einwanderer, leben vereinzelt oder in kleinen Gruppen weithin über das Land zerstreut, fern von Gotteshaus, Gemeinde und Priester. Sie verlieren dadurch den lebendigen Zusammenhang mit ihrer Kirche, werden lau und gehen verloren, weil niemand sich ihrer annimmt oder von ihrer Existenz Kunde hat.
Hier greift der Verein, der gleichmäßig Klerus und Laienwelt mobil machen will, ein, und sein bisheriges energisches und geschicktes Wirken weist ihm eine ganz bedeutsame Rolle zu.

Das Neueste, was er auf die Bahn gebracht hat, ist die Einrichtung einer beweglichen Kirche oder eines Kirchenwaggons, der wie ein Extrawaggon in die Eisenbahnzüge eingeschoben werden kann.
Ein reicher Katholik aus New York, Herr Ambrose Petry, gab das Geld (60.000 Mark) dazu. 

Auf der La Salle-Station, im Staate Illinois, wurde der fertige Wagen vom Erzbischof Quigley unter Assistenz des Weihbischofs Muldoon und an 100 Priestern und in Gegenwart von ca. 500 Laien feierlich eingeweiht. Das Innere bietet für 50-60 Personen Platz, ist ganz wie eine Kirche eingerichtet und dank zahlreicher Geschenke sehr schön und reich ausgestattet. Unter anderem prangt auf dem Altar ein kostbares Elfenbeinkruzifix, eine Arbeit aus dem 11. Jahrhundert, die auf 20.000 Mark geschätzt wird, die Gabe des Grafen Santa Eulalia, des portugiesischen Konsuls in Chicago.

Der Wagen geht zunächst nach Wichita, Kansas, und steht bis zum Dezember zu Diensten des Bischofs Hennessy von Wichita, der damit in Begleitung eines oder mehrerer Missionspriester sämtliche Zweigstrecken der großen, Kansas durchquerenden Bahnlinien abfahren und überall da, wo keine katholischen Kirchen und Gemeinden sind, halten und die zerstreut wohnenden Katholiken um sich sammeln wird. Vermutlich werden mit der Zeit noch weitere ähnliche Wagen eingestellt werden.


(Aus: die katholischen Missionen, 1908)


Sehr interessante Photos und mehr zur Gesichte der Railroad Chapel Cars finden sich am Ende dieses Wikipedia-Artikels.