Dienstag, 10. Dezember 2013

Soldat Christi und Vater der Aussätzigen

P. Lemmens C.SS.R. als Offizier und Redemptorist

Am 19. September 1906 verschied zu Paramaribo, der Hauptstadt von Niederländisch-Guayana, der Redemptoristenmissionär P. Felix Heinrich Lemmens als würdiger Nachfolger des Aussätzigenapostels P. Damian. 

Geboren am 28. Juli 1850 zu Maastricht, widmete sich Felix Heinrich zunächst der militärischen Laufbahn. Wegen seines aufgeräumten munteren Wesens war er Liebling seiner Kameraden und wurde als Mann treuer Pflichterfüllung auch von seinen Vorgesetzten sehr geschätzt. 

Besondere Achtung erwarb er sich durch sein charakterfestes Bekenntnis seines Glaubens mitten in stark gemischter, ja vorwiegend protestantischer Umgebung. Als einst in einer Gesellschaft zu Haag das Gespräch auf Religion kam und einige Offiziere sich darüber spöttelnde Bemerkungen erlaubten, verwies Lemmens ihnen sofort und so nachdrücklich das Ungeziemende ihres Benehmens, dass ein anwesender Hauptmann voll Anerkennung sich äußerte: „Allen Respekt vor solcher Überzeugungstreue.“

1878 wurde Leutnant Lemmens in die Garnison von Surinam versetzt und erwarb sich auch hier die allgemeine Liebe und Achtung. Einer seiner damaligen Freunde und Bekannten war der Rechtsanwalt Herr Borret, Mitglied des Gerichtshofs von Surinam. Als derselbe unerwartet seine Stellung niederlegte, um Priester und Mitglied der Kongregation des allerheiligsten Erlösers zu werden, deren Wirken in Surinam er zu bewundern Gelegenheit gehabt, beschloss der junge Offizier, dem Beispiel zu folgen. 

Am 8. Dezember 1882 legte er nach dem Beispiel des hl. Alfons von Liguori seinen Degen zu Herzogenbusch auf den Altar und vertauschte die schmucke Uniform mit dem schlichten Ordensgewand eines Redemptoristen (siehe Bilder oben).
Nach Vollendung seiner Studien zu Witten bei Maastricht empfing Lemmens am 8. Oktober 1886 die heilige Priesterweihe. Bald darauf ging sein Herzenswunsch, als Priester und Apostel nach Surinam zurückzukehren und der schwierigen Mission seine ganze Kraft weihen zu dürfen, in Erfüllung. 

Zunächst wirkte er als erster Pfarrer an der Grenze von Britisch-Demerara (heute Guyana) gelegenen Neugründung Niew-Nickerie, dann kam er auf die Missionstation Albina am Maroni, dem Grenzfluss zwischen Surinam und Cayenne (heute Französisch-Guayana). 

Mit Vorliebe nahm er sich hier der eingeborenen Indianer und der Buschneger an und machte ihretwegen weite apostolische Fahrten ins Innere. Auf den im Maroni zerstreut liegenden kleinen Eilanden fand er aber noch andere arme Schäflein, welche des priesterlichen Trostes am meisten bedurften.
Es waren die mit dem Aussatz geschlagenen Sträflinge der benachbarten französischen Kolonie, die hier als Verbannte ein einsames und verlassenes Dasein fristeten. 

Einmal wöchentlich brachte man ihnen etwas Nahrung. Sonst blieben sie in ihren elenden Hütten sich selbst überlassen. Voll Mitleid besuchte sie P. Lemmens von Albina aus, verband ihre scheußlichen Wunden und brachte ihnen die Tröstungen der heiligen Religion. 
Es scheint, dass der gute Pater in seinem Eifer die nötigen Vorsichtsmaßregeln außer Acht ließ; gewiss ist, dass er auf einmal die Zeichen der schrecklichen Krankheit an sich selber wahrnahm. 
Das bedeutete für ihn die Absonderung vom menschlichen Verkehr und ein langsames Hinsterben. 
Um sich nützlich zu machen, bot er sich an, die Seelsorge der Aussätzigen in der St. Gerard Majella-Stiftung zu übernehmen, wo der Apostol. Vikar von Surinam, Bischof Wulfingh, den Aussätzigen ein Heim und in den Tilburger Schwestern liebevolle Pflegerinnen gegeben hatte.

Hier brachte P. Lemmens die vier letzten Jahre seines Opferlebens zu. Sein liebevoller Eifer und das heroische Beispiel seiner Geduld im eigenen Leiden gab seinem priesterlichen Wirken eine ungewöhnliche Kraft und brachte viele verhärtete Sünder zu Gott zurück. Den heiteren Charakter des ehemaligen Offiziers vermochte auch das traurige Siechtum nicht zu trüben. 
Durch Abfassung unterhaltender Theaterstücke und Aufführung von Konzerten und fröhlichen Festlichkeiten für die Aussätzigen tat er alles, um ihnen ihr hartes Los zu erleichtern und um sie her den Sonnenschein der Freude zu verbreiten.

Inzwischen hatte sein Leiden unaufhaltsam Fortschritte gemacht und die Kräfte des erst 56-jährigen Mannes aufgezehrt. Am 18. September v.J. empfing der Kranke noch einmal bei vollem Bewusstsein die heiligen Sterbesakramente und eilte am folgenden Tage in die Arme seins göttlichen Meisters, dessen treuer Jünger er gewesen. 

Ein feierliches Begräbnis ehrte das Andenken des heiligmäßigen Priesters; die schönste Grabrede aber waren die Tränen der Aussätzigen, denen er ein so treuer Freund und Vater gewesen. R.I.P.


(Aus: die katholischen Missionen, 1907)

Mehr über die Redemptoristen von Surinam in der Aussätzigenpflege hier, darunter die Geschichte des seligen P. Donders C.SS.R.