Donnerstag, 9. Januar 2014

Noch ein Indianer am Altar – Eine Primiz im Urwald


Aus der Mission der Väter vom Heiligen Geist am Amazonasstrom, Apostol. Präfektur Tesse, kommt die Nachricht von der Feier des ersten heiligen Messopfers des Indianerpriesters P. Manoel Alencar. 

„Das Gerücht von der Ankunft des neuen Paters und der bevorstehenden Feierlichkeit“, so schreibt Br. Raphael C.S.Sp., „hatte sich ohne unser Zutun schnell unter dem umwohnenden Volk verbreitet, und schon am Vorabend des Festes langten Boote an, welche zu Berg oder zu Tal wohnende Christen herbeiführten. 

Am Morgen des einzigartigen Festes war der Andrang größer als je zuvor. Alle wollten den Neugeweihten sehen und begrüßen und sich davon überzeugen, ob ihr Landsmann ebenso gut Messe lesen und predigen könne wie die weißen Missionäre. 
Nicht gering war das Staunen der Leute. Der lustige Junge, den sie noch vor etlichen Jahren unter den Missionszöglingen sich tummeln sahen, war zum ernsten Mann herangewachsen und mit der erhabenen Priesterwürde geschmückt. 

Leider war unsere Kapelle viel zu klein, um das zahlreiche Volk zu fassen, nur die Bewohner der Mission und die nächsten Angehörigen fanden Platz in derselben; die übrigen mussten vor der Tür stehen und sich mit dem Anhören der Predigt und des Gesanges begnügen, ohne etwas von den Zeremonien am Altar sehen zu können, für die sie doch allgemein so großes Interesse zeigen. 

Am Mittag fand ein bescheidenes Festmahl, statt, an welchem außer dem Personal der Mission mehrere Verwandte und Bekannte des Primizianten teilnahmen. 
Auch für die Zöglinge und nächsten Umwohner war ein Festessen veranstaltet worden, dem alle mit gutem Appetit zusprachen. So sorgten sie dafür, dass von dem Festochsen nichts übrig blieb. Gegen Abend hielt der Neupriester eine feierliche Segensandacht zum Abschluss des so schön verlaufenen freudigen Tages. Die von nah und fern herbeigeströmten Leute kehrten nach und nach fröhlich nach Hause zurück, und bald herrschte auf unserer einsamen Missionsstation wieder die gewohnte Ruhe.“

Der junge Manoel war in der Mission von Bocca do Tesse erzogen und lenkte bald durch seine Gewecktheit und seinen religiösen Eifer die Aufmerksamkeit des Obern der Mission auf sich, der ihn mit mehreren anderen Knaben unter seiner persönlichen Aufsicht Latein studieren ließ, was anfangs nicht recht munden wollte. 

Am Ende seiner Gymnasialstudien bat er um Aufnahme ins Noviziat der Väter vom Heiligen Geist. 
Nach acht Jahren höheren Studiums kehrte er in die Urwälder seiner Heimat zurück, um als Apostel unter seinen Stammesgenossen zu wirken. Möchten noch recht viele derselben seinen Spuren folgen!


(Aus: die katholischen Missionen, 1916)