Montag, 10. Februar 2014

Ein senegalesischer Seminarist schildert seine Weihe zum Subdiakonat und Priestertum...eigentlich sollte er Koranschüler werden (Teil 2)

Fortsetzung von hier

Am Karsamstag 1902 erhielt Gabriel Sané endlich zu St. Louis die heilige Priesterweihe. 
„Er ist“, so meldet ein Bericht, „der zehnte Priester, der aus dem Seminar der Mission am Senegal hervorgegangen. Zehn Priester in 50 Jahren, das ist zweifelsohne wenig, und doch hat unsere Mission von allen Missionen Afrikas allein eine so hohe Zahl erreicht. Diese einfache Tatsache beweist mehr, als viele Worte es könnten, wie schwierig die Evangelisierung dieser Länder ist.“

Wieder schüttet Gabriel Sané als neugeweihter Priester dem alten Bischof, Msgr. Barthet, sein Herz aus.  

„Ich komme gleich auf den Karsamstag zu sprechen. Diesmal war ich nicht bloß einfacher Zuschauer und Zuhörer. Ich war der Gegenstand der allgemeinen Aufmerksamkeit. Es war in der Stadt bekannt geworden, dass an dem Tag ein Schwarzer zum Priester geweiht würde. 
Schon von den frühen Morgenstunden an begann das Volk nach der Kirche zu strömen und sie zu füllen. Mit den Christen kamen auch Mohammedaner in großer Zahl.
Eine Menge Neugieriger stand auf dem Platz draußen, da die Kirche nicht alle fasste. Trotz der Länge der Zeremonien hielten alle bis zum Schluss aus, begierig, wie sie waren, einmal eine Priesterweihe zu sehen, für St. Louis ein bisher unerhörtes Ereignis. 

Ich fühlte, dass ich etwas Großem, Erhabenem, Furchtbarem entgegenging, und es fasste mich ein gewisser Schrecken, als ich das Accedat (Es trete hinzu!) des P. Limbour hörte, der den Erzdiakon machte. Scis illum dignum esse? (Weißt du, ob er würdig ist?) Dies packte mich am meisten. War ich würdig? Gott weiß es, er, der mir den Mut und die Kraft gegeben, so weit zu gehen. Die ganz providentielle Führung, die sich in meinem Lebensweg so deutlich zeigte, gab mir Zuversicht, und ich trat vor, misstrauend auf mich, vertrauend auf ihn…

Nach der Feier erbat sich Abbé Louis (ein schwarzer Priester) den Vorrang, zuerst meinen Primizsegen zu empfangen, worauf er als ehemaliger Mitschüler und Vorgänger im Priestertum ein Anrecht hatte. Er vertrat für mich gleichsam St. Joseph von Ngazobil und vor allem das Seminar.

Am Osterfeste sang ich die erste Heilige Messe unter Assistenz des P. Renault, eines alten Senegalesen, und des Abbé Louis. Monseigneur assistierte auf seinem Thron. Die Messe, der Gesang, die Blechmusik der Mittelschule, alles das war ganz danach angetan, um einen zu zerstreuen. 
Allein ich hatte an anderes zu denken. Zum ersten Mal trat ich zum Altar des unbefleckten Lammes, um das hochheilige  Opfer zu feiern. 
Ein Gedanke beherrschte alles: der Gedanke an Gottes Erbarmungen und seine unerforschlichen Wege. Las ich jetzt doch die erste heilige Messe in derselben Stadt, nach welcher ich vor 20 Jahren geschickt worden war, um den Koran besser kennen zu lernen. 
Da hat der Satan eine schwere Niederlage erlitten und der Prophet einen Jünger verloren auf ewig. Unde hoc? (Wie kam das alles?) Gott allein weiß es. Misercordias Domini cantabo (Die Erbarmungen Gottes will ich singen)…

So bin ich denn ein Priester auf ewig. Beten Sie für Ihr Kind, dass es in Wahrheit ein Priester sei und bleibe nach dem göttlichen Herzen.
Vorläufig bin ich in St. Joseph angestellt und gleichzeitig mit der Seelsorge von Mbodien betraut, das ich regelmäßig besuche. Bitten Sie Gott, er möge meine ersten Schritte im Apostolat segnen.“

Gewiss, schöner und wärmer könnte kein weißer Neopresbyter schreiben, und solche Beispiel lassen nur umso mehr bedauern, dass der Berufe noch so wenige sind.


(Aus: Der einheimische Klerus in den Missionsländern, von Anton Huonder S.J., 1909, mit Imprimatur)

Später sollte dieser eifrige Priester als erster schwarzer Feldkaplan im ersten Weltkrieg fallen.