Dienstag, 22. April 2014

Der selige Joseph Vaz, der „zweite Franz Xaver“, der „Apostel von Ceylon“ – Musterbild eines einheimischen indischen Priesters

P. Joseph Vaz hat das Bischofsamt abgelehnt, deswegen hält er auf diesem Bild den Stab nicht in der Hand und trägt die Mitra nicht.

(...) Nach Zaleski (Msgr. Zaleski war Apostolischer Delegat für Hinterindien) verdankt die Kongregation (der Oratorianer in Indien) ihre Entstehung dem großen Erzbischof von Goa, Manuel Souza de Menendez O.S.Aug. (+1644), und wurde später durch den berühmten P. Joseph Vaz (1651-1711) reformiert und in festere Form gebracht. Diese aus lauter Brahmanen bestehende Genossenschaft wirkte hauptsächlich in Bijapur (Distrikt Satara), später auf Ceylon.

Als die kalvinischen Holländer nach der Eroberung der Insel (1656) die dortige katholische Missionskirche mit völliger Vernichtung bedrohten und alle portugiesischen Priester verbannte, eilte Vaz voll apostolischen Eifers dahin, landete als Sklave verkleidet 1687 in Dschaffna und übte nun, obschon fortwährend wie ein Edelwild gehetzt, während 20 Jahren jene rastlose, wahrhaft heroische Tätigkeit, die ihm mit Recht den Namen eines zweiten „Apostels von Ceylon“ verdient hat. 

Als er am 16. Januar 1711 starb, war die kleine Herde, die er angetroffen und sorglich gepflegt, auf 60.000 bis 70.000 Katholiken angewachsen. Ebenso wunderbar als sein Wirken war sein Leben. P. Freire S.J., Provinzial von Malabar, schrieb von ihm an den Vizekönig von Goa: „Alle betrachten ihn als einen Heiligen. Obschon die Häretiker überall nach ihm fahnden, können sie ihn doch nicht erwischen; er entzieht sich ihnen wie ein Proteus in allen möglichen Verkleidungen.“ „Das Leben, das P. Vaz führt“, so meldete P. J. Menezes 1698 an den Obern des Oratoriums von Goa, „ist mehr wunderbar als natürlich.“ 

Selbst ein so bitterer Feind der katholischen Kirche wie Harward nennt ihn „einen zweiten Franz Xaver“, und Sir J. Emerson Tennent spricht in seinem großen Werk über Ceylon mit Bewunderung von ihm. Msgr. Zaleski aber hofft eines Tages den Seligsprechungsprozess dieses einheimischen indischen Priesters einzuleiten. 
(er wurde am 21. Juli 1995 vom sel. Johannes Paul II. seliggesprochen)

(Aus: Der einheimische Klerus in den Missionsländern, von Anton Huonder S.J., 1909, mit Imprimatur)