Montag, 2. Februar 2015

Lumen ad revelationem gentium: Simeon, der Missionsfreund

(Quelle: Aditt)

(Predigtskizze von P. Robert Streit O.M.I., die Unterüberschriften zur Ordnung der einzelnen Teile sind weggelassen)

Der greise Simon trägt das göttliche Kind auf seinen Armen und preist es als der Heiden Heil und der Heiden Licht. Simeons Gefühle und Worte sind Gefühle und Worte hoher, edler Missionsbegeisterung, wie solche auch jeden wahren Missionsfreund beseelen müssen.
Ihm wird Simeon zum Vorbild

1) in seiner Glaubenstiefe,

2) in seiner Glaubensweite.

Simeon ist dem Missionsfreund ein leuchtendes Vorbild

I. in seiner Glaubenstiefe, denn jeder wahre, echte Missionssinn muss zur Voraussetzung haben:

1) den eigenen Glaubensbesitz. Wir können nicht geben, was wir selbst nicht haben. Christus müssen wir erst selbst im Herzen tragen, bevor wir ihn anderen bringen können. Der echte Missionssinn schöpft seine große Freudigkeit aus dem eigenen Glaubensbesitz.

2) die eigene Glaubensüberzeugung. Der Glaube, den wir besitzen, darf kein mechanischer Glaube oder gar nur eine Gefühlsreligion sein; er muss von uns lebendig erfasst, in uns eine Überzeugung sein. Alle Seelenkräfte, auch die Vernunft, müssen in seinem Dienst stehen. Wir können das nicht schätzen, was wir selbst nicht kennen. Um die Mission schätzen zu lernen, müssen wir von der Notwendigkeit des Glaubens, der Gnade usw. durchdrungen sein. Unser Glaube muss Licht und Wärme und Leben sein;

3) die eigene Glaubensstärke. Je größer die Glaubensüberzeugung in uns ist, desto stärker wird auch der Missionssinn sich in uns entwickeln. Die Missionsbeteiligung ist die Wirkung, der Gradmesser des inneren Glaubenslebens, und das gilt für jeden einzelnen Christen wie auch für ganze Völker und Zeiten. Die Natur der Sache und die Erfahrung bestätigt es.

Glaubensbesitz, Glaubensüberzeugung und Glaubensstärke umfasst die Glaubenstiefe, die wir an Simeon bewundern. Hierin müssen wir ihn nachahmen. Aber auch:

II. in seiner Glaubensweite. Simeon erhebt sich über die Engherzigkeit des jüdischen Volkes. Dies träumte nur von einem irdischen Messiasreich, von nationaler Verherrlichung, von der Befriedigung der eigenen Wünsche. So denkt nicht Simeon, so dürfen wir nicht denken. Einzig und allein müssen wir suchen:

1) Gottes Ehre: Salutare tuum quod parasti – „Dein Heil, das du bereitet hast.“ Um Gott handelt es sich an erster Stelle bei der Missionsfrage;

2) der Seelen Heil: Lumen ad revelationem gentium – „Ein Licht zur Erleuchtung der Heiden.“ Wir dürfen den Sonnenlauf des Evangeliums nicht aufhalten. Wie die Sonne am Firmament, so soll der Glaube allen leuchten;

3) der Kirche Ruhm: Gloriam plebis tuae Israel. Von Gott ward die Kirche zur Führerin der Völker bestimmt. Diese Aufgabe muss sie auch in unserer Zeit erfüllen. Das wird ihr Ruhm vor Gott und den Menschen sein. Durch das Missionswerk zeigt sie die nie alternde Kraft des Glaubens, den nie aussterbenden Opfermut ihrer Kinder.

Wenn Simeons Glaube unser Glaube gewesen, wenn seine Liebe auch die unsrige war, dann wird Simeons Hoffen auch unser Hoffen einst sein. Dann werden wir sein Sterbelied in der Stunde unseres Todes anstimmen können: Nunc dimittis!


(Aus: Robert Streit O.M.I.: Missionspredigten, Herder, 1913)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen