Donnerstag, 5. März 2015

Die letzte Kommunion des kleinen Joseph

Von Pater Siegfried O.F.M. Cap. in Chile:

Auf den Namen Joseph hatten wir den achtjährigen kränklichen Knaben getauft, und nur vier Monate war er in unserer Anstalt. Aber es gelang uns doch, ihn auf seine erste heilige Kommunion vorzubereiten. Dann aber mussten wir ihn zu seinen Eltern heimgeben.

Es vergingen einige Monate; da kam eines Tages sein Vater, ein Heide, und sagte: „Mein kleiner Joseph lässt dich grüßen und bittet, du möchtest ihn besuchen und mit ihm plaudern und ihm den ‚Herrn‘ bringen.“ „Dein Kleiner will beichten und die Kommunion empfangen!“ „Mag sein, das verstehe ich nicht!“ „Geh nun heim und sage dem Kleinen, dass ich gleich nachkomme, und dass er alles haben soll.“

Ich kam zur Hütte, die auf einer kleinen Lichtung des dichten Urwalds stand. Als ich die Hütte betrat, blieb ich einen Augenblick sprachlos stehen: im Winkel der Hütte lag der zum Skelett abgemagerte Joseph, weiß gekleidet, mit einer Kerze in der Hand, die mit Blumen umwunden war, so wie am Tag seiner ersten heiligen Kommunion. Dann beichtete er und betete die Gebete, die er bei seinem kurzen Aufenthalt in der Anstalt gelernt hatte.
Gerade als ich ihm die heilige Kommunion reichte, flog eine ganze Schar Singvögel aus dem Wald herbei und ließe sich auf der Lichtung nieder. Ihr munterer Gesang drang fröhlich herein zu uns. Freudig leuchteten die Augen des Kranken auf, und ich sagte zu ihm: „Da schau her, es ist gerade, als ob die Vöglein Engel wären, die der Heiland schickt, damit sie jetzt singen, wo er selber zu dir kommt; freue dich recht, bald darfst du im Himmel auch mitsingen mit den Engeln beim lieben Gott!“

Alle Anwesenden weinten, nur der Kleine behielt sein verklärtes Leuchten in Blick und Antlitz bis zum Abend, wo seine unschuldige Seele aus dem Körper enteilte, hin, wo die Scharen der Engel sie erwarteten.

(Quelle: das Seraphische Weltapostolat des heiligen Franziskus von Assisi , Altötting, 1931)