Freitag, 8. April 2016

Eifer für das Gotteshaus im Kongo


Pater Joseph Fräßle S.C.J. berichtet aus seiner Mission im Kongo:

„Beim heutigen Wolkenbruch habe ich gesehen, wie ein paar Regentropfen durch das Dach eurer Kirche auf den Altar fielen. Liebe Leute, das darf nicht sein! Bessert das Dach aus und haltet eure Kirche Gottes würdig; denn er ist groß und heilig, und ihm gebührt Ehre.“

So hatte ich in Yambumba zu den Christen gesprochen und fuhr nun weiter flussaufwärts. Nach zwei Monaten glitt mein Einbaum am anderen Ufer hinab, und ich glaubte schon den Yambumba-Leuten unbemerkt entkommen zu sein. Da entstand Gejubel und Gongklang in ihrem Dorf, und herüber auf mich schossen ein Dutzend Kanus. „Du wolltest uns entfliehen? Wohl wegen dem Kirchendach? Glaubst du, das geht bei uns? Unser Auge beherrscht das Wasser. Wir haben dich nun! Du musst mit uns ins Dorf. Du musst die neue Kirche einsegnen!“ „Euer neues Kirchendach, wollt ihr sagen? Dafür kann ich nicht aussteigen! Ich muss heute nach Ilongo.“ Sie aber zogen meinen Einbaum an sich heran, sprangen hinein und ruderten mich dorfwärts ans Ufer, etwa 1 ½ Kilometer weit. Ich erklomm die Uferhöhe. Welch ein Leben! Tausend Hände waren an der Arbeit. Die einen ebneten den Boden, schafften Arbeitsreste fort; andere bemalten die Kirchenwände in sechs verschiedenen Farben mit Kreuzchen, Spitzen- und Blumenformen usw.; andere zimmerten den Altar, wieder andere suchten vielgestaltige Kieselsteinchen und stampften sie in den weichen Lehm des Bodens zu Mosaikgebilden. 


Wie staunte ich! In zwei Monaten hatte ein Geist, der in vierhundert Köpfen lebte, eine Pfarrkirche hervorgezaubert, und ich blieb natürlich, um sie einzuweihen, damit die Freude der Leute voll wäre. Yambumba hat die schönste Kirche am Lohali. Das ließ sich nicht jedes Dorf sagen. Auch sie ersetzen die alten Kirchen durch schöne neue. Es ging um die Wette, wer dem Herrn ein schöneres Gotteshaus erbauen könne.

(Aus: Joseph Fräßle, Meiner Urwaldneger Denken und Handeln)


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