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Die heilige Maria von der Menschwerdung – eine der ersten Missionsschwestern? (PD-1923) |
Wer dieses Blog regelmäßig liest, weiß, dass ich mich mit
der Frage beschäftige, wann die ersten Missionsschwestern auszogen (hier und
hier). Durch Zufall bin ich jetzt der Antwort wohl ein großes Stück näher
gekommen.
Neulich griff ich zum Jahrgang 1883 von Die katholischen
Missionen, die den Aufsatz „Die Klosterfrauen von Quebec“ enthalten. Es handelt
sich bei diesen Klosterfrauen um eine Gruppe von Hospitalerinnen und Ursulinen,
die 1639 nach Neufrankreich auszogen, um sich in dem damaligen Fort Quebec,
einer Garnison mit einigen Holzhäusern, der Bekehrung, der Krankenpflege und
dem Unterricht der Indianer zu widmen. Ausschlaggebend dafür war ein
Missionsbericht des Jesuiten P. Lejeune, den ich hier in kurzen Auszügen
zitieren möchte:
„Ach mein Gott! Wenn manche Damen von Frankreich ihre
verschwenderischen und törichten Ausgaben einem so heiligen Werke zuwendeten,
welchen Segen würden sie auf ihre Familien herabziehen! Welch ein Ruhm im
Angesicht der Engel, das Blut des Sohnes Gottes zu sammeln, um es den armen
Heiden zuzuwenden! Ist es denn möglich, dass die Güter dieser Erde uns teurer
wären, als das eigene Leben? Seht doch! Es stehen zarte und im Überfluss
erzogenen Jungfrauen bereit, mit Freuden ihr Leben dem Spiele der Wogen des
Ozeans anzuvertrauen; sie sind bereit, zu uns zu kommen, um in einer bitteren
Kälte, wie sie die Luft Frankreichs niemals kennt, die Seelen der Kinder
aufzusuchen, um Arbeiten zu übernehmen, vor denen selbst Männer zagend
zurückweichen: und es sollte sich nicht irgend eine wohltätige Dame finden,
welche diesen Kriegerinnen des allmächtigen Gottes einen Geleitschein
ausstellte, welche ihnen ein Haus gründete, in dem dieselben in dieser neuen
Welt die göttliche Majestät loben und ihr dienen könnten? Ich kann mir nicht einreden,
unser Heiland werde niemanden zu diesem Werke antreiben.“
In der Tat trieb unser Herr zwei Edelfrauen zu diesem Werk
an: Marie de Vignerot, Herzogin von Aiguillon, eine Verwandte Kardinal Richelieus,
sowie Marie Madeleine de Chauvigny de la Peltrie, kurz „Madame de la Peltrie“.
Letztere stiftete nicht nur das Ursulinenkloster von Quebec, sondern ging
gleich mit den Ordensschwestern nach Kanada, um sich dem entbehrungsreichen
Missionsleben zu widmen. Zu der Gruppe gehörte auch die heilige Maria von der
Menschwerdung, die 2014 heiliggesprochen wurde. Gemeinsam widmeten sie sich der
Krankenpflege bei den Epidemien, die bald vor allem die Indianer befielen, und
trotzten Krieg und Brandkatastrophen.
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Madame de la Peltrie |
Ohne ein abschließendes Urteil fällen zu wollen, meine ich,
hier die Antwort auf die Frage „wer waren die ersten Missionsschwestern?“
gefunden zu haben. Die Missionen in Schwarzafrika wurden zu diesem Zeitpunkt,
wenn sie überhaupt existierten, von Männerorden wie den Kapuzinern versehen.
Gleiches galt für die überaus schwierigen Missionen in Asien, wo viele Länder Ausländern
vollständig verschlossen waren.
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Die ehrwürdige María de Jesús de Tomelín, „die Lilie von Puebla“ (Mexiko) |
In den Kolonien Lateinamerikas (vor allem in Mexiko) und
vielleicht auch in Goa gab es Schwestern und Frauenklöster, allerdings gehe ich
eher davon aus, dass diese Schwestern erst eintrafen, als die ersten
Pionierzeiten bereits überstanden und die Verhältnisse eher mit denen in
Europa zu vergleichen waren.
So wurde das erste Frauenkloster in Amerika 1540
von den Konzeptionistinnen in Mexiko-Stadt gegründet, diese widmeten sich wohl
aber eher dem, was man mit der Erziehung „höherer Töchter“ in Europa vergleichen
könnte (wahrscheinlich von den Töchtern aztekischer Adelsfamilien). Die
anderen Frauenklöster in Mexiko widmeten sich anscheinend auch mehr der
regulären klösterlichen Observanz wie in Europa und nicht der Missionsarbeit
(mehr dazu auf Spanisch hier).
Sollte es in dieser Sache neue Erkenntnisse geben, schreibe
ich natürlich darüber.