Samstag, 26. November 2011

Frühling in Khartum

Die Schlacht von Omdurman

Hier ein weiterer Beitrag zum Thema „arabischer Frühling“. Die unheilvollen Ergebnisse von Volksaufständen in arabischen (sprich: islamischen) Ländern kann jeder leicht herausfinden, wenn er sich etwas mit der Geschichte beschäftigt. Dieser Bericht von Dom Luigi Bonomi, der im Sudan drei Jahre lang Gefangener von Muhammed Ahmed, dem selbsternannten „Mahdi“, war, ist vor allem angesichts seiner Aktualität in Bezug auf die weltweite Christenverfolgung besonders lesenswert.


Wir waren unser sieben (2 Priester: Dom Luigi Bonomi und Dom Joseph Ohrwalder, 2 Laienbrüder: Joseph Regnotto und Gabriel Mariani, und 3 Schwestern: Amalia Andreis, Eulalia Pesavento und Marietta Caprini) und wurden vor den Mahdi geführt. Er sagte uns, es sei notwendig, dass wir augenblicklich zum Islam überträten. Wir entgegneten fest: „Wir können diesem Befehle nicht entsprechen, noch unsere heilige Religion verlassen. Gott verbietet es, und selbst wenn wir der Kleidung und dem Äußern nach Moslems würden, so bleibe doch unser Herz unverändert.“ Diese kühne Antwort reizte Muhammed Ahmed sehr.
Er rief: „Höret, verfluchte Ungläubige! Morgen ist Freitag. Ich gebe euch Bedenkzeit. Wenn ihr beim Aufgange der Morgensonne nicht zum Islam übergetreten seid, so sollt ihr zum Tode geführt und hingerichtet werden zur Strafe für euren hartnäckigen Ungehorsam. Sehet also zu und bereut, solange es Zeit ist! Ich haben gesprochen.“
Im Laufe des Tages wurden wir von verschiedenen Derwischen besucht, welche uns beschwuren, den Islam anzunehmen. Wir antworteten ihnen: „Wir geben euch, o Derwische, denselben Bescheid, wie eurem Meister: Das ist uns nicht erlaubt!“ Sie waren wütend, spien uns an und zückten ihre langen Schwerter gegen uns. Allein wir vertrauten auf Gott.

Am nächsten Morgen wurden wir aus der Hütte, in welche man uns eingesperrt hatte, hervorgeführt. Die Araber standen in Schlachtordnung; hinter dem Fußvolk hielt eine starke Abteilung Reiterei. Tausende von Speeren und blanken Schwertern blitzten und funkelten in den Strahlen der Morgensonne.
Wir sahen sie aufsteigen und die Wipfel der wenigen Mimosen und die Felskanten vergolden, welche hier und dort aus der weiten, gelben Sandfläche aufragen — wir sahen sie aufsteigen und dachten, es sei das letzte Mal.
Nie mehr würden wir einen Sonnenaufgang schauen, unsere Bahn wäre durchlaufen und wir würden, wie Tausende vor uns, des Martertodes sterben für den Glauben an unseren Herrn — so dachten wir.


Furcht hatten wir keine; ja wir freuten uns im Gedanken, des Todes für Ihn würdig befunden zu sein.
Als wir die lange Front hinabgeführt wurden, gingen wir festen Schrittes und erhobenen Hauptes einher; die Araber zückten ihre langen, zweischneidigen Schwerter gegen uns und verfluchten uns, während wir vorüberschritten.
Jetzt erreichten wir den Platz, wo Muhammed Ahmed, der sogenannte „Mahdi“, hielt. Er saß auf einem prächtigen Dromedar. Laut rief er uns zu: „O Christen, seid ihr bereit, den Islam anzunehmen, oder wollt ihr euch die Köpfe von den Schultern schlagen lassen?“ — Auf Gott vertrauend gaben wir die Antwort: „ O Sheikh Muhammed Ahmed! Du hast große Gewalt; du befehligst diese große Schar von Kriegern, welche sich so weit erstreckt, wie das Auge reicht. Du kannst ihnen gebieten, was in deinen Augen gut scheint, und dein Befehl wird vollzogen. Auch über uns hast du Macht, dass du uns erschlagen kannst; denn Gott hat in seinem weisen Ratschluss uns in deine Hand gegeben. Aber du hast keine Macht, o Sheikh, uns zum Islam zu zwingen. Wir ziehen den Tod diesem Entschluss vor.“
Wir alle gaben diese Erklärung ab. Die finsteren Reihen schwiegen; Derwische mit langen Schwertern standen gewärtig, den Wink ihres Herrn zu erfüllen und unsere Köpfe abzuschlagen.

Aber Muhammed Ahmed schaute eine Zeit lang aufwärts und gen Osten und schwieg. Dann richtete er sein Adlerauge durchdringend auf uns, und da er bemerkte, dass wir im Glauben nicht wankten, rief er mit lauter Stimme: „ O Nazarener, möge Allah, der allgütige und barmherzige, eure Herzen recht machen und euch zur Wahrheit führen!“
Nachdem er dies gesagt hatte, rief er abermals laut: „Ihr alle, Sheikhs und Derwische und wer immer Waffen trägt unter euch: steckt euer Schwert in die Scheide! Denn dieses ist der Befehl, den ich gebe: Lasset diese Nazarener ungekränkt in meine Hütte führen — ich habe es gesagt!“ So wurden wir hinweggeführt, und wir dankten Gott, dass er das Herz dieses fürchterlichen Mannes zur Schonung gegen uns bewogen hatte.
Wir wurden in eine Strohhütte geführt; er hieß uns niedersitzen und mit ihm speisen. Dabei unterhielt er sich zwanglos mit uns und fragte nach unserer Meinung in verschiedenen Sachen. „Seid meines Schutzes versichert“, sagte er. „Kein Haar eures Hauptes soll gekrümmt werden. Ich übergebe euch nun der Obsorge eines Syrers namens Georg Stambuli. Dieser Mann, sah, Allah sei Dank, den Irrtum seiner Wege ein und hat den Islam angenommen. Gewiss werdet auch ihr euren Irrtum bald einsehen; Stambuli wird euch in jeder nützlichen Kenntnis unterrichten!“

(Aus: die katholischen Missionen, 1885)

Wie in vielem irrte Muhammed Ahmed auch hier. Die Missionäre blieben standhaft, eine Schwester und ein Bruder wurden von Gott in die Ewigkeit abberufen, Dom Luigi gelangte die Flucht noch im selben Jahr, Pater Ohrwalder erst 1891.

1 Kommentar:

  1. Herzlich willkommen als Blogger-Nachbar!
    Endlich auch in der katholischen Bloggerliste erfasst:

    www.bloggerliste.blogspot.com

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