Abt Norbert von St. Ottilien spendet aussätzigen Kindern die heilige Taufe. Deutsch-Ostafrika. |
In ergreifenden Worten schildert Erzabt
Norbert Weber, der erste Abt von Sankt Ottilien, die Taufe von aussätzigen
Kindern in Deutsch-Ostafrika. Hier ein Auszug:
In Tabora wollte ich feierlich das Sakrament der Taufe spenden. Der 10. Februar war dazu ausersehen. Freudige Erwartung glänzte auf den Gesichtern der 23 Täuflinge, meist größere Kinder. Sie hielten die Namen, die sie in der heiligen Taufe empfangen sollten, in der Hand. Flüchtig musterte ich ihre Reihen. Da ist ein Knabe, etwa 12 Jahre alt. Sein Zettel trägt den Namen Andreas. Sein Gesicht hat der Aussatz so gealtert, dass es in seinen breit verzerrten Zügen auf 60-70 Jahre schließen ließe. Und doch hat in den paar Jahren eine Rückbildung die grässlichste Entstellung weggenommen. Eine Reihe anderer Knaben hat noch jene glatten, ja feinen Linien der schwarzen Jugend, aus denen die Unschuld der Kinderjahre anmutet, und doch zehrt auch an ihrem Körper das gleiche Siechtum.
Dann kommt ein Knäblein von etwa 8 Jahren: Es blickt so treuherzig mit seinen offenen schwarzen Augen, als schaute es mit der Freude einer glücklichen Kinderseele in den lichtvollen heutigen Tag hinein, der ihr mit dem Glanze der heiligmachenden Gnade entgegenstrahlt, und als sehe es in trostvoller Zuversicht hinter diesem Gnadenglanze den Tod als Erlöser stehen. Heute soll ihm die rettende Gnade werden und: „in ein paar Wochen wird man ihn begraben“, flüstert mir P. Theodos leise zu. Seine eiternden Füße sind verbunden. Der Aussatz frisst gierig immer weiter das Fleisch von den aussterbenden Knochen. Schwer hebt sich die enge Brust des Kleinen, gleich als ringe sie schon mit dem Tode.
Ein Mann in den kräftigsten Jahren, der vor kurzem in Todesnot die Taufe verlangt und erhalten hatte, mischt sich unter die Schar der Kinder. Es ist Chrysanthus. Eines Tages war er plötzlich schwer krank, und da zu eben derselben Zeit ein anderer Mann rasch, ohne die Taufe empfangen zu können, gestorben war, hatte er gleich nach der Schwester geschickt und ihr erklärt: „Die Kranken hier sterben so schnell. Ich möchte doch nicht ohne die Taufe sterben.“ Er war getauft worden, und jetzt sollen an ihm die segenspendenden Zeremonien nachgeholt werden. Sie sollen ihm neue Kraft geben, den Todespfad zu wandeln, der ihn durch ein hartes Erdenelend einem raschen Ende zuführt.
Dann kommen ein paar Mädchen: Eigentümlich, mehr als bei den Knaben legt sich der so arg verunstaltende Beulenaussatz über ihre Gesichter. Mit bohnengroßen, hochragenden Beulen ist das Gesicht bedeckt, die teils vereinzelt auf der Haut umherliegen und Mund und Nase und Ohren gräulich entstellen und zerfressen, teils aber wie die großen Perlen einer verworrenen Perlenschnur in Haufen ineinander gemengt sind. Eine junge Mutter, mit ihrem bereits getauften Kindlein auf dem Rücken befindet sich unter ihnen und zwei ältere, heiratsfähige Mädchen, Scholastika und Anna.
Das Umkleiden in der ärmlichen, engen Kapelle, gibt mir eine kurze Frist, um mich von diesem Anblick wieder zu sammeln, indessen draußen vor dem schön mit Palmwedeln und Blumen geschmückten Platz vor dem Kirchlein die beiden Schwestern, welche die Sorge für die Aussätzigen übernommen haben (es sind die Oberin Beatrix und die Schwester Constantia) die Täuflinge für den heiligen Akt ordnen.
Dann komm ich heraus. Herzhaft dem ersten Täufling das segenbringende Zeichen des heiligen Kreuzes auf die Stirn geschrieben (siehe Bilde oben), und die anfängliche Scheu vor dem Aussatz und vor dem Gedanken an die Gefahr der Ansteckung ist überwunden. Freilich, nach der Vorschrift der Kirche mit dem Finger Speichel aus dem Munde zu nehmen und so nach dem Vorbild des Heilandes als Symbol der übernatürlichen geistigen Eröffnung der Ohren und der Sinne allen der Reihe nach Ohren und Nase zu bestreichen, darf ich nicht wagen. Ich muss, weil es so viele sind, immer wieder ein frisches Baumwollbäuschchen anfeuchten und so das von der Kirche angeordnete Sakramentale ihnen zuteilen. Umso freudiger nehmen diese Naturkinder, welche das Salz so sehr lieben, das geweihte Salz auf, das ich ihnen in möglichst großen Dosen reichen darf.
Und bald strömt als rettendes Fluten der göttlichen Gnade das heilige Taufwasser über die so traurigen körperlichen Erscheinungen. Sie verändern sich nicht; doch ihre Seelen jubeln auf in Engelreinheit voll von Gnade.
Als der Erzabt nach 30 Jahren
von seinem Posten zurückgetreten war, war die Missionsgesellschaft der
Benediktiner von St. Ottilien von anfangs 99 Mitglieder auf 1000 angewachsen.
Er starb 1956 in Tansania. Requiscat in Pace.
(Aus: die katholischen Missionen, Herder’sche
Verlagsbuchhandlung, Freiburg i. Br., 1911-12, S. 303)
Eine Kleinigkeit zur Begrüßung:
AntwortenLöschenhttp://heiligenbildchen.blogspot.com/2011/11/und-womit-kann-man-ein-neues-blog-uber.html
Herzlich willkommen
Thomas