Mittwoch, 15. Februar 2012

Die häufige Kommunion in Mulera und ihre Früchte



Vor kurzem haben die „Kathol. Missionen“ über das blühende eucharistische Leben in Uganda eingehend berichtet (1912/1913). Dass auch in dem benachbarten Vikariat Kiwu der Weißen Väter ein ähnliches reges Leben herrscht, beweisen die Mitteilungen des P. Classe über die große Missionstation Mulera. 

In dieser Station, die 2000 Christen zählt, wurden allein während der Monate November und Dezember 1912 über 14.000 Kommunionen ausgeteilt. Die Frucht des häufigen Sakramentenempfangs tritt dem Missionär greifbar vor Augen. Die dortigen Eingeboren, die Mulihira, sind von Natur aus ungemein kriegerisch und mordlustig. Menschenmord gilt als Ehrensache.“Du bist ein Kind, du hast noch niemanden getötet“, ist der gefürchtetste Vorwurf. In jedem Rechtstreit beginnt der Kläger „Ich habe den und den erschlagen, darauf den und den; ich habe dem und jenem die Hütte in Brand gesteckt; ich bin ein Mann. Hört mich an!“ Und die ganze Versammlung klatscht Beifall. 


Die Kraft sich aus solchen Gewohnheiten zu wahren Christen durchzuarbeiten, finden die Neubekehrten im häufigen Sakramentenempfang. „Wenn ich kommuniziert habe“, sagte einer zum Pater, „habe ich Kraft für zwei Tage; aber dann ist es vorbei.“
Sie haben gelernt, das schwerste Opfer zu bringen, auf die Blutrache zu verzichten. Von den vielen Beweisen dafür nur zwei Beispiele. „Lazaro, einer unserer Christen“, schreibt ein Missionär, „lag zu Tode verwundet in seiner Hütte, neben ihm die Leiche seines Bruders. Einige heidnische Dorfgenossen hatten sie überfallen. Ein Mitchrist wandte sich an den Sterbenden: ‚Lazaro, sprich, dass du deinen Mördern verzeihst!‘ —Ja, ich verzeihe ihnen‘, flüsterte der Sterbende, ‚man soll sie in Frieden lassen; ich bin zufrieden, dass man mich nicht rächt.‘ Und nach einer Pause: ‚Ich wünsche, dass sie Christen werden.‘“
(…)


Ähnlich verwildert wie die Alten waren auch die Kinder. Wurden sie doch von ihren Eltern planmäßig angelehrt, sich ihren Unterhalt durch stehlen zu verdienen. „Ein Hund versteht es, sich die Nahrung selbst zu suchen“, sagt ein Sprichwort der Mulihira, „ein Kind muss doch ebenso viel Verstand haben wie ein Tier.“
Auch hier hat die häufige Kommunion eine allmähliche Umgestaltung der Jugend bewirkt. 


Als das Dekret des Heiligen Vaters über die Kinderkommunion bekannt wurde, hieß es allgemein unter den Christen: „Seht, der Papst kennt uns! Er hat eingesehen, dass unsere Kinder, genau wie wir, ohne Nahrung nicht leben können.“ Und die Kinder wissen das Brot des Lebens auch zu schätzen. Fast alle Kinder der Station über sieben Jahre gehen drei- bis viermal in der Woche zum Tisch des Herrn, obwohl manche ziemlich weit im Gebirge wohnen.
Und die Früchte bleiben nicht aus. 


Unter den Kindern befand sich ein Knabe von hitziger, grausamer Naturanlage, der seine schwächeren Gespielen quälte, wo er nur konnte. Ermahnungen und strenge Strafen der Eltern fruchteten nichts. Er wurde zur heiligen Kommunion zugelassen. Mit dieser Stunde vollzog sich eine merkwürdige Wandlung in ihm. Sein hitziges Wesen verlor er allerdings nicht. Aber er wusste sich zu überwinden; „denn“, so sagte er oft, „wenn ich zornig gewesen bin, wenn ich jemanden gequält habe, darf ich den Heiland nicht empfangen.“

Die kleine Lea, ein achtjähriges Mädchen, bereitete sich auf die erste heilige Kommunion vor. Drei Tage vor dem Fest erkrankte sie schwer. Trotz ihrer inständigen Bitten wollten die Eltern die Schwerkranke nicht zur Kirche gehen lassen. Als der Festtag gekommen war, benutzte sie die Abwesenheit der Eltern, um sich auf den Weg zur Mission zu machen. Doch schon bald brach sie zusammen. Einige Christen, die zur Messe gingen, fanden das ohnmächtige Mädchen und trugen es nach Hause zurück. Als der Pater davon hörte, brachte er eiligst Den an das Krankenlager, nach Dem sie so sehnsüchtig verlangte.
Wie tröstlich ist dieses Wirken der Gnade für den Missionär, wie heilsam aber auch dieses Beispiel für manche, die vor den geringsten Opfern zurückschrecken.


(Aus: die katholischen Missionen, 1914)

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