Mittwoch, 29. Februar 2012

Die Revolution in Ecuador (Teil 1)


Franziskanerkloster San Diego in Quito; Quelle: Alfredo Chaves

Seit anderthalb Jahren herrscht in Ecuador wieder, wie unsere Leser aus den Tagesblättern schon wissen, die radikale, kirchenfeindliche Revolutionspartei und benutzt ihre Machtstellung zu einem schonungslosen Kampf gegen Kirche und Christentum.
Einen klaren kurzen Überblick über die Ereignisse und den augenblicklichen Stand der Dinge bieten die folgenden Ausführungen, die wir der Güte des hochw. Herrn Heinrich Kruse, ehemaligen Pfarrers von Jipijapa (Ecuador) und gegenwärtigen Rektors der St. Aloysius-Kirche in Caldwell (N.J.) in den Vereinigten Staaten verdanken.
„Ecuador, Ecuador, ein wie herrliches Land bist du!“ Diese Worte des sel. P. Kolberg S.J. entringen sich der Brust eines jeden, der jenes vom lieben Gott so reichlich gesegnete Land bereist. An Naturschönheit und Fruchtbarkeit des Bodens von keinem Land der Erde übertroffen, hat es auch noch die für uns Katholiken so hohe Ehre, offiziell die Republik des heiligsten Herzens Jesu genannt zu werden.
Seine Bischöfe, seine Ordens- und Weltpriester, mit Ausnahme einiger einer jetzt verwaisten Diözese, sind Männer, welche durch ihr Wissen, ihre Frömmigkeit und ihren Seeleneifer unserer heiligen Kirche alle Ehre machen. Der sprichwörtlich feste Glaube der alten Spanier und neubekehrten Indianer war seit der Zeit des unvergesslichen Garcia Moreno von neuem belebt zu einem mächtigen Baume geworden, dessen grünende Äste sich über das ganze Land ausbreiteten und überall, besonders in den Zentren des kirchlichen Lebens, die herrlichsten Früchte zeigten.


Wer die Geschichte unserer heiligen Religion kennt, wird sich daher nicht wundern, dass die Hölle wütete und Satan alle Hebel in Bewegung setzte, um das gute Werk zu vernichten. Zu verschiedenen Malen und auf verschiedene Weise hat er Versuche gemacht; es war ihm aber niemals in einem solchen Grade gelungen, wie durch die gegenwärtige Revolution des unseligen Halbindianers Eloy Alfaro. 

Schon seit 25 Jahren war dieser Mensch der böse Dämon für die Ruhe und den Frieden seines Vaterlandes.
Von seinen Genossen, den Freimaurern der ganzen Welt, besonders aber Zentralamerikas, unterstützt und aufgehetzt, hat er fortwährend im Ausland und im geheimen in Ecuador selbst gegen die rechtmäßige Regierung gewühlt und Pläne geschmiedet. Seine früheren Revolutionen wurden immer durch die Wachsamkeit der Behörden bald niederschlagen. 


Dieses letzte Mal aber führte unglücklicherweise ein besonderer Umstand zu seinem Erfolge.
Während des chinesisch-japanischen Krieges versuchte Japan das chilenische Kriegsschiff „Esmeralda“ käuflich zu erwerben. Nach dem Völkerrecht jedoch konnte Chile als anerkannte Seemacht einen solchen Verkauf mit Japan als einer der kriegsführenden Mächte nicht abschließen. 


Die betreffenden Regierungen versuchten daher die Regierung Ecuadors, welches nicht als Seemacht anerkannt wird, als Vermittlerin zu engagieren.
Leider ging dieselbe darauf ein, kaufte das Schiff von Chile und verkaufte es dann an Japan. Dieser zweifelhafte Handel wurde noch dadurch verschlimmert, dass gewisse Beamte einen guten Profit daraus gezogen haben sollen. 


Die freimaurerische Presse bauschte die Sache zu einer nationalen Kalamität auf, deren Schmach nur durch die Niederlage der Regierung und den Triumph des Liberalismus gesühnt werden konnte.


Schon unter dem vorhergehenden Präsidenten hatte die Freimaurerei überall ihre Helfershelfer — vielleicht sogar an hoher Stelle. So kam es — gewiss nicht durch Zufall — , dass in den Militärstationen an der Küste teils solche Männer das Kommando führten, welche heimlich mit Alfaro sympathisierten und daher beim Ausbruch der Revolution sich sofort mit ihrem Militär für ihn erklärten, oder das man andere wichtige Stationen ohne Munition gelassen hatte, so dass die regierungstreuen Besatzungen machtlos dastanden.


(Aus: die katholischen Missionen, 1896)



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