Sonntag, 26. Februar 2012

Schwierigkeiten der Mission unter den Kopten (Teil 2)

Fortsetzung von hier

Wie unsere Leser wissen, sind bereits 15.000 Kopten zur katholischen Kirche zurückgekehrt.
Und auch die vielen, die aus zeitlichen Rücksichten oder Furcht diesen Schritt nicht getan, haben doch den katholischen Priester kennen gelernt und weisen ihn wenigstens in der Todesstunde nicht zurück.
Andere senden ihre Kinder in die katholischen Schulen, bringen ihre Neugeborenen zur Taufe und erbitten für ihre erwachsenen Söhne und Töchter die katholische Trauung.
Wo immer es möglich ist, einen Priester hinzustellen und eine Schule zu errichten, da vollzieht sich in kurzer Zeit eine erfreuliche Umwandlung.
Die Kinder nehmen den religiösen Unterricht begierig auf und tragen ihn weiter in die Familie hinein.
Leider reicht die Zahl der einheimischen Priester nicht aus, um alle Stellen zu besetzen, und so muss vorläufig noch die apostolische Wandermission die regelrechte Seelsorge ersetzen. Diese Wandermissionen sind eine recht schwierige opfervolle Aufgabe.
Große Schwierigkeiten macht zunächst die Sprache. Es ist nicht allzu schwer, das Arabische für wissenschaftliche Zwecke sich anzueignen, aber sehr schwer, die Volkssprache geläufig und sicher zu handhaben. Manche Laute verlangen eine förmliche Umwandlung der Organe, und nur eine lange, beharrliche Übung führt zu einer erträglichen Aussprache und zur Trefflichkeit in der Wahl der volkstümlichen Ausdrücke und des von unserer Redeweise so ganz verschiedenen Satzbaues.


Harte Anforderungen stellt auch das Klima. Gewiss gilt das Klima Ägyptens als eines der besten der Welt und wird von den zahlreichen Touristen und Kurgästen als solches gerühmt.
Allein diese Herren und Damen wählen sich nur die schönsten Monate aus und verfügen über die Mittel, sich das Leben angenehm zu machen. Was ganz anderes ist es aber, sechs bis acht Monate lang bei einer Temperatur von 35
45 ° (in Kairo steigt die Hitze in den Hundstagen bis auf 68 °C in der Sonne) von Dorf zu Dorf zu wandern, wo nicht bloß alle Bequemlichkeiten, sondern oft selbst das Notwendigste fehlt. Der ägyptische Fellah ist durchweg sehr arm und unglaublich bedürfnislos.
 Man versteht hier viel besser, was man in dem Leben der Altväter und Einsiedler der Thebais von elender Kost, strengem Fasten, Schlafen auf nackter Erde und dergleichen liest.
Ähnliches findet sich ja beim Fellah als alltägliche Erscheinung. Und der Missionär teilt diese Armut. Sein Quartier ist oft genug der Stall, wo er neben dem friedlich seine Durrastengel kauenden Kamel sich häuslich einrichtet und seine Predigt vorbereitet. Der Behausung entspricht die Nahrung. 


Der Prior des Trappistenklosters von El Latrun bei Jerusalem sagte einst zu einem Pater, der dort die Exerzitien gab: „Unsere Aufgabe ist es, durch das Beispiel der Buße und Entsagung zu predigen. Aber hierzulande könnten die armen Landleute hierin unsere Lehrer sein. Ihr Leben ist viel härter als das unsrige.“ Das trifft auch bei den Fellahs Ägyptens zu.
Dazu kommt das strenge Fasten der Kopten, das fast über 2/3 des Jahres und zwar mit völligem Ausschluss von Fleischspeisen sich erstreckt. In der fünfundvierzigtägigen großen Fastenzeit sind selbst Fische verpönt.
Selbst die eingeborenen Priester erklären, dass sie nach dreißig Tagen solcher Fasten am Ende ihrer Kräfte seien. Ungleich schwerer wird diese Hungerkur dem europäischen Missionär. Während einer Volksmission bekam einer z.B. nichts als Durra(Mais)-Brot und in Essig eingelegte Rüben.
Und dabei soll man predigen, die Sakramente spenden, die Kranken besuchen usw. Der Hunger hat freilich das Gute, dass er über die den Appetit wenig anregende Unreinlichkeit besser weg hilft.
Von Wein ist keine Rede, und selbst das Wasser wird so wie es aus dem mit Schlamm reich gesegneten alten Nilstrom kommt getrunken.


Bezeichnend ist, was eines Tages ein englischer Bahnbeamter zu einem Pater sagte: „Gäbe man mir auch 40 Pfd. Sterling (800 Mark) um Ihre Arbeit zu tun, ich nähme es nicht an.“
Nun, für Geld tut es der katholische Missionär auch nicht. Seine härteste Prüfung sind auch nicht diese Entbehrungen, sondern der Schmerz, dass er aus Mangel an Mitteln die reiche Ernte nur zum kleinen Teil bergen kann.



(Aus: die katholischen Missionen, 1904)