Dienstag, 26. Juni 2012

Ein echter afrikanischer Freiheitskämpfer gegen muslimische Sklavenjäger

Sklavenjagd in Nyangwe

Bei Besprechung der Missionsstation Mpala in einem Bericht Msgr. Bridoux‘ geschah auch des wackeren Herrn Hauptmann Joubert ehrenvolle Erwähnung. Über dessen Persönlichkeit bringen wir folgendes in Erfahrung: In der Bretagne geboren, diente Joubert seinerzeit als päpstlicher Zuave und zeichnete sich in dieser Stellung durch seine Pflichtreue und Tapferkeit aus. 1860 wurde er bei Castelfidardo verwundet, nahm aber auch an den weiteren Kämpfen teil und focht am 20. September 1870 in nächster Nähe der Porta Salara.
Nach dem unglücklichen Fall Roms finden wir ihn wieder in Frankreich, wo er unter General de Charette den Loire-Feldzug mitmachte. Ein Angebot, mit seinem bei den päpstlichen Truppen erworbenen Rang als Hauptmann in der französischen Armee zu verbleiben, schlug er aus, um stets dem Heiligen Vater auf dessen Wink zur Verfügung zu stehen; er zog sich in sein heimatliches Dorf zurück und lebte da als einfacher Landmann bis 1880. 


Seitdem weilt er, von einer kurzen, durch das ungesunde Klima ihm aufgenötigten Rückkehr nach Europa abgesehen, in Zentralafrika als Schützer der katholischen Missionäre gegen feindliche Stämme, besonders gegen Sklavenräuber.
In den letzten fünf Jahren war er in Mpala, einem Posten, der 1883 von Hauptmann Stroms auf Kosten der Internationalen Afrikagesellschaft gegründet und im Jahre 1885, da der unabhängige Kongostaat bis auf weiteres seine Stationen am Tanganjika verließ, den Weißen Vätern überlassen wurde.
Damals, als die katholischen Missionäre von Mpala Besitz ergriffen, war die Ruhe im Land noch keineswegs gesichert. Noch vor kurzem hatte Storms einen Angriff aufständischer Stämme mit bewaffneter Hand zurückschlagen müssen, und als Sklavenhändler in der Nähe hörten, die europäischen Soldaten seien abgezogen, nur Männer des Gebetes wohnen noch daselbst, glaubten sie sich alles erlauben zu dürfen.
Ein von der Mission abhängiges Dorf wurde überfallen, die Einwohnerschaft entführt; doch gelang es den der Mission zugetanen Negern, die Tat zu rächen, den Feind zu schlagen, zu plündern und über den See zurückzujagen. 


Die Einfalle wiederholten sich, und die Neger sagten zu den Patres: „ Schützt uns gegen die Araber, dann wollen wir eure Kinder sein.“ Auf diese Nachricht hin entbot Kardinal Lavigerie Joubert, der zu seiner Verfügung stand, an Ort und Stelle und betraute ihn mit dem Kommando und der äußeren Verwaltung der Station.
Joubert versah die jungen Leute des Waisenhauses mit Waffen, in deren Gebrauch er sie einführte, und war nun stark genug, bei einer bald erneuerten Menschenjagd den Räubern ihre ganze Beute abzujagen und sie zu schlagen, wobei ihr Anführer Kipili den Tod fand.
Er war im Stande, im Dezember 1887 einen befreundeten Häuptling gegen die Horden Rutukus zu schützen und letzterem noch in Mpala selbst eine Schlappe beizubringen, bei welcher dieser drei Pirogen in den Händen des Siegers ließ. Es gelang ihm, 1887 Mohammedi seine Gefangenen abzunehmen und noch im Januar 1890 aus der Hand Kateles zu befreien.


Gewiss fällt es Joubert nicht bei, am ganzen Tanganjika-See den Sklavenhandel abschaffen zu wollen; denn zu einem solchen Unternehmen stehen seine Mittel in keinem Verhältnis. Aber er kann nicht dulden, dass man regelmäßig und unter seinen Augen Leute in die Sklaverei schleppe, die sich unter den Schutz der Missionäre gestellt haben.
Auch in Tagen des Friedens fehlt es dem Mann nicht an Beschäftigung; er hat Streitigkeiten zu schlichten, Störenfriede zur Verantwortung zu ziehen usw. Außer dem Kriegs- und Justizwesen liegen ihm die öffentlichen Arbeiten und der Ackerbau ob; er baut Häuser, er sät und erntet auf den Feldern. 


Seine Tätigkeit vermittelt vielen in diesem Land des Fluchs Gottes Segen, indem sich Scharen von den Sklavenhändlern Bedrohter in die Nähe von Mpala flüchten und hier bei den Missionären den wahren Weg zum Himmel kennenlernen. — Ihn betrachten die Sklavenhändler als Erbfeind. Mit Beginn des Jahres 1890 begannen sie von neuem ihre Feindseligkeiten wider ihn und führten sie Ende Mai mit solcher Heftigkeit, dass Joubert gewiss seinen Gegnern unterlegen wäre, hätte nicht am 4. Juni, da sich eben ein Gefecht entspinnen sollte, ein plötzlicher Sturm deren Schiffe teils an Felsen zerschellt, teils zum Rückzug gezwungen.
Der christliche Hauptmann verfügt nur noch über 100 brauchbare Gewehre und wenig Schießbedarf. Es hat sich jetzt in Belgien ein Komitee gebildet, das sich zur Aufgabe gesetzt hat, Hauptmann Jouberts Munition in gutem Stand zu erhalten.
Möge auch der Himmel dem schönen Werk des alten Zuaven weiter wie bisher seinen Schutz und Segen zum Nutzen der Mission bewahren!



(Aus: die katholischen Missionen, 1891)