Sonntag, 17. Juni 2012

Eine ungewöhnliche letzte Beichte


Eine rührend ergreifende Szene berichtet ein Missionär aus dem Apostol. Vikariat Saskatchewan, der hochw. Herr Bonnald O.M.I.:
„Im letzten Winter herrschten unter den Indianern Hungersnot und ansteckende Krankheiten. Bei einem Besuch traf ich auf elf Leichen, die erstarrt und durch eine Kälte von -40° eisgefroren auf ihrer Matte lagen. Als ich mich ihren irdischen Hüllen näherte, um zu beten, sah ich zu meiner Verwunderung, dass jede Leiche ein zusammengefaltetes Blatt aus einem Stück Birkenrinde, dem Schreibpapier in diesem Nordland, in ihrer Hand hielt.
Einen Augenblick schoss ein schrecklicher Verdacht durch meine Seele: „Ach,“ dachte ich schmerzbewegt, „welch trauriger Aberglaube!“ Ich nahm das Blatt, es trug oben die Worte, „bloß unser Vater darf die folgenden Zeilen lesen.“
Es war ihre Beichte. Die armen Leute hatten, als sie den Tod herannahen fühlten und ihre Sünden nicht beichten konnten, dieselben dem Blättchen anvertraut.
Wie hatten sie dies getan? Hatten sie selbst mit sterbensmüder Hand diese Buchstaben gekritzelt oder einen Vertrauensmann dazu gebraucht? Ich weiß es nicht.
Sämtliche Blätter schlossen mit einer fast gleichlautenden Bestimmung: „Ich bitte dich, mein Vater, einmal die heilige Messe für meine Seelenruhe zu lesen. Ich lasse dir zum Entgelt für diesen Dienst…ein Biberfell…ein Marderfell…meine schöne Axt zurück.“
Als ich dieses letzte Zeugnis las, da entrang sich ein Schmerzensseufzer meiner Brust, und Tränen stiegen mir in die Augen.
O diese lieben großen Kinder! Sie hatten von mir gehört, dass beim Mangel eines Priesters die vollkommene Reue, verbunden mit dem Verlangen, das Sakrament zu empfangen, die Nachlassung der Sünden bewirke, und sie wollten vor Gott, ihrem Gewissen und ihrem Vater schriftlich bezeugen, dass sie in dieser Gesinnung gestorben seien.“


(Aus: die katholischen Missionen, 1899)

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