Montag, 20. August 2012

Wie sich die Europäer schon früher bei den Moslems anbiederten


Autobahnschild in Saudi-Arabien: Moslems dürfen nach Mekka, Nicht-Moslems müssen nach Dschiddah (Quelle: Saicome)

Die Heimat Mohammeds ist zum Königreich von Hedschas geworden. Schon hatten die Türken begonnen, moderne Kultur in die geheimnisvollen, unnahbaren heiligen Stätten des Islams zu bringen: Mekkabahn, neue Straßen, elektrische Beleuchtung und selbst eine Eisfabrik zierten bereits Medina, die Ruhestätte des Propheten. 

Da brach Ende Mai 1916 der von England und Frankreich geschürte Aufstand los. Hussein, ein Nachkomme Mohammeds und Großscherif von Mekka, zog am 10. Juni als Sieger in Mekka ein. Die Ententemächte beeilten sich, ihn als König des unabhängigen Arabiens anzuerkennen. 


Das französische Ministerium des Auswärtigen schlug einen Kredit von 3 ½ Millionen Franken vor zur Entsendung einer politischen und militärischen Mission an den neuen Herrscher, da eine solche im Interesse Frankreichs liege als einer großen mohammedanischen Macht (!).


Die Mission, die fast nur aus Vertretern der Mohammedaner Algeriens, Tunesiens, Marokkos und Westafrikas zusammengesetzt war, kam unter Führung Si Kabur Ben Ghabrits nach Mekka (die französischen Teilnehmer hatten die Weisung, in Dschiddah zu bleiben[Anmerkung: Nicht-Moslems dürfen auch heute nicht Mekka betreten, siehe Autobahnschild aus Saudi-Arabien]), wo Hussein vor den Abgesandten die Dankespflicht „Arabiens und aller orthodoxen Mohammedaner gegen Frankreich betonte und die verbündeten Engländer und Franzosen der Treue seines neuen Königreichs versicherte. 


Für die armen Pilger aus Französisch-Nordafrika wurde ein eigenes Hospiz in Mekka errichtet. Um ihre gut mohammedanische Gesinnung zu bezeugen, schickte die französische Regierung trotz Mangels an Schiffsraum auf ihre Kosten ein eigenes Pilgerschiff mit 650 Mann nach Dschiddah, während England dem ägyptischen Pilgerzug eine Begleitung von 500 Soldaten und 4 Kanonen mitgab und dazu das Prachtkamel stiftete, das den berühmten Teppich, das althergebrachte Geschenk an die heiligen Stätten, trug.
Ob die neue Lage auf dem steinigen Boden Arabiens der Mission bessere Aussichten eröffnet, ist nach dem Gesagten sehr zweifelhalft.


(Alles, auch das Ausrufezeichen in Klammern, aus: die katholischen Missionen, 1918. Nur in den eckigen Klammern stehen aktuelle Erläuterungen)

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