Sonntag, 23. September 2012

Erstkommunion und mehr auf der katholischsten Insel der Südsee

St. Peter Chanel, Apostel, erster Märtyrer  und Patron von Wallis und Futuna

Wallis mit den Inseln Futuna und Tonga bildet das Apostol. Vikariat Zentral-Ozeanien, welches schon seit 1837 den Maristen untersteht. Die 2500 Hektar große Hauptinsel Wallis (Uvea) wird von schmalen Koralleninseln kranzartig umschlossen, sodass nur die einzige Einfahrtstelle von Honikulu für Schiffe offen bleibt.
Üppiger Pflanzenwuchs und gut bebaute Äcker bedecken die Hänge der zu 200 m ansteigenden Hügelketten und geben der Insel das Aussehen eines im Ozean schwimmenden riesigen Blumenkorbs. Zwei große Seen im Inneren, wahrscheinlich ehemalige Krater, speisen zahlreiche Flüsschen und Bäche.
Das Eiland ist in drei Bezirke geteilt. Der Norden gehört zum Bezirk Hihiso, im Zentrum liegt der Distrikt Hahake mit dem Haupthafen und der Königsstadt Matautu, und den Süden nimmt Mua ein. Die Bewohner von Wallis gehören zur polynesischen Rasse an und werden als schöner Menschenschlag geschildert. Sie sind begabt und in ihrem Auftreten voll Anmut und Würde. Durch den Vertrag von 1886 stellte sich Wallis unter französischen Schutz.
Ein vom Präsidenten Frankreichs ernannter Resident hat das Recht, sich an den Beratungen der einheimischen Häuptlinge zu beteiligen und wahrt die Rechte der Landesregierungen anderen Mächten gegenüber. Im Übrigen besitzt der König in seinen Regierungsangelegenheiten die ungeschmälerte Freiheit.
Dank der kraftvollen 27-jährigen Regierung der Königin Amalia (gest. 1895) sowie dem segensreichen Einfluss des ersten Apostolischen Vikars, Msgr. Bataillons, und seiner beiden Nachfolger, Msgr. Elloys und Msgr. Lamazes, wurde den ehemals die Insel verheerenden Bürgerkriegen ein Ende bereitet und damit auch die günstige Entwicklung der Mission gesichert.
Gegenwärtig zählt die Mission auf Wallis in den drei Pfarreien von Hihiso, Matautu und Mua 9 Missionäre, 10 Kirchen und 10 Schulen. An der Spitze jeder Pfarrgemeinde steht ein europäischer Missionär mit einem einheimischen Hilfspriester. Der einheimische Klerus sowie die Katechisten für das ganze Vikariat erhalten ihre Bildung in dem Kolleg und Seminar von Lano.
Im Jahr 1901 zählte das Seminar 30 eingeborene Priesterkandidaten. Zu Sofala leiten vier europäische Nonnen, unterstützt von 20 einheimischen Schwestern des dritten Ordens Mariä, ein Pensionat von 500 Mädchen und ein Noviziat. Ordensberufe sind nämlich unter der weiblichen Bevölkerung Uveas nicht selten.

Ein kurzes Bild katholischen Lebens und Fühlens auf Wallis möge die Schilderung der ersten Kinderkommunion geben. Nach dem üblichen Katechismusunterricht während eines vollen Jahres folgt eine Prüfung. Von dem guten Bestand derselben hängt die Zulassung ab.
Die Namen der Glücklichen werden beim öffentlichen Gottesdienst verlesen. Behufs näherer Vorbereitung ziehen sich die Knaben in ein für sie bestimmtes Haus zu den Patres zurück, die Mädchen wohnen bei den Schwestern. Während dieser Zeit verlassen die Kinder das Haus nur, um in der Kirche die gemeinsamen Übungen vorzunehmen.
Die freien Stunden bringen sie mit Lesen, Singen und Beten zu. Für das gemeinsame Essen der Erstkommunikanten steuern die einzelnen Gemeinden der Pfarrei die Lebensmittel bei. Am Vorabend der Kommunion bitten die Kinder Eltern und Verwandte für alle Fehler um Verzeihung und erhalten von diesen den Versöhnungskuss.
Während sich die Erstkommunikanten der ernstesten Sammlung befleißen, legen die Mütter und älteren Schwestern die letzte Hand an den funkelnagelneuen Festputz ihrer Lieblinge. Nichts wird da gespart. Stoffe und Bänder aller Farben und Schattierungen, reich besetzt mit Glasgehängen, Halsbändern und frischen, duftenden Kränzen zieren die Kleider von Knaben und Mädchen. Sobald die Glocken den Anbruch des großen Tages verkünden, bilden sich auf dem Kirchplatz um jeden der Kommunikanten Gruppen geschäftiger Anverwandter (…) Wohlriechende Öle werden den Kindern auf das wallende Haupthaar gegossen, worauf dasselbe mit Sandelholz, dem nach ozeanischer Sitte gesuchtesten Schmuck, bedeckt wird.
Mit duftenden Ölen salbt man auch die Schultern der Kommunikanten. Nach diesen Vorbereitungen ziehen Knaben und Mädchen in langsamer, feierlicher Prozession zur festlich geschmückten Kirche. Die Andacht und Erbauung der Kinder während der heiligen Messe und beim Tische des Herrn seien wahrhaft rührend. So gestaltet sich die erste Kinderkommunion nicht nur für die Beteiligten, sondern auch für die ganze Gemeinde zu einem Festtag.
An der Kirchentüre erwarten die Häuptlinge mit reichen Geschenken an Nahrungsmitteln die vor Seligkeit strahlenden Kinder. Ein öffentliches Festmahl auf Kosten der Eltern der Kommunikanten beschließt den Freudentag.


(Aus: die katholischen Missionen, 1904)

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