Mittwoch, 19. Dezember 2012

Popenwahl bei den Schismatikern


„Es gibt nichts Traurigeres“, so schreibt ein Missionär aus Adrianopel (heutiges Edirne, Türkei, griechisch-bulgarisches Grenzgebiet), „als das Schauspiel, welches sich in den griechisch-schismatischen Provinzen darbietet, so oft es sich um die Wahl eines neuen Popen (Namen des Weltgeistlichen in der griechischen Kirche) handelt. Am Sonntag nach dem Ableben des Popen versammeln sich die angeseheneren Bürger auf dem Platz vor der Kirche. Dabei kommt es ungefähr zu folgendem Gespräch:

„Wir haben keinen Popen mehr; wir müssen einen neuen wählen.“
„Du“, sagt der eine zu seinem ehrenwerten Nachbarn, „du hast eine gute Stimme und könntest ganz gut singen. Willst du nicht unser Pope sein?“
„Singen könnte ich schon, wenn’s weiter nichts ist. Aber lesen kann ich nicht. Zudem bin ich Schuster und nimmt mir das Handwerk viel Zeit weg. Nehmt euch einen anderen.“
„Aber du, Dimitri, du musst es annehmen, du kannst lesen und sogar ein bisschen schreiben.“
„Das geht nicht,“ sagt Dimitri, „ich bin ein Schmied und habe eine ganze Schar Kinder zu ernähren. Sucht euch einen anderen.“

 Nach langen Verhandlungen findet sich endlich ein gutmütiger Bauer, der die Wahl zum Popen annimmt. Sehr oft oder meistens ist es der frühere Küster.
Der Gewählte kann erträglich singen und lesen. Er hat zwar sein Brot durch harte Arbeit zu verdienen und Frau und Kind zu ernähren, aber warum sollte sich damit das neue Ämtchen nicht verbinden lassen? Die Sache ist also abgemacht.
Der zukünftige Pope wird zum „Despoten“ (schismatischen Bischof) gesandt, hält sich dort 10 bis 14 Tage auf, um seine „klerikale Bildung“ zu vollenden, und kehrt dann mit dem Zeichen seiner Würde, dem großen Mantel und der Kamilafka (Priestermütze) ausgerüstet, in sein Dorf zurück.

Die Gemeinde hat also wieder einen Popen, und die ehrsamen Bürger haben Ruhe, bis nächstens bei eintretendem Todesfall eine neue Wahl von Nöten wird. Indes — ist jeder Popenwechsel für das arme Dorf eine teure Geschichte, denn der „Despot“ weiht ihnen keinen neuen, wenn sie ihm nicht zuvor einen Bakschisch von wenigstens zehn türkischen Lire (etwas über 180 Mark) ausbezahlen. Welch traurige Zustände!

(aus: die katholischen Missionen, 1890)

Die Zustände sind nicht besser geworden. Laut The Australian haben 11 bulgarisch-„orthodoxe“ Bischöfe während der kommunistischen Herrschaft mit dem Geheimdienst kollaboriert. Die einzigen Mitglieder des schismatischen Episkopats in Bulgarien, die keine Spione für den bulgarischen Geheimdienst waren, waren der Patriarch Maxim und drei weitere Bischöfe.




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