Sonntag, 3. März 2013

Der heilige Justinus de Jacobis - Apostel Äthiopiens (Teil 3)

Santo Stefano degli Abissini, die Nationalkirche der katholischen Äthiopier in  Rom und älteste Kirche im Vatikanstaat. Sie wurde im 5. Jahrhundert gebaut und im 15. Jahrhundert von Papst Sixtus IV. den (äthiopischen) koptischen Mönchen Roms übergeben. (Quelle: @@@@)
Fortsetzung von hier

Nun sollte ein wichtiger Teil von Justinus' Apostolat folgen, der sich weder in Äthiopien, noch überhaupt in Afrika abspielte. Es war die von den Schismatikern so gefürchtete Pilgerreise nach Rom!
Die Pilgergruppe wurde von Papst Gregor XVI. in besonderer Audienz empfangen, bei der der heilige Justinus dolmetschte. Der heilige Vater sprach lange mit den afrikanischen Pilgern und diese zeigten sich über die große väterliche Liebe und das Interesse, das er an jedem von ihnen hatte, äußerst beeindruckt. 

Einige Wochen später empfing er sie erneut im Vatikan, und schenkte jedem, gemäß seinem Rang, Medaillen und Kreuze aus Gold und Silber und übergab ihnen einen freundlichen Brief an Ras Wube, zusammen mit einigen Geschenken. Rom muss einen tiefen Eindruck auf die Äthiopier gemacht haben.
Sie verließen die ewige Stadt nach dem Papstsegen mit dem Schwur im Herzen, für den Papst und noch viel mehr für den katholischen Glauben das Martyrium zu erleiden, wie es schließlich beim seligen Abba Ghebre Michael auch der Fall war, aber dazu später mehr.



Papst Gregor XVI

Nach ihrer Rückkehr nach Äthiopien trug die Pilgerfahrt ihre Früchte, denn durch das Zeugnis der Reisenden konnten viele der Vorurteile beseitigt werden und der Katholizismus konnte sich frei entfalten.
Ras Wube schenkte der Kirche ein Gebiet, das 13 Dörfer umschloss und frei von jeder Besteuerung sein sollte.
P. de Jacobis schrieb Katechismen und ein Buch in den wichtigsten Sprachen Äthiopiens; diese Schriftstücke sollten die weit verbreiteten religiösen Irrtümer bekämpfen. Die Menschen verschlangen diese Bücher förmlich und belohnten so die unbeschreiblichen Mühen von Justinus schon auf Erden.


Nun machte er sich wieder auf die Suche nach Seelen, um sie zurück zur Mutterkirche zu führen, und wandte sich dabei an die orthodoxen Mönche, die in abgelegenen Klöstern  lebten, oder sogar auf hohen Felsplateaus, wie es beim Kloster Debre Damo (heute orthodox) der Fall ist:





Bei den Mönchen eines anderen Klosters, Gunda Gunde, war Justinus erfolgreich. Der Abt, Mamer Walda Ghiorgis, sah schon einige Zeit die Irrtümer der Orthodoxie und wartete auf eine Gelegenheit, in Union mit der katholischen Kirche zu treten. Leider fiel das Kloster nach seinem Tod wieder ab.

Im Jahr 1847 erreichten ihn aus Rom die Nachricht, dass der Heilige Stuhl wünscht, dass er zum Bischof von Nilopolis und apostolischen Vikar von Äthiopien geweiht würde. Seine große Demut, wegen der er bereits als junger Mann versucht hatte, der Priesterweihe zu entgehen, sorgte jetzt dafür, dass er sich zu Füßen des späteren Kardinals Massaia, dem Präfekten der Gallasländer, der ihn Weihen sollte, warf, bitterlich weinte und sich aller Sünden anklagte, die er im Leben begangen hatte.
Ein Jahr später hatte sich seine Einstellung noch nicht geändert. Nun schrieb ihm Massaia, dass er zwar durch seine große Demut nicht Bischof werden würde, aber dass ein Missionsbischof kein Bräutigam, sondern ein Opfer sei und sich nicht mehr gegen das wehren solle, was Massaia als Willen Gottes erkannt hatte.
Daraufhin willigte Justinus ein, da 
aber der Bischof fürchtete, er könnte seine Meinung wieder ändern, wollte er ihn noch in der selben Nacht weihen, obwohl in der Stadt Kämpfe zwischen Christen und Muslimen herrschten. 


Die Bischofsweihe des heiligen Justinus de Jacobis (dass ein Kapuziner mit zwei Revolvern im Strickgürtel Wache stand, hatte ich bis jetzt noch nicht gelesen)

So musste eine Bischofsweihe im Verborgenen gehalten werden, ganz ohne Prunk, denn Massaia hatte nur zwei äthiopische Priester als Assistenten, und bei der Weihehandlung musste er Justinus seine eigene Mitra aufsetzen, den eigenen Bischofsring anstecken, das eigene Brustkreuz umhängen und den eigenen Hirtenstab in die Hand geben.
Nach der Weihe legte Justinus wieder die ärmlichen äthiopischen Gewänder an; Pontifikalornat trug er entgegen der idealisierten Darstellungen des Heiligen in seinen über 10 Jahren als Bischof nie. So bewahrheitete sich Kardinal Massaias Ausspruch über den Missionsbischof als Opfer.


Es folgten einige ruhige Jahre, doch schon braute sich der Sturm der Verfolgung zusammen. Diese sollte besonders von dem ungebildeten schismatischen Bischof von Äthiopien, dem Ägypter Abuna Salama III. ausgehen, der sich vor allem durch seinen Hass auf die katholische Kirche hervortat.


Der neue Kaiser Tewodros II. schlug eine Disputation zwischen Salama und Justinus vor, doch Salama missfiel diese Idee sehr und bedrohte Tewodros mit kirchlichen Strafen, falls dieser Justinus nicht verbannen würde.



Kaiser Tewodros II. mit seinen gezähmten Löwen
Dieser fürchtete Salama, wohl nicht wegen Kirchenstrafen, sondern wegen der politischen Unruhe, die dadurch enstehen könnte. So übergab er Justinus und seine Gefährten Salama, der sie trennte und in verschiedene Gefängnisse werfen lies.

Die innere Zerrüttung seines Reiches war groß, denn Muslime kämpften gegen Christen und die Christen waren unter sich ebenfalls uneins. Deswegen lies Tewodros von Abuna Salama ein neues Credo aufsetzen, auf das jeder schwören sollte. Dieses war wohl so häretisch, dass auch die gelehrtesten Orthodoxen ihm entschieden widersprachen. Tewodros, mit Pistole in der Hand, drohte all denen, die dem Abuna widersprachen, mit Folter, Gefangenschaft und selbst dem Tod.

Und was war mit den Katholiken? Justinus und seine katholischen Gefolgsleute bekannten feierlich den Glauben der heiligen römisch-katholischen Kirche, wofür sie wieder Gefängnis und Folter dulden mussten. Ghebre Michael, der erste äthiopische Priester, den Justinus weihte, ein Greis von hoher Geburt und großer Gelehrtheit, wurde auf schrecklichste Art und Weise fast zu Tode geprügelt und verlor dabei ein Auge. Seine Folterknechte peitschten ihn mit einem Giraffenschwanz aus, dessen Haare wie Drähte wirkten.  Er wurde in Ketten gelegt und starb vor Erschöpfung.

der selige Ghebre Michael 


In Ketten

Auch Justinus wurde inhaftiert, konnte aber wohl mit Hilfe seiner Bewacher, die ihn wegen seiner Heiligkeit bewunderten, entkommen. Wurde er wieder festgenommen, wiederholte sich dasselbe Spiel.


Doch das harte Missionsleben sollte seinen Tribut fordern. Er ging noch ein letztes Mal auf eine Missionsreise und musste im Dorf Hebo halt machen. Entkräftet setzte er sich auf einen Stein und bereitete sich auf den Tod vor.
Er rief einen Beichtvater und versammelte die Mönche, um sie noch einmal zu ermahnen, ihrer Berufung treu zu bleiben, die Nächstenliebe zu üben und sich allen Weisungen des Papstes zu unterwerfen und seinen Bischöfen und Priestern in Äthiopien Gehorsam zu leisten. Darauf erteilte er ihnen den feierlichen Segen. Alle Anwesenden, Mönche, Kinder und selbst Moslems brachen in Tränen aus, und küssten seine Hände und Füße.

Danach empfing er die letzte Ölung. Ausgestreckt auf dem glühend heißen Boden, mit ruhiger Miene trotz seiner großen Leiden, antwortete er in Ge'ez den Sterbegebeten des äthiopischen Priesters. Zur Überraschung aller kniete er sich anschließend nieder und  bat um Verzeihung für die Ärgernisse, die er gegeben hat. er nannte sich den größten Sünder und sagte, dass seine einzige Hoffnung die Verdienste und Leiden unseres Heilands sowie die Fürsprache der lieben Gottesmutter und des heiligen Vinzenz von Paul (dem Ordensgründer der Lazaristen) seien.

Betete für mich, meine Kinder, denn ich sterbe. Ich werde euch nicht vergessen, ich werde immer für euch beten, betet für mich. Gott segne euch alle. Das waren seine letzten Worte. Es war der 31. Juli 1860, in seinem sechzigsten Lebensjahr, 21 Jahre nach seiner Ankunft in Äthiopien.

Nach vier Jahren wurde sein Grab geöffnet. Der Leichnam war unverwest.


Reliquien des hl. Justinus de Jacobis in Hebo
Die Früchte seines Apostolats sind die Errichtung der äthiopisch-katholischen Kirche mit heute knapp 230.000 Gläubigen und der eritreisch-katholischen Kirche im Jahr 1993. 


Heiliger Justinus de Jacobis, bitte für uns und Deine Kinder in Äthiopien und Eritrea!

(Quelle: Artikel "No greater Love" aus Catholic, Buch Saints of Africa, Vincent J. O' Malley C.M., Bilder mit freundlicher Erlaubnis von Father John Rybolt C.M. )

Nachfolgend noch ein Link zur Ansprache von Benedikt XVI. an die Mitglieder des päpstlichen Äthiopischen Kollegs, die wohl auch die Redemptoristen von Papa Stronsay dazu gebracht hat, den Artikel zu schreiben, der meine Hauptquelle für diese Serie war.