Donnerstag, 7. März 2013

La Consolata - Ein Marienbild auf Reisen

Qaraoun-See, Bekaa-Ebene, Libanon


Zwischen den Bergketten des Libanon und Antilibanon erstreckt sich in einer Länge von etwa 25 Stunden die fruchtbare, durchschnittlich 3-4 Stunden breite Ebene El Bekaa, das Cölesyrien der Alten. Wenn man von Beirut aus, den Windungen der schönen Straße folgend, welche über das Gebirge führt, zwei Drittel der Höhe des Jebel Sannin erklommen hat, so breitet sich vor dem Auge des Wanderers ein bezauberndes Bild aus. 300 oder 400 m unter sich erblickt er gleichsam einen Garten, der durch viele Wasseradern durchschnitten ist und in dem hohe Bäume mit Feld und Weideland lieblich wechseln. In der Nähe der Straße, etwa halbwegs zwischen beiden Bergketten, gewahrt man einen Bauernhof, dessen Gebäude nach europäischer Art aufgeführt sind; dazwischen
steht eine ziemlich schmucke Kapelle, mit einem schlanken Türmchen, dessen Spitze die Statue U.L. Frau vom Troste ziert. Das Bild der Mutter Gottes, das in diesem Kirchlein verehrt wird, hat seine Geschichte, und diese führt uns aus dem Libanon zunächst nach Algier.

Msgr. Dupuch, der erste Bischof von Algier, hatte Knabenwaisenhäuser gegründet. Unter der Leitung des P. Brumauld S.J. war Ben-Aknun, die erste dieser segensreichen Anstalten, nach siebenjährigem Bestand, zu eng geworden. Man musste 1850 eine neue Anstalt gründen und erhielt dafür von der Regierung unter gewissen Bedingungen ein Feld bei Bussarik für 20 Jahre. Dazu wurde noch ein bedeutendes Stück Land vom Stamm der Sidi-Habid gekauft.
Der ganze Besitz war eine Wüste, ein ungesunder Sumpf voll Dornen, Schilf und dichtem Gestrüpp, in welchem nicht nur Hyänen und Wildschweine hausten, sondern das selbst von Panthern unsicher gemacht wurde.
Einige durch die Revolution von 1848 aus Piemont vertriebene Jesuiten wollten trotz des gefährlichen Klimas und trotz der elenden Bodenbeschaffenheit wenigstens den Versuch wagen, diese Einöde urbar zu machen.
Unter ihnen befand sich ein frommer italienischer Laienbruder Namens Favero; dieser erbat sich als eine Art Lohn für die harte und mühevolle Arbeit die Erlaubnis, dem also gewonnen Ort einen Namen geben zu dürfen, der ihm eine süße Erinnerung war — den Namen U.L. Frau vom Troste, Madonna della Consolata.

Unter diesem Titel wird schon viele Jahrhunderte in Turin ein berühmtes Gnadenbild verehrt, von dem viele Wunder verzeichnet sind. Der hl. Karl Borromäus und der hl. Franz von Sales waren besondere Verehrer U.L. Frau della Consolata; auch Pius VII. wollte das wundertätige Bild nach seiner Rückkehr aus der Gefangenschaft besuchen. Am 20. Juni 1829 wurde es feierlich gekrönt.
Der gute Br. Favero war ebenfalls ein demütiger und frommer Verehrer dieses Gnadenbildes seiner Heimat. Als er nun von den Obern die Erlaubnis erhalten hatte, das Feld von Sidi-Habid mit dem Namen U.L. Frau vom Troste zu nennen, wurde mit kirchlicher Erlaubnis eine beglaubigte Abbildung des Gnadenbildes in Turin gemacht.
Dieselbe kam im Mai 1851, dem Mariä geweihten Monat, nach Bussarik und wurde feierlich in dem neuen armseligen Bauernhause aufgestellt, dessen Bewohner in ihren Mühsalen wohl einer Trösterin bedurften. Und wirklich, U.L. Frau vom Troste nahm Besitz von dem vormals öden Lande, Sie erfüllte die Herzen ihrer Kinder mit Trost und Vertrauen, und viele Gnaden wurden auf die Fürbitte der „Trösterin der Betrübten“ von ihrem göttlichen Sohne gespendet.
Pius IX., welcher von der Verehrung hörte, welche von den Waisenkindern der Mutter der Waisen in dem Hause von Sidi-Habid erwiesen wurde, verlieh Allen, welche vor dem Gnadenbild beteten, verschiedene Ablässe und trug so nicht wenig zur Vermehrung der Andacht bei.
Eine einfache, aber nette Kapelle wurde statt des armseligen Blockhauses des Br. Favero gebaut. Die umwohnenden Familien auf mehrere Kilometer in der Runde kamen an Sonntagen in die Kapelle; bald bezeugten geopferte Kerzen und Ex-Voto-Täfelchen manche Gebetserhörung.
Eine hübsche Statue der seligsten Jungfrau schmückte die Spitze des Türmchens und wurde zum Wahrzeichen der weiten Ebene von Metidscha. Dem guten Bruder Favero war es aber nicht gestattet, sich seines Werkes lange zu freuen. Ende 1864 rief ihn der Gehorsam mit manchen seiner Mitbrüder nach Kalifornien; die Obern gestatteten ihm, eine Kopie des Gnadenbildes über das Weltmeer mitzunehmen und so zog er getröstet seinem neuen Arbeitsfelde zu, auf welchem er einige Jahre später eines heiligmäßigen Todes starb.

Im Jahr 1870 waren die 20 Jahre, für welche die Regierung dem Waisenhause das Land überlassen hatte, abgelaufen. Die Revolution, die inzwischen in Frankreich ausgebrochen war, zog die urbar gemachten Ländereien zurück, und das Waisenhaus musste wieder nach Ben-Aknun verlegt werden. Die Kapelle in Sidi-Habid blieb U.L. Frau vom Troste geweiht, aber das Gnadenbild nahmen die Missionäre mit sich und wiesen ihm in der Kapelle von Ben-Aknun auf dem Hauptaltar den Ehrenplatz an. Auch hier verbreitete die Andacht zur Mutter Gottes Segen, und U.L. Frau vom Trost blieb gewissermaßen der Mittelpunkt für alle Waisenkinder; auch nachdem dieselben längst die Anstalt verlassen, in verschiedenen Lebensstellungen über Algerien zerstreut und verheiratet waren, wallfahrteten sie mit ihren Familien zum Gnadenbild von Ben-Aknun.

Zehn Jahre blieb es so. Da kam der Herbst 1880. Im September dieses Jahres mussten die Jesuiten ihre geliebten Missionen von Algerien, die Häuser in der Hauptstadt Algier, in Oran, Constantine, die Anstalt Ben-Aknun und die Missionstationen bei den Kabylen verlassen. Wohin sollte nun das Gnadenbild U.L. Frau vom Troste kommen? Viele verlangten es, Privatleute, Klöster, die Missionsniederlassungen in Armenien, das Kolleg der heiligen Familie in Kairo.
Ein Waisenknabe, den die Verehrung der seligsten Jungfrau zur Gnade des Priestertums und zum Eintritte in die Gesellschaft geführt hatte, und der zur Zeit der Verbannung aus Algier in Ben-Aknun weilte, erbat die Erlaubnis, das Gnadenbild mit sich nach dem Ort seiner neuen Tätigkeit, dem Libanon, zu nehmen.
So kam U.L. Frau vom Troste auf das Landgut Tanaïl in der Nähe der Missionstation Zahleh (wohl Zahlé). Der Pater und zwei Laienbrüder von Ben-Aknun, welche das Landgut zu besorgen haben, fanden in der neuen Heimat ein Nachbild der alten, aus der sie verbannt waren: die Ebene von El Bekaa erinnerte an die Ebene von Metidscha, und sie fanden auch hier dieselbe armselige Ausstattung und in einer ganz ähnlichen Kapelle thronte nun auch dasselbe Gnadenbild, das ihnen im Lande der Sidi-Habid Trost vermittelt hatte.
Bald war auch im Libanon das Bild U.L. Frau vom Trost ein Gegenstand besonderer Verehrung. Im November 1881 war es nach Tanaïl gekommen, und schon im Januar 1882 kamen aus dem sechs bis sieben Kilometer entfernten Zahleh viele Wallfahrer,, obschon, wie der Missionär schreibt, „der Libanon sich in seinen Schneemantel gehüllt hatte, dessen Fransen bis ins Tal hinab reichten.“ Am 21. März 1882 schrieb er: „Jeden Sonntag kommen zahlreiche Wallfahrer. U.L. Frau vom Trost ist in der Bekaa schon bekannt.
Sogar muselmännische Frauen in reichen Gewändern kamen und wollten den Segen der Mutter Jesu für ihr Kind erhalten. Mit Seidentüchern und Schleiern, den Geschenken der Frauen, ist jetzt die kahle Mauer der Kapelle geschmückt.
Letzte Woche kam eine Maronitenfrau und wollte der Mutter Gottes ihr Geschmeide schenken, mit der Bitte, dass ihr kleines Kind genese. Der Pater sagte ihr, sie brauche ihr Geschmeide erst dann zu opfern, wenn ihre Bitte erhört sei. ‚O nein,‘ sagte die Frau, ‚das würde sich nicht geziemen. Ich bitte voll Vertrauen um die Genesung meines Kindes. Wenn aber Gott es zu sich nehmen will, so mag er es dennoch tun: er ist der Herr!‘
Der Missionär bestand aber darauf, sie solle ihr Gelübde erst nach der Erfüllung ihrer Bitte lösen, und die fromme Mutter gehorchte. Allein schon am darauffolgenden Sonntag kam sie und hängte ihre Gabe vor dem Gnadenbilde auf; ihr Kind war genesen.“
Einmal kam sogar ein armer Ziegenhirt mit seiner Herde aus einer Bergschlucht des Libanon nach Tanaïl. Seine Ziegen waren krank, und der gute Mann hegte den einfältigen frommen Glauben, die Krankheit werde von seiner Herde weichen, wenn er sie für eine kurze Zeit in den kleinen Hof vor der Kapelle treiben dürfe. Man gewährte seine Bitte, und es scheint, dass sein kindlicher Glaube belohnt wurde.
Das ist die Geschichte U.L. Frau vom Trost im Libanon. Möge die Andacht zur lieben Mutter Gottes auch von dieser neuen Gnadenstätte aus immer mehr Herzen der Liebe und Gnade ihres göttlichen Sohnes zuführen!

(Aus: die katholischen Missionen, 1885)

Madonna della Consolata, bitte für uns!

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