Montag, 25. März 2013

Passionsgebräuche in Sri Lanka

Christusfigur bei Passionsdrama in Jaffna, Sri Lanka

Die Andacht zum Leiden unseres Herrn ist eine der beliebtesten der indischen Katholiken. Die Gebräuche zur heiligen Fastenzeit, die meist noch von den ersten Missionären stammen, haben sich durch Jahrhunderte getreu fortgepflanzt und üben ununterbrochen ihre heilsame Wirkung auf die Gemüter aus. 

So legen in der Diözese Jaffna auf Ceylon die Christen gerne während der Fastenzeit alle Lektüren beiseite, um die „Pasam“, Erzählungen über das Leiden Christi mit Erklärungen, die vor 200 Jahren von dem berühmten und heiligmäßigen Missionär Jakob Gonzalves verfasst wurden, feierlich durchzulesen. Die Lesung geschieht mit lauter, klagender Stimme und vielen Modulationen. Sehr beliebt sind auch die „Oppari“, die Klagelieder der allerseligsten Jungfrau.
Es ist ergreifend, des Abends, wenn die Natur in tiefster Ruhe liegt, diese Gesänge zu Ehren des leidenden Heilandes und seiner Mutter von vielen Stimmen vorgetragen zu hören.

Die Kartage werden durch szenische Darstellungen der Leidensgeschichte gefeiert. Zu den Aufführungen in Jaffna strömen die Katholiken stundenweit herbei, und auch viele Heiden finden sich ein.
Die Stücke und der ganze Apparat sind weit davon entfernt, vollkommen zu sein; aber das Ganze entspricht dem einfachen Sinne der Gläubigen, und die Zuschauer fühlen sich immer wieder tief ergriffen und in ihrem Glauben gestärkt.

Man hat die alten Missionäre oft getadelt, sie hätten sich zu sehr mit Äußerlichkeiten begnügt und zu wenig auf die innere Überzeugung gedrungen. Tatsache ist, dass dort der Glaube erhalten blieb oder leicht wieder geweckt werden konnte, wo die großen äußeren Festlichkeit von Geschlecht zu Geschlecht fortleben.
Ein Band war wenigstens geblieben, das die Neophyten bei gänzlicher religiöser Verwahrlosung und langer Priesternot mit der Mutterkirche zusammenhielt.
Diese Tatsache ist die beste Apologie der alten Glaubensboten, die recht gut das Menschenherz und ihre Neubekehrten verstanden.


(Aus: die katholischen Missionen, 1914)

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