Samstag, 13. April 2013

Der erbauliche Tod Pater Schynses, des ersten „Weißen Vaters“ aus Deutschland

Pater August Schynse M. Afr. (1857-1891)
Bereits in unserer März-Nummer brachten wir zugleich mit den letzten Zeilen P. Schynses aus Bukumbi am Südende des Victoria-Nyansa-Sees die traurige Nachricht von seinem viel zu frühen Tode, die der Draht über Algier gebracht hatte.
Über die Todesart konnten damals nur Vermutungen geäußert werden; jetzt aber liegt uns ein Brief seines Gefährten und Ordensbruders, des P. Levesque, vor, und obschon derselbe von der Tagespresse bereits veröffentlicht ist, wollen wir ihn dennoch, zugleich mit einem Bilde des Verewigten, auch an dieser Stelle mitteilen:

„Am 18. November, abends 8 Uhr,“ heißt es in dem Schreiben, datiert Notre-Dame de Kamoga (Bukumbi), 19. November, „ist er hinweggegangen, um im Himmel den Lohn seiner Mühen zu erhalten; so heilig und erbauend war sein Ende, als es das Ende eines heiligen Missionärs nur sein kann.
Ich kann darüber aus genauester Kenntnis sprechen; denn seit meiner Ankunft in Kamoga war ich sein vertrautester Freund und Gewissensrat, habe ihn nach besten Kräften in seiner letzten Krankheit gepflegt, ihm die Sterbesakramente gespendet und ihm den Abschiedskuss in dem Augenblick gegeben, in welchem er zu letzten Mal den Namen Jesus aussprach und seine Seele Gott zurückgab.
Ich habe viele Christen sterben sehen, auch Priester und Ordensleute, aber niemals habe ich einen so lebendigen Glauben, eine so innige Liebe zu unserem Herrn und eine so vollständige Ergebung in den Willen Gottes gefunden. Er starb infolge des rheumatischen Leidens, an dem er schon lange litt.


Am 15. warf sich dasselbe auf die Brust, dazu trat Rippenfell- und Lungenentzündung und sehr starkes Fieber, welches allen Arzneien trotzte; ebenso wenig vermochten die aufgelegten Zugpflaster den Schmerz in der rechten Seite zu beseitigen.
Seit meiner Ankunft am 9. Oktober litt er stets an Anfällen, die er sich hauptsächlich während seiner Reise von Sansibar hierhin 1890 und nach Uganda zugezogen hatte.
Er täuschte sich nicht über sein Leiden, sondern sprach mir oft von seinem Ende. Am 15. legte er sich mit heftigen Schmerzen in der Seite nieder, um nicht mehr aufzustehen. Montag den 16. wollte er mir eine Generalbeichte über sein ganzes Leben ablegen, am folgenden Tag empfing er die heilige Eucharistie mit einem Glauben, welcher uns zu Tränen rührte. 


Am Mittwoch, gegen 2 Uhr nachmittags, trat ihm nach langem Schlaf der kalte Schweiß auf die Stirn, und wir sahen sofort, dass die Krankheit eine schlimme Wendung nahm.
Ich machte ihn gleich aufmerksam darauf, aber er antwortete lächelnd, es habe nichts zu bedeuten; übrigens sei er bereit, den Willen Gottes zu tun. Um 2 ½ Uhr sagte ich ihm, es sei gut, alles zu tun, um vor Gott zu erscheinen und das Sakrament der letzten Ölung zu empfangen. Er drückte meine Hand an sein Herz und sagte: „Wenn Sie glauben, dass ich so krank bin, tun Sie, was Sie für gut halten.“ 

In Gegenwart aller Brüder spendete ich ihm das letzte Sakrament, tief erschüttert, denn dieser heilige Priester wollte auf alle Gebete antworten und ersuchte mich, langsam zu beten, damit er gut folgen könne.
Dann nahm er wiederholt das Kruzifix, küsste es innig, hob es in die Höhe und rief laut, er wolle in der Liebe des Gekreuzigten sterben. Dann bat er alle, die er etwa durch ein Wort beleidigt habe, um Verzeihung. Mehrmals fragte ich ihn, ob er kein Testament machen wolle, aber er antwortete lächelnd, er habe ja nichts zu vermachen.“


Er ist gestorben, wie er gelebt, als Mann und als Christ, unerschrocken dem Tod ins Auges sehend, dem er so oft die Stirn geboten, in festem Vertrauen auf Jenen, dem er sein Leben geweiht von Jugend an.

Dem Todesbericht folgt auf dem Fuße eine andere Hiobsbotschaft P. Levesques: „Am 28. November wurde unsere Karawane, welche die unter deutschem Schutz stehenden Vikariate von Nyanza und Unjamjembe mit neuen Vorräten versorgen sollte, wider alles Erwarten bloß zwei Tagreisen von hier (U.L. Frau von Kamoga) von feindlichen Völkerschaften angegriffen und sämtlichen Gepäcks beraubt. Unser Schaden beläuft sich auf nahezu 100.000 Franken (80. 000 Mark) und wir werden bald am Allernotwendigsten Mangel leiden, ohne die Mittel zu haben, es uns anzuschaffen.
Da wir die opferwillige Liebe der deutschen Katholiken kennen, so bitten wir Sie ergebenst, die Blätter Ihrer geschätzten Zeitschrift für eine Subskription zu eröffnen…“


Dieser harte Schlag hat jedoch den Mut der Missionäre nicht gebrochen. „Morgen“, so fährt P. Levesque fort, „gehe ich nach Bukoba, wo wir im Schatten der deutschen Flagge eine neue Missionsstation zu eröffnen gedenken. Ich hoffe zuversichtlich, dass unser Appell nicht ungehört verhallen wird.“


(Aus: die katholischen Missionen, 1892)

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