Donnerstag, 9. Mai 2013

Aus einer anglikanischen "Schwester" wird eine echte katholische Schwester


Eine tröstliche Konversion wird aus Puna gemeldet. Hier sind unter den Mahrattis seit vielen Jahren u.a. auch die sog. Cowley Fathers, die man scherzweise auch wohl die „anglikanischen Benediktiner“ nennt, eifrig an der Arbeit. Ihnen zu Seite steht die anglikanisch-ritualisitische Schwesternschaft der sogen. Wantage Sisters. 

Eine der tüchtigsten „Schwestern“ war Miss Mary Rowles, mit ihrem anglikanischen Ordensnamen Schwester Prisca genannt. Sie stammt aus einer guten englischen Ritualistenfamilie, trat mit 17 Jahren in die genannte Genossenschaft und war bereits 17 Jahre lang in Puna tätig. 
Im Besitze einer trefflichen Erziehung und ungewöhnlich begabt, nahm sie als Oberlehrerin der einheimischen Mädchenschule und als Assistentin und Ratgeberin der Oberin innerhalb der Genossenschaft eine hervorragende Stellung ein und genoss das vollste Vertrauen ihrer Vorgesetzten in England und Indien.

Schon öfters waren ihr Konversionsgedanken aufgestiegen. Während sie einst wieder der ritualistischen „Messe“ beiwohnte, kam ihr auf einmal lichthell die Erkenntnis, dass die Kirche Christi doch unmöglich identisch sein könne mit einer durch Parlamentsakt errichteten Kirche. War der Cowley Father, der vorn am Altar stand, nicht gültig geweiht, dann war all diese römische Nachahmung nur eitler Schein. 
Dass diese Weihen aber zweifelhaft, die in der römischen Kirche dagegen sicher gültig sind, müssen die Ritualisten selbst eingestehen. Ist es also nicht besser, ja Pflicht, das Sichere zu wählen? So überlegte Schwester Prisca. 

Bei einem heimlichen Besuch bei den katholischen Schwestern aus der Genossenschaft Jesu und Mariä (in Lyon gegründet, seit 1850 in Indien: Bombay, Puna und Agra, tätig) bat sie um Rat. 
Man riet ihr, sich über ihren Seelenzustand bei ihren anglikanischen Oberen offen auszusprechen. Das geschah. Natürlich großes Erstaunen und Erschrecken darob. Die Lady Superior rief den Cowley Father, der den Schwestern als Gewissensrat diente, zu Hilfe. 
Derselbe erklärte die römischen Tendenzen als Einflüsterungen des bösen Feindes. Schwester Prisca wurde vorläufig von den übrigen getrennt einsam in einer Zelle gehalten, der goldene Ring von ihrem Finger, das silberne Kreuz von ihrer Brust genommen. 
In stiller Einsamkeit wurde ihr Entschluss zum Übertritt fester denn je. 

Mit Schmerzen musste man sie ziehen lassen. Sie trat nun, obschon bereits 47 Jahre alt, in die Genossenschaft Jesu und Mariä ein, wurde am 14. Januar d. J. feierlich eingekleidet mit dem neuen Namen Schwester Odilia zur Erinnerung an die heilige Herzogstochter, die blind geboren, bei ihrer späteren Taufe das Augenlicht wieder erhielt.

(aus: die katholischen Missionen, 1900)

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