Mittwoch, 29. Mai 2013

Ein Marienheiligtum in Südindien




Karankade ist ein christliches Fischerdorf am Ufer der Palkstraße (zwischen Madura und der Nordspitze der Insel Ceylon).
Diese Christen scheinen von der Kaste der Kadeyrs abzustammen, welche der hl. Franz Xaver auf der Insel Ramanancar (oder Rameswaram) taufte.
Von dort siedelten sie an unser Ufer über. Schon im letzten Jahrhundert hatte die bescheidene Kapelle der „Songal-teva-Mada“, der „Mutter Gottes mit dem Zepter“, eine gewisse Berühmtheit, und in vielen Familien war es sogar Sitte, einem Kind den Namen Sengol (Zepter) zu geben.
Dieses Heiligtum scheint in die Zeit des seligen Johannes de Britto zurückzureichen, welcher im Jahr 1693 zu Oreyur, einem etwa 25 km nördlicher gelegenen Dorf, des Martyrertodes starb. 

Unglücklicherweise wurde nach dem Tod des letzten Jesuiten aus der alten Gesellschaft, welcher zur Anfang dieses Jahrhunderts zu Puddupatnam gestorben sein soll, diese ganze Gegend von den Priestern aus Goa sehr vernachlässigt, und so kam der Wallfahrtsort von Karankade fast in Vergessenheit.

Als dann die Mission von Madura in den dreißiger Jahren dieses Jahrhunderts wiederum der Gesellschaft Jesu anvertraut wurde, musste natürlich die erste Sorgfalt der Seelsorge der alten Christengemeinden gewidmet werden. 
Als ich dann 1866 zum ersten Mal die heilige Messe in dieser verfallenen Wallfahrtskapelle las, fühlte ich mich angetrieben, die alte Verehrung U.L. Frau vom Zepter neu zu beleben und der Königin des Himmels ein würdigeres Heiligtum zu bauen. Der Stil ist ein Gemisch von Gothik und Renaissance; die Steine mussten poliert werden und glänzen wie Marmor. 

Das Innere ist geräumig genug, 2000 Inder aufzunehmen. Der Hauptaltar ist das Werk eines Waisenknaben, welcher ihn in Holz schnitzte. Wenn er einmal gemalt ist, wird er sich prächtig machen. Die Verzierungen, die Kapitäle, die Fenster – Alles bietet einen herrlichen Anblick. 
Hinter dem Altar und über denselben erhaben steht der Thorn der Himmelskönigin. Von beiden Seiten laden zwei betende Engel die Inder zu vertrauensvollem Gebet um die Fürbitte Marias ein. 

Pius IX. hat der Kirche den Portiunkula-Ablass verliehen, und der 2. August wird deshalb jährlich mit großer Feierlichkeit begangen. Im letzten Jahr haben mehr als 3.000 Pilger die heilige Kommunion empfangen, um sich dieses Ablasses teilhaftig zu machen. Angesichts der Schwierigkeiten und der großen Entfernung, aus der Viele herbeikamen, ist diese Zahl sehr bedeutend; die Andacht aber, deren Zeuge wir waren, gereichte uns zum größten Troste.“

(Aus: die katholischen Missionen, 1885)

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