Dienstag, 28. Mai 2013

Steyl ist der Weg zum Himmel - Ein Brief vom heiligen Joseph Freinademetz

Der heilige Joseph Freinademetz zeigt einem kleinen Chinesen den Weg zum Himmel

Dem geschätzten Blatte des Steyler Missionshauses entnehmen wir die folgenden Zeilen eines Briefes, welchen der hochw. Provikar Joseph Freinademetz an einen Jugendfreund und Wohltäter der Mission richtet.

Und nun, lieber Freund, hätte ich so manches, was ich Dir mitteilen wollte, aber ich muss mich kurz fassen. Das abgelaufene Jahr war für Süd-Schantung ein Segensjahr. Wir zählen über 9.000 Taufen an Heidenkinder, haben 5.000 Katechumenen und über 2.000 getaufte Christen. So reich hatte uns der liebe Gott bisher noch nie gesegnet. Ipsi soli laus, gloria et honor! Möge er vollenden, was er begonnen. 
Allerdings ziehen eben jetzt schwere Gewitterwolken am Horizont auf; aber der, welcher dem Sturm und Wind gebietet, wacht über seine kleine Herde. Darum unverzagt und rüstig vorwärts, bis wir am Abend unseres Lebens unser Missionskreuz in die Hände Desjenigen zurückgeben, von Dem wir es empfangen! 
Ich will Dir noch mitteilen, dass der 23. Mai 1889 mir beinahe die Krone des Lebens eingebracht hätte.

Um einen Christen zu befreien, der vom Mandarin, eben weil er Christ war, eingezogen worden und mit 800 Stockstreichen bedacht worden war, musste ich in die Stadt, den Mandarin zu sprechen. Alles ging gut; ja der Mandarin gab mir sogar den Christen frei. Ich rüstete mich zur Abreise. 
Da stürmte eine mit schweren Knütteln bewaffnete Rotte in mein Wirtshaus herein, schlug die Tür los, ergriff mich und applizierte mir eine hübsche Portion wuchtiger Schläge; hierauf warf man mich zu Boden und riss mich zur Tür hinaus. 
Mit abscheulichem Kot schmierte man mir das ganze Gesicht voll und schleifte mich so durch die Hauptstraßen der Stadt (Zauschien), unter beständigen Verwünschungen, Todesandrohung usw. Man verdrehte mir jämmerlich die Arme, riss mir ein großes Büschel Haare aus, band mich und warf mich endlich draußen vor der Stadt auf den Boden hin, wo die edle Rotte, die fast ganz aus dem Mandarinat war, mich liegen ließ. 

Ich hatte keine Schuhe mehr, keine Kopfbedeckung, die Kleider waren jämmerlich zerfetzt und beschmutzt, der Wagen in Stücke zerschlagen, meine Messsachen, Taschenuhr, Reisegeld usw. verschwunden. Den ganzen Tag irrte ich umher und die ganze Nacht dazu, bis ich endlich beim anbrechenden Morgen, als die Christen eben zum Morgengebet sich versammelten, halbtot vor Erschlaffung in einer Christengemeinde ankam. Zelebrieren konnte ich nicht, da mir die Messgeräte fehlten.

Ich freue mich und danke Gott für die Beschimpfung, so ich aus Liebe zu Gott leiden durfte.


(Aus: die katholischen Missionen, 1890)