Mittwoch, 15. Mai 2013

Wie zwei seeleneifrige Priester einen zum Islam abgefallenen Katholiken bekehren


Der hochw. Herr Farage, Seelsorger in Tell-Armen (vermutlich Syrien), schreibt: 

„Die Leser der katholischen Missionen werden nicht ungern von einer merkwürdigen Bekehrung hören, die sich jüngst in Mardin ereignete. 
Ein gregorianischer Armenier, Hadaiet-Effendi mit Namen, ein Mann von seltenen Anlagen, Doktor der Medizin, hatte die Religion seiner Väter verlassen und war zum Islam übergetreten, um desto ungestörter seinen Leidenschaften frönen zu können. Er verstieß seine erste christliche Gemahlin und heiratete dann, seinem neuen Bekenntnis entsprechend, nacheinander vier Frauen.

Aber er fand keine Ruhe und kein Glück in diesem Sündenleben und klagte unverhohlen dem P. Angelus von Villarabio, O.S.F., dass nur ein freieres Leben ihn zur Religion Muhammeds verführt habe, dem Herzen nach sei und bleibe er Christ. Im April vergangenen Jahres wurde er von einer heftigen Krankheit niedergeworfen und bald musste man alle Hoffnung auf eine Wiedergenesung aufgeben. P. Angelus hätte den Unglücklichen gerne an sein Geständnis erinnert; aber wie konnte er auch nur daran denken, in seine Nähe zu kommen, da der Kranke beständig von Muselmännern umgeben war? 

Da verfiel er auf ein Mittel, das ihm seine medizinischen Kenntnisse und seine Sorge um die Kranken wohl gestatteten. Er stellte sich als Arzt verkleidet den Anwesenden vor; ein ihn begleitender armenischer Priester spielte den Gehilfen. 
Das Haus war voller Menschen. Mit diesen unterhielt sich der Pater, während sein Begleiter sich dem Sterbenden zu erkennen gab. 
– ‚Wollen Sie im Schoße der katholischen Kirche sterben?‘ fragte er ihn. – ‚Ganz gewiss, mein Vater (hair surpe), ich bin Katholik und als Katholik will ich sterben,‘ antwortete der Kranke mit Tränen in den Augen, ‚hören Sie doch sofort meine Beichte. Guter Gott! Wird er mir wohl meine Sünden verzeihen?‘ – ‚Ohne Zweifel, mein Sohn, haben Sie nur Vertrauen.‘ 
Darauf nahm der Priester die demütige Anklage des Armen entgegen, ohne dass die Umstehenden auch nur bemerkten, was vor sich ging. Zudem suchte P. Angelus ihre Aufmerksamkeit möglichst abzulenken. – ‚O, mein Gehilfe versteht ganz ausgezeichnet die Sprache des Kranken: er redet ihm von dem Anfang und der Ursache seines Übels.‘

Hadaiet emfping sogar die heilige Wegzehrung und die letzte Ölung. Die Muselmänner hielten das alles für Heilmittel. Dann hauchte er unter dem Beistand des Priesters sanft und ruhig seine Seele aus. Kaum hatte sich die Todeskunde verbreitet, als von allen Seiten die vornehmen Muhammedaner herbeieilten, um dem Verstorbenen die letzte Ehre zu erweisen. 

Die beiden Missionäre aber machten sich eiligst von dannen; hätte man sie erkannt, sie wären unfehlbar des Todes gewesen. – Bald bewegte sich ein glänzender Leichenzug dem türkischen Friedhof zu; allein während die Priester (wohl Imame) der Moslims zahlreich vertreten waren und von der Höhe der Minarette die Größe Allahs gepriesen wurde, sah man von ferne einen armenischen Priester dem Zuge folgen, der die Totengebete für die Seelenruhe des Verstorbenen verrichtete.“

(Aus: die katholischen Missionen, 1881)

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