Freitag, 14. Juni 2013

Protestantische Beschreibung der katholischen Missionen

Kathedrale der Erzdiözese Jakarta (Quelle: Gunawan Kartapranata)

Ein ehrendes Zeugnis für die katholischen Missionäre in Ostindien entnehmen wir dem Rechenschaftsbericht der dritten Versammlung der Gesellschaft protestantischer Missionäre zu Batavia (Jakarta): 

„Man kann es nicht leugnen, Rom macht in Indien beunruhigende Fortschritte. Festgeschlossen wie die macedonische Phalanx dringen die Katholiken vor und erkämpfen Sieg um Sieg. Als Kirche macht die römische Kirche einen günstigeren Eindruck auf das Gemüt der Eingeborenen als irgend ein unter dem Namen protestantische Kirche bekanntes Institut. 
Den misslichen Umständen zum Trotz bietet uns die römische Kirche wenigstens das Bild einer wahrhaft einen Kirche. Sie hat nur ein Bekenntnis; ihre Priester und Diener widersprechen sich nicht öffentlich; was der eine als Glaubensartikel hält, wird ihm kein anderer abstreiten. 

In ihrer Einrichtung ist sie der unsrigen weit überlegen. Der Obere unseres höchsten kirchlichen Instituts wird von der Regierung bestellt und ist gewöhnlich irgend ein Staatsrat; an der Spitze der römischen Missionen steht ein Bischof, der vom Heiligen Stuhl ernannt ist und von der Regierung anerkannt wird. 
Dieser Bischof ist meistens im Land selbst ergraut, er besitzt eine wirkliche Autorität und regiert mit fester, achtungsgebietender Hand. 

Die Selbstlosigkeit der Priester Roms ist wahrhaft bewundernswert; man sieht sie das Gehalt, welches die Regierung einigen von ihnen auswirft, brüderlich teilen. 
Diese Missionäre haben Schulen in allen Städten; ihre Anstalten sind in mehr als einer Beziehung ausgezeichnet, alle Welt schätzt sie, und mancher Protestant schreckt nicht vor einer klösterlichen Erziehung seiner Kinder zurück. 

Die Klosterfrauen bilden die ihrer Sorgfalt anvertrauten Mädchen mit wirklich großem Takt aus, und selten findet man eine ihrer Schülerinnen, die nicht mit der größten Liebe von diesen Schwestern spricht. Der Eifer, womit die römischen Priester Spitäler und Gefängnisse besuchen, verdient alles Lob. Die Armee äußert sich nur in einer Stimme über ihre Herzlichkeit und über ihren Opfergeist. 

Daher rührt denn auch das günstige Urteil der Öffentlichkeit und der Regierung. Diese Priester zeigen sich überall voll Mut und Überzeugung, überall sehen sie die Zahl ihrer Anhänger wachsen. Sie wissen sich selbst den Materialismus und Indifferentismus, der in diesen Ländern herrscht, zur Nutze zu machen. (Anmerkung: Eine wohl etwas unlogische Anschuldigung, wie gerade unsere indifferente und materialistische Gesellschaft im Jahr 2013 zeigt, die ja der katholischen Kirche meist im besten Fall nur Gleichgültigkeit entgegenbringt.)
Das kommt aber nur von den gemischten Ehen her. Wie viele Protestanten, denen der Protestantismus gleichgültig geworden ist, fügen sich den Forderungen ihrer katholischen Verwandten, welche unter dem Einfluss der Priester Roms stehen, und lassen ihre Kinder in der römische Religion erziehen!“


(Aus: die katholischen Missionen, 1888)

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