Mittwoch, 25. September 2013

Näheres über den Tod P. Damians (Teil 3)


Fortsetzung von hier

Montag, den 15. April, empfing ich ein Billet von P. Conrardy mit der Anzeige, der Augenblick des Todes sei eingetreten. Ich eilte zu ihm hinüber; aber unterwegs kam mir bereits ein Bote mit der Todesnachricht entgegen. Er ist ohne jeden eigentlichen Kampf ganz ruhig eingeschlummert und starb so eines sanften Todes, nachdem er beinahe 16 Jahre inmitten der Schrecken des Aussatzes gelebt hat. Als guter Hirt hat er sein Leben für seine Schafe dahingegeben. 

Als ich ankam, war er schon mit seiner Soutane bekleidet. Alle Spuren des Aussatzes waren aus seinem Antlitz verschwunden; auch die Wunden an den Händen waren ganz eingetrocknet. Gegen 11 Uhr trugen wir ihn in die Kirche, wo er bis 8 Uhr des folgenden Tages aufgebahrt blieb; die Aussätzigen umringten betend ihren verehrten Vater. Am Montag Nachmittag schmückten die guten Schwestern für ihn einen Sarg; im Inneren schlugen sie denselben mit weißer Seide aus und bedeckten ihn von außen mit schwarzem Tuch, auf welches ein weißes Kreuz aufgenäht war.

Am 16. April las ich für meinen lieben Mitbruder die heilige Messe; nachher setzte sich der Leichenzug in Bewegung. Man zog, an der Spitze das Kreuz, an der neuen Kirche vorüber nach dem Gottesacker. Dem Kreuz folgten die Musiker, die Mitglieder eines Vereins, dann die Schwestern mit den Frauen und Töchtern, der Sarg, welcher von acht weißgekleideten Aussätzigen getragen wurde; hinter dem Sarg schritten der amtierende Priester und P. Conrardy mit den Altarknaben und endlich die Brüder mit den Knaben und Männern.

P. Damian hatte sein Leben auf Molokai in der größten Armut begonnen, so dass er die ersten Nächte unter einem Baum schlafen musste. Seinem Wunsch gemäß, hatte ich während seiner Krankheit unter demselben Baum, einer Pandane, das Grab bereiten lassen. Da ruht nun sein Leib und erwartet die glorreiche Auferstehung. Er ist dem Altar zugewendet. Eine starke Zementschicht schließt das Grab. Da liegen also die glorreichen Überreste des guten P. Damian, den die Welt mit Recht einen Helden der Liebe nennt.


(aus: die katholischen Missionen, 1889

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