Dienstag, 26. November 2013

Kulturarbeit auf Madagaskar

Finarantsoa heute (Quelle: Bernard Gagnon)

Die Ackerbau- und Gewerbeschule der christlichen Schulbrüder bei Fianarantsoa liegt in der Nähe der Hauptstadt der Betsíleos am Anhang des Kianjasoaberges in gesunder Höhenlage. Der zugehörige Grundbesitz umfasst 40 Hektare. 
Die Zöglinge der Anstalt werden hier neben dem Schul- und Religionsunterricht teils im Acker- und Gartenbau, teils in nützlichen Gewerben unterrichtet. 

Für den Feldbau eignen sich namentlich einige fruchtbare Täler. Hier werden Bataten, Zuckerrohr, Maniok, Kaffee, Tee, die Weinrebe und verschiedene Obstarten gezogen. Jeder Zögling hat sein eigenes kleines Grundstück, dessen Erträgnisse ihm zugehören. Um namentlich den Wein und Obstbau im Land zu verbreiten, lassen die Brüder durch ihre Zöglinge an die Familie Steckreifer verteilen. 

Um der Entholzung des Landes entgegenzuarbeiten, wurde bereits eine bedeutende Menge Eukalyptus, Mimosenarten, japanischer Flieder u.a. gepflanzt. Eine gutgepflegte Baumschule liefert nicht bloß den nötigen Bedarf für die Anstalt, sondern gestattete auch die Verteilung von 30.000 jungen Pflanzen an madagassische Familien.

Den notwendigen Dünger für all die Pflanzungen liefert der eigene kleine Viehbestand, ein gut besetzter Hühnerhof und ein Kaninchenstall. Der Anbau der Felder, die Weg, zwei Wohnhäuser, der Damm, der die Wasser eines Tales staut und in einem Bassin sammelt, das den Zöglingen zum Baden und Waschen ihres Linnenzeuges dient, alles ist das Werk der Brüder und ihrer jungen Madagassen.

Etwa 100 Zöglinge werden in verschiedenen Handwerken, Schreinerei, Zimmermanns- und Eisenarbeiten, unterrichtet unter Anleitung eines Bruders, desselben, der die Schreinereiarbeiten in der Kathedrale von Fianarantsoa geleitet hat. 
Die Mehrzahl der Zöglinge ist im Stande, einen Tisch, Stuhl zu machen, einen Eimer oder eine Gießkanne zu klempnern und das Holzwerk eines Baues zu zimmern. die Ausstattung der Schulen von Fianarantsoa und Kianjasoa stammt aus den Werkstätten der Zöglinge.

Die trefflichen Leistungen der Anstalten werden auch von französischen Beamten anerkannt. Und während die wackeren Ordensleute sich solche Verdienste um die Kultivierung und Zivilisierung der französischen Kolonien erwerben, werden sie im eigenen Land durch ungerechte Gesetzte gemaßregelt und vor die Türe gesetzt!


(Aus: die katholischen Missionen, 1901)