Dienstag, 21. Januar 2014

Kreuz und Quer durch die Prärie von Dakota (Teil 2)

Fortsetzung von hier

In dem zehn Meilen entfernten Medicine Root Creek bereitet der rastlos vorandrängende Reisepfarrer einen schwer erkrankten Knaben aufs Sterben vor und will eben neun Meilen weiter fahren, um ein Kind zu taufen. 
Da bringt ein heransprengender Reiter die Kunde, dass in einer Entfernung von 14 Meilen zwei Männer im selben Haus am Sterben liegen. Also rasch die Pferde angetrieben und in sausendem Galopp durch die wellige Prärie. 

Nach 2 ½ Stunden ist der Ort erreicht. Der eine Kranke hat schon mehrmals einen heftigen Blutsturz gehabt. Der andere hat sich den linken Arm gebrochen und fürchtet sich als armes Opfer der Trunksucht vor dem Tod. Für beide ist die Ankunft des Missionärs eine Gnadenfügung. 
Beide machen ihren Frieden mit Gott, und der ältere geht noch in der folgenden Nacht unerwartet in die Ewigkeit. 

Durch Schneewehen und Sturm eilt der Schwarzrock am nächsten Morgen, zunächst das oben erwähnte Kind zu taufen. Auf der Weiterfahrt durch die „Badlands“ wie diese Strecke heißt, führt der gute Engel den Priester in ein katholisches Haus, wo er wider erwarten einige verirrte Schäflein findet: ein Ehepaar, das zwar katholisch getauft, aber protestantisch getraut ist. 
Zwei Kinder sind protestantisch, eines gar nicht getauft. Ein ernstes mahnendes Wort genügt, um alles wieder in Ordnung zu bringen. Reue und guter Wille sind da; ein Tag wird geopfert und die ganze Familie wieder der wahren Kirche zurückerobert und durch den Empfang der heiligen Sakramente gestärkt. 

Nun zurück nach Medicine Root zum Begräbnis des vor zwei Tagen verstorbenen Mannes. Dasselbe wird benutzt, um den Anwesenden auf Englisch und Dakota wieder einmal kräftig ans Herz zu reden.

„In Medicine Root erlebte ich noch einen besonderen Trost. Nach dem Begräbnis kam eine Halbindianerin zu mir und sagte: ‚Hochwürdiger Pater, Sie haben mir versprochen, mich eines Tages zu taufen, es aber immer noch nicht getan.‘ Bis dahin hatte ihrer Aufnahme eine unüberwindliche Schwierigkeit im Weg gestanden. Deshalb hatte ich, ohne den eigentlichen Grund anzugeben, sie auf später vertröstet. 
Durch Gottes Fügung war jetzt die Schwierigkeit gehoben. Daher gab ich ihr den letzten Unterricht und nahm sie am nächsten Morgen durch bedingungsweise Taufe und Beichte in unserem Bethaus, wo ich auch die heilige Messe las, in die Kirche auf.“

Nun wird die Heimfahrt angetreten und auch auf dieser Fahrt hier die Leiche eines verstorbenen Kindes eingesegnet, dort eine sterbenskranke Frau Beicht gehört. 
Müde, zerschlagen, aber voll Dank gegen Gott ist endlich die Mission wieder erreicht. 50 Beichten, 42 heilige Kommunionen, 12 Taufen, 4 letzte Ölungen und eine Trauung waren die Frucht dieses einen Versehganges in der weiten Prärie. 

Ähnliche Fahrten wiederholen sich jeden Monat und noch öfter. Die weiten Entfernungen von einer Gruppe und Ansiedlung oder Familie zur andren, der Mangel an Kirchen und Kapellen machen die Seelsorge dieser weit zerstreuten Herde von armen Indianer recht schwer. 
„In dem ganzen Gebiet, das ich zu besorgen habe und das rund 3.500 englische Quadratmeilen umfasst, ist nur eine Kirche, die zudem noch sehr der Reparatur bedarf. Wer will uns beistehen aus Liebe zum Heiland, diesem Notstand abzuhelfen? Die armen Indianer verdienen es, dass man ihnen in ihrer geistigen und leiblichen Not zur Hilfe kommt.“


(Aus: die katholischen Missionen, 1908)