Mittwoch, 29. Januar 2014

Wahl einer Generaloberin bei den einheimischen Schwestern im Senegal

Mutter Iphigenie, Generaloberin der Töchter vom Heiligen Herzens Mariä

Von allen unter den Negern tätigen Missionären haben die Väter vom Heiligen Geist am meisten sich um die Heranbildung eines einheimischen schwarzen Klerus bemüht. Die Erfolge beweisen die Möglichkeit, aber auch die große Schwierigkeit des Unternehmens. Die Zahl der einheimischen Priester ist daher noch recht gering. Ungleich leichter und besser ist die Heranziehung schwarzer Mädchen zum Ordensstand gelungen. 

Beispielsweise hat die Mission von Senegambien bereits seit fast einem halben Jahrhundert eine einheimische Schwester-Genossenschaft, die „Töchter vom heiligen Herzen Mariä“. Über ihre Gründung wurde bereits früher einmal ausführlich berichtet. Sie hat sich recht gut entwickelt und zählt heute zwischen 30 bis 40 Schwestern, die sechs Klöster besitzen und im Unterricht und im Krankendienst Treffliches leisten.

Am 6 April 1904 starb die letzte Generaloberin Mutter Josepha, eine der Erstlinge, denen der Stifter der Genossenschaft Msgr. Kobes am 9. Juli 1858 den Schleier gab. An ihre Stelle ist jetzt Mutter Iphigenie getreten.

Die Wahl fand unter dem Vorsitz des Apostol. Vikars Msgr. Kunemann statt. Sämtliche Professen nahten sich dem Altar und legten ihren Wahlzettel in die bereitstehende Urne. Schwester Iphigenie ging einstimmig aus der Wahl hervor und empfing vom Bischof den Segen und die Bestätigung. 
Nachdem sie dann das Glaubensbekenntnis abgelegt und auf einem Stuhl Platz genommen, nahten sich ihr die Schwestern, ließen sich auf die Knie nieder und sagten: „Ich verspreche Ihnen, Ehrwürdige Mutter, Ehrfurcht und Gehorsam nach dem Geiste unserer Satzungen.“

So gewöhnlich diese Zeremonie drüben sein mag, schreibt der Bischof, so ergreifend wirkt sie hier in Afrika. Sie beweist, wie tief das Christentum bereits in der schwarzen Rasse Wurzel gefasst hat und dass die Gnade auch in Afrika dieselben Früchte der Heiligkeit und Tugend hervorbringt wie in Europa.


(Aus: die katholischen Missionen, 1905)