Sonntag, 19. Januar 2014

Wenn der protestantische Prediger einen auf „Padre“ macht

(Quelle: Adelbrecht)

Vor uns liegt der erste Bericht des hochw. P. De Cock, einer der Scheutvelder Missionäre, die jüngst der bedrängten philippinischen Kirche zu Hilfe geeilt sind.
Der Apostol. Vikar, Msgr. Agius O.S.B., nahm die neuen Hilfskräfte mit Tränen der Freude auf. Im Augustinerkloster von Manila fanden die Ankömmlinge gastliche Aufnahme und bereiten sich hier auf ihre neue Tätigkeit vor. 
P. De Cock aber eilte nach Bigan, der Residenz des Bischofs Dougherty, für dessen Sprengel, Nueva Segovia, die Scheutvelder bestimmt sind.

Die Stadt Bigan zählt etwa 15.000 Einwohner, meist Leute aus dem Eloranostamme mit starker Zumischung chinesischen Blutes. Die Kathedrale gleicht einer gewöhnlichen Dorfkirche. In Banguet holte P. De Cock den auf einer Firmreise befindlichen Bischof ein. „Er ist ein Mann von 43 Jahren von echt amerikanischer Tatkraft. Er ist fast ununterbrochen auf der Rundfahrt durch seinen Sprengel, keine Kleinigkeit, wenn man bedenkt, dass ordentlich gebahnte Wege und Fahrstraßen selten sind und der Oberhirte oft an einem Tage 12-13 Stunden im Sattel sitzt.“

In Begleitung des Generalvikars Carrol zog P. De Cock weiter, um das von den Scheutveldern zugewiesene Arbeitsfeld näher kennen zu lernen. Die Fahrt in der ärgsten Sommerhitze (Februar-Mai) durch eine wildromantische Gebirgslandschaft in einem einheimischen Rüttelkasten war mühsam genug. Nur ein Erlebnis sei aus dem Bericht ausgehoben.

In Bagum, dem höchstgelegenen Orte der Provinz Lepanto-Bontoc, kehrten die Reisenden bei einem Eingeborenen ein. Eine junge Christin im Dorf lag im Sterben. P. De Cock eilte hin und hatte gerade noch Zeit, dem Mädchen die letzte Lossprechung zu spenden. Es starb während der Sterbegebete. 
Zu seinem nicht geringen Erstaunen erfuhr der Missionär, dass die Kranke regelmäßig von einem gewissen „Padre Stanton“ besucht worden sei. Wer sollte dies sein, da bekanntermaßen kein katholischer Priester in dem Gebiete ringsum wohnte?

Die Sache klärte sich bald auf. In einem drei Stunden entfernten Ort hatte sich ein protestantischer Prediger niedergelassen, der, um das einfache Volk zu täuschen, den katholischen Priesterrock trug, die Sakramente in katholischer Weise spendete und in allem den katholischen Seelsorger nachzuahmen suchte. 
Wie sich herausstellte, hatte derselbe noch einen Kollegen, der es geradeso machte. 
Während P. De Cock und sein Begleiter und sein Begleiter in Bontoc Siesta hielten, ließ sich ein Reverend Spencer anmelden. Um nicht zu stören, hatte er versprochen, später wiederzukommen.

Richtig um 4 Uhr nachmittags stellte sich der Herr in einer enganliegenden katholischen Soutane vor, mit einem großen Kreuz vorn auf der Brust. Er tat ganz vertraut und sagte, er sei glücklich, dass katholische Missionäre zu dem verlassenen Volk zurückkehrten. Seine Einladung zu einem Gegenbesuch wurde höflich abgelehnt.

Abends stellte sich der Reverend abermals vor, diesmal von Frau und Kindern begleitet. Seine Absicht war klar genug; er wollte die Missionäre als Kollegen behandeln, um den Schein aufrecht zu halten, als bestehe zwischen Protestanten und Katholiken kein Unterschied. 
Dies zwang die Missionäre zu einer unumwundenen Erklärung. Sie hielten dem Prediger vor, dass seine unwürdige Nachäffung des katholischen Priesters und Kultus eine Heuchelei und nur dazu angetan sei, das Volk irrezuführen. 
Beschämt und kleinlaut zog der Pseudopriester ab. Die Aufklärung hatte zur Folge, dass er das nächste Mal in seiner Kirche nur noch 15 Zuhörer zählte.

(Aus: die katholischen Missionen, 1908)