Donnerstag, 10. April 2014

Große Missionsbischöfe: Kolumbien – Birma – Kolumbien – Msgr. Eugenio Biffi, Bischof von Cartagena de Indias


Von Südamerika ist wenigstens ein Name in unsere Totenliste einzutragen. 
Es ist dies Msgr. Eugenio Biffi, Bischof von Cartagena (de Indias). Die Stadt, die einstige Königin des karibischen Meers in Kolumbien (früher Neu-Granada), ist namentlich auch bekannt als Schauplatz der einstigen Tätigkeit eines hl. Peter Claver, des „Sklaven der Sklaven“, der hier an einem Haupstapelplatz der schwarzen Menschenware Wunder hingebender Liebe geübt.

Msgr. Biffi ist ein Kind des schönen Mailands, wo er am 22. Dezember 1829 geboren wurde. 1853 zum Priester geweiht, trat er ins Seminar der auswärtigen Missionen von Mailand, und ging 1856 auf besonderen Wunsch Pius IX. mit einem anderen italienischen Mitbruder als „Apostolischer Missionär“ nach Cartagena, um einigermaßen dem schreienden Priestermangel abzuhelfen. 

Nach mehreren Jahren unverdrossener Arbeit rief der Wunsch des Heiligen Vaters ihn plötzlich nach Rom zurück. Nur mit Schmerzen sahen die Katholiken Neu-Granadas ihn scheiden.
„Er geht,“ so lautete die Abschiedsadresse in der gefühlvoll gehobenen Sprache des Südens, „weil der Gehorsam ihn ruft; er verlässt unser Land, wo wir alle weinen in der Erinnerung an seine Tugenden und die Wohltaten, die er uns gespendet. Es weint der Kranke auf seinem Schmerzenslager, da derjenige geht, aus dessen Mund er Worte des Trostes vernommen; es weint der Arme, der aus der Hand des heiligen Priesters empfing, was dieser sich vom eigenen Mund erspart hatte…mögest Du glücklich sein, wohin immer Du gehst. Möge Dein Herz stets entflammt sein von dem gleichen unermüdlichen Eifer, Du gottgesandter Arbeiter im Weinberge des Herrn…Und sollte der Herr des Weinbergs, der aus gerechten Gründen jetzt unsere Bitten unerhört gelassen, Dich einst wieder in dieses Land zurückführen, o dann werden wir von neuem weinen, doch werden es dann Tränen der Freude sein.“

Diese Hoffnung sollte sich auch wirklich nach 23 Jahren erfüllen. Inzwischen aber wies ihm der Heilige Vater ein völlig neues Arbeitsfeld an, diesmal im fernsten Osten. 1866 war nämlich von dem alten Vikariat von Ara und Pegu in Hinterindien das Gebiet zwischen dem Saluën und Mekong als neue Apostol. Präfektur Ost-Birmanien abgetrennt und dem noch jungen Mailänder Missionsseminar anvertraut worden. 

Der hochw. Herr Biffi sollte als erster Apostol. Präfekt mit vier jungen Missionären des Seminars die schwierige Mission eröffnen. Am 6. Dezember 1867 traten sie die Reise an. Kaum in dem neuen Arbeitsfeld heimisch geworden, begann der Apostol. Präfekt mit feuriger Begeisterung das Werk der Bekehrung. Er fand in seinem Gebiet nur etwa 200-300 Katholiken vor. Bald aber mehrte sich die Zahl in erfreulicher Weise, namentlich unter den noch unverdorbenen Bergstämmen der Karenen und Laos, denen sich die Missionäre mit besonderer Liebe zuwandten. Wir haben in früheren Jahrgängen wiederholt aus den Briefen Biffis und seiner Mitarbeiter diese interessanten Volksgruppen geschildert. Jene Briefe zeichnen zugleich das Bild eines echten Apostels, der, keine Strapazen und Gefahren scheuend, fast beständig auf langwierigen Wanderschaften von Stamm zu Stamm die frohe Botschaft trägt.

Tatsächlich verdankt die Mission von Ost-Birma, die heute etwas 10.000 Christen zählt, die Entwicklung vorab der Energie und der Umsicht ihres ersten Apostol. Präfekten. Ihr wandte er auch sein ganzes väterliches Vermögen zu, so dass er später, als er zum zweiten Mal nach Cartagena kam, scherzend sagen konnte, er sei inzwischen Kapuziner geworden, nicht bloß dem Barte, sondern auch der Börse nach. Obgleich er seit mehr denn 20 Jahren aus Cartagena fortgewesen, hatte man dort den jungen seeleneifrigen Priester nicht vergessen, und als es sich 1881 um die Wahl eines neuen Bischofs handelte, wandten sich die Cartagener in dringender Bitte an den heiligen Stuhl, er möge den Hirtenstab in die Hände Biffis legen.

Leo XIII. gewährte den Wunsch. „Ich befand mich“, so schreibt Msgr. Biffi, „in meiner Missionswohnung in Tunghoo, als unerwartet ein Telegramm anlangte. Es enthielt die einfachen Worte. ‚Komm, der Papst ruft dich!‘ Mein Erstaunen war so groß, dass ich infolge der Erregung schwer erkrankte und meine Freunde schon glaubten, dass ich meine Gebeine wohl in Birma lassen würde. Wiederhergestellt begab ich mich auf den Weg nach Rom ohne eine Ahnung, was der Ruf bedeute. 
Wie groß war meine Überraschung, als Se. Heiligkeit mir sagte: ‚Sie gehen nach Cartagena als Bischof!‘“ Umsonst stellte er dem Heiligen Vater seine Unfähigkeit vor und die Schwierigkeit der Aufgabe. Der Papst konnte und wollte den dringenden Wunsch der Katholiken Neu-Granadas nicht unerhört lassen.

Am 19. Februar erhielt der Neuernannte in seiner Vaterstadt Mailand die bischöfliche Weihe und kehrte nun als reifer Mann und als Oberhirt in den Kreis zurück, den er als jugendlicher Priester einst verlassen. Am 19. Juni 1882 landete er im Hafen Cartagenas und wurde mit unbeschreiblichem Jubel empfangen.
Seine bischöfliche Amtsführung ist für die alte Hafenstadt zu einem wahren Segen geworden. 

Nicht nur, dass er die inneren Angelegenheiten der Diözese neu ordnete, die Erziehung des Klerus in die Hand nahm und eine Reihe wichtiger Reformen ins Werk setzte: er war vor allem der Vater seines Volkes und führte auch als Bischof sozusagen das Leben eines Missionärs, indem er persönlich die ganze Diözese auf seinen häufigen Hirtenreisen im Sattel durchzog, wobei er oft genug unter freiem Himmel übernachtete und allen Unbilden der Witterung sich aussetzte.

In seinen letzten Jahren sandte Gott dem eifrigen Oberhirten ein sehr qualvolles Leiden, das ihn am 8. November zum großen Schmerz seiner teuren Cartagener hinwegraffte. R.I.P.


(Aus: die katholischen Missionen, 1897)

Grab von Msgr. Biffi in der Kathedrale von Cartagena (Bildquelle: Baiji)