Msgr. Isidor Clut O.M.I. (sitzend) Courtesy of Bibliothèque et Archives Nationales du Québec / 52327/2074902 |
In der
Neuen Welt, hoch oben im Norden, beschloss am 9. Juli ein echter
Indianerapostel der alten Schule, Msgr. Isidor Clut O.M.I., seinen langen,
beschwerlichen Lebenslauf.
Geboren zu Saint-Rambert (Bistum Valence) in
Frankreich am 1. Februar 1832, trat Clut noch sehr jung in die Missionsgenossenschaft
der Oblaten ein und kam bereits 1858 in die Indianermission von
Athabaska-Mackenzie.
Volle 40 Jahre lang weihte er zuerst als gewöhnlicher
Missionär, dann als Hilfsbischof des Apostol. Vikars von Athabaska (Mackenzie)
seine ganze Liebe und unverwüstliche Kraft der Bekehrung und Christianisierung
der dortigen Indianerstämme und kehrte in dieser langen Zeit nur vier Mal in
die zivilisierte Welt zurück. Es ist unmöglich, dieses tatenreiche Leben in
wenigen Worten zusammenzufassen, und wir müssen auf die ergreifenden
Schilderungen verweisen, welche wir so oft über diese Nordlandsmission auch aus
der Feder Msgr. Cluts gebracht haben.
Die entlegenen Posten am Athabaska und an
den Ufern des Großen und Kleinen Sklavensees waren sein eigentlichstes
auserwähltes Arbeitsfeld. Zwei Winter brachte er ganz jenseits des Polargürtels
zu, wo er vor Erschöpfung und infolge schlechter Nahrung beinahe zusammenbrach.
Fast 30 Jahre lang hat er kaum je frisches Brot gegessen; Fisch, Pemikan
(getrocknetes Fleisch), Wildbret, einige Kartoffeln und etwas Zwieback,
bestehend aus zwei Teilen Gerste und einem Teil Weizen, bildeten in dieser Zeit
seine gewöhnliche Nahrung. Oft genug litt er mit seinen Indianern bitteren
Hunger.
Die Reisen in diesen unermesslichen, bis vor wenigen Jahrzehnten noch
so abgelegenen und unwirtlichen Strichen geschahen im Winter auf Schneeschuhen,
im Sommer in den leichten Birkenkähnen der Indianer. Nur ein einziger Zug von
seinen zahllosen abenteuerlichen und mühsamen Fahrten, die er als Bischof
alljährlich bis in den höchsten Norden hinauf machte: Im Jahr 1882 wanderte er
einst 80 Meilen weit über den gefrorenen Spiegel des Großen Sklavensees. „Das
Eis war glatt, und ich bin mehr als 60 Mal gefallen, so dass meine Knochen ganz
zerschlagen waren.“
Dabei ging
der Speisevorrat vor der Zeit auf die Neige, und die Indianer litten selber
Not. „In einer Nacht verursachte mir der Hunger solche Qual, dass ich
aufstehen, Feuer anzuzünden und mein letztes Stücklein Zwieback essen musste,
um nicht zu erliegen.“
Selbst ein halber Indianer mit den Indianern geworden,
teilte er alles mit ihnen und liebte sie wie seine Kinder. Dafür war er aber
auch wohl die populärste Person von allen „Männern des Gebets“ unter den
Athabaska-Stämmen. Wir haben früher wiederholt einige der naiven Brieflein
mitgeteilt (hier und hier), wie er sie so oft von seinen fern weilenden
Rothäuten erhielt und in denen sie sich angelegentlich erkundigten, was der „Große
Häuptling des Gebets“ mache und wie es ihm gehe. Er kannte ihre Sprache wie
kaum ein zweiter und hatte die zehn Dialekte der Chippewas ohne Grammatik und
Wörterbuch gelernt.
Trotz der
aufreibenden Tätigkeiten und der gewaltigen Strapazen blieb der Mann mit seiner
eisernen Gesundheit rüstig und tätig bis in sein hohes Alter. Im Januar 1899,
also im Alter von 67 Jahren, schrieb er an seinen Erzbischof:
„Meine Knochen
halten noch zusammen, obschon ich noch tüchtig mit anpacke und noch immer meine
Rundfahrten mache. Letzten Winter bin ich nach dem Surgeonsee, 100 Meilen
westlich von der St. Bernhard-Mission (am Kleinen Sklavensee), vorgedrungen und
diesen Winter vom 19. bis 28 Dezember bis zum nördlichen Ende des Sees gefahren,
80 Meilen von hier, um zu firmen. Noch nie hat ein Bischof in dieser Gegend
gefirmt.
Letzten Sommer habe ich zwei Äcker Wald gerodet, um das Feld der guten
Schwestern etwas zu vergrößern. Als der harte Frost mir die Arbeit im Wald
verlegte, nahm ich die Axt und machte 60 Ochsenladungen Brennholz klein. Solche
Dinge gehören zwar nicht zu den bischöflichen Funktionen, aber sie kommen der
Mission zu gute.“
Das sind Missionsbischöfe, wie sie im Buche stehen, wahre
Apostel und Knechte Gottes.
(Aus: die
katholischen Missionen, 1904)